Technologie

Bürger gegen Überwachung: Eine neue Industrie entwickelt sich

Mit der zunehmenden Überwachung entwickeln Designer neue Methoden, der staatlichen Kontrolle zu entkommen: Kleidung gegen Kameras, Schminke gegen Gesichtserkennung, Apps zur Korruptionskontrolle: Im Internet formiert sich für jede neue Überwachungsmethode eine Gegenbewegung.
18.05.2015 12:05
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Jüngst hat der chinesische Internet-Riese Baidu gemeldet, dass seine Supercomputer inzwischen nicht nur den US-Konkurrenten Google in Sachen Bilderkennung überholt haben, sondern im Schnitt auch weniger Fehler machen als Menschen. Damit bekommen auch staatliche Überwacher noch bessere Kontrollmöglichkeiten.

Gleichzeitig formiert sich jedoch eine neue Industrie, die sich der Rückgewinnung der Privatsphäre widmet. Entwickler programmieren Apps, mit denen die Bürger ihre Regierungen zurücküberwachen können. Hacker liefern sich einen Wettlauf um immer neue Verschlüsselungsmethoden gegen staatliche Spähprogramme. Und Künstler und Designer entwickeln Mode, die analoge Lösungen gegen digitale Kontrolle bieten soll.

Der Designer Adam Harvey hat eine Reihe von Methoden entwickelt, die staatliche Kontroll-Technologien austricksen sollen: So macht er etwa mit wenigen Hilfsmitteln aus einem Gesicht ein Anti-Gesicht, das von Überwachungs-Kameras nicht zu erkennen ist.

Seine Designs funktionieren durch  das Verdunkeln von Augen, Nasenrücken und der Form des Kopfes, sowie über die Schaffung von unnatürlichen Kontrasten und Asymmetrien. Gesichtserkennungsalgorithmen funktionieren durch die Ermittlung der Gesichtszüge und die Berechnung fehlender Informationen auf der Grundlage einer angenommenen Gesichtssymmetrie. Das Projekt zeigt, dass ein „Anti-Gesicht“ sowohl die Identität einer Person von Gesichtserkennungs-Software verbergen kann - sei es vor dem der FBI oder vor  Facebook - als auch die Software daran zweifeln lassen, ob überhaupt ein menschliches Gesicht anwesend ist.

Harvey ist einer von einer wachsenden Zahl von datenschutzorientierten Designern und Entwicklern, die neue Möglichkeiten gegen die zunehmende Überwachung erforschen und Verteidigungslinien gegen sie etablieren. Er verbrachte die letzten Jahre damit, Strategien zu entwickeln, um die Kontrolle über die Privatsphäre der Menschen wieder in die eigenen Hände,  Taschen und Gesichter zurückzugeben.

Harvey hat mehrere Projekte und Kooperationen, darunter ein Verfahren zum Spoofing von DNA oder seine Stealth-Wear-Kleidung zur Vereitelung von Drohnen-Angriffen. Die Kleider sollen die Bürger vor den Wärmebildkameras abschirmen, die häufig von militärischen Drohnen eingesetzt werden, um Menschliche Ziele zu erkennen. Auch eine  Hülle für das Smartphone bietet er an, das unerwünschte Funksignale fernhalten soll. All das verkauft er über den „Privacy-Gift-Shop“, ein Online-Handel, der halb Kunst-Projekt, halb ernst gemeintes Geschäftsmodell ist.

Harveys Arbeit basiert auf Zugänglichkeit. Seine Haar und Make-up-Stil-Tipps sind bewusst Low-Cost-Lösungen, um den Bürgern zu ermöglichen, sich ohne großen finanziellen Aufwand gegen die Überwachung zu wehren.

Harvey sagte dem Tech-Blog Rawstory, dass er von Investoren angesprochen wurde, die seine Projekte auf einen traditionelleren Finanzierungsweg schieben wollten, aber daran habe er wenig Interesse. „Ich möchte den Privacy Gift Shop nur in die Lage versetzen, sich selbst zu finanzieren. Er soll eine gute, solide Infrastruktur bekommen.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik NATO: Geringeres Plus bei Verteidigungsausgaben
01.09.2025

Die Verteidigungsausgaben der NATO-Staaten steigen weiter, doch das Tempo verlangsamt sich. Während Europa und Kanada aufholen wollen,...

DWN
Finanzen
Finanzen Pharma-Aktien: Sollten Anleger in der schwachen Phase einsteigen?
01.09.2025

Pharma-Aktien haben 2025 ein schwaches Jahr hinter sich – trotz steigender Medikamentennachfrage und solider Quartalszahlen. Politische...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: KI-Blase, Goldpreis bei 4.000 Dollar und die Schwäche des Septembers
01.09.2025

September gilt historisch als der schwächste Monat für Aktien – doch Analysten sehen Chancen. Während OpenAI-Chef Sam Altman vor einer...

DWN
Finanzen
Finanzen Kapitalfonds erhöhen Druck im Machtkampf um die Bavarian Nordic-Aktie
01.09.2025

Der Machtkampf um die Bavarian Nordic-Aktie eskaliert: Vorstand und Fonds drängen auf Annahme des Übernahmeangebots, während...

DWN
Politik
Politik Flugzeug mit Ursula von der Leyen betroffen von GPS-Störung
01.09.2025

Ein ungewöhnlicher Zwischenfall sorgt für Aufsehen: Ein Flugzeug mit Ursula von der Leyen an Bord gerät ins Visier einer mutmaßlich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Berufungsgericht: Trump-Zölle sind illegal
01.09.2025

Das US-Berufungsgericht hat Trumps Strafzölle für ungesetzlich erklärt – doch vorerst bleiben sie in Kraft. Nun entscheidet der...

DWN
Finanzen
Finanzen Von Innovation zur Verstaatlichung: Wo die Intel-Aktie gescheitert ist
01.09.2025

Intel galt einst als Inbegriff amerikanischer Technologieführung. Doch Milliardenverluste, strategische Fehltritte und politische...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mehrheit der Beschäftigten gegen längere Arbeitszeiten
01.09.2025

Viele Beschäftigte lehnen längere Arbeitszeiten klar ab – trotz politischer Forderungen und wirtschaftlicher Argumente. Eine aktuelle...