Politik

Gegen Russland: EU will schnell an Fracking-Gas aus den USA kommen

Lesezeit: 1 min
19.05.2015 00:15
Die EU will US-Gas importieren und möchte dies auch im TTIP-Abkommen geregelt haben. Die USA gehen nicht auf den Vorschlag ein. Denn die US-Energiekonzerne sind nicht an Gas-Exporten in die EU interessiert, sondern an den Schiefergas-Ressourcen in der EU. Sie wollen direkt auf dem europäischen Kontinent produzieren. Dadurch könnten sie sich Milliarden an staatlichen Fördergeldern sichern.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die EU möchte im Rahmen des TTIP-Abkommens einen Abschnitt über die Energie-Kooperation mit den USA aushandeln. Im Interview mit dem Wall Street Journal sagte der Energiekommissar für die Energieunion, Maroš Šefčovič, dass die EU ihre Energieabhängigkeit von Russland verringern möchte. Deshalb erwarte Brüssel von Washington die Aufhebung der geltenden Export-Restriktionen von US-Schiefergas nach Europa. „Wir glauben, dass das TTIP-Energiekapitel (…) einen wichtigen Beitrag zum Handel beisteuern und die Energiesicherheit der EU garantieren kann“, so Šefčovič.

Die US-Schiefergasindustrie wird imstande sein, 240 Millionen Kubikmeter Gas pro Tag zu verkaufen. Šefčovič sagt, dass die EU der größte Markt und der größte Energie-Importeur der Welt sei. „Ich denke, wir sind ein ganz wichtiges Ziel für die Exporteure“, so der EU-Kommissar. Trevor Kincaid, ein Sprecher der US-Regierung, weist darauf hin, dass die US-Regierung sich bisher noch keine Gedanken über die Unterbringung eines Energiekapitels in das TTIP-Abkommen gemacht hat.

Doch die USA sind offenbar nicht zwangsläufig daran interessiert, Schiefergas massenhaft nach Europa zu exportieren, die Kosten für einen solchen Transport wären untragbar. Den US-Energiekonzernen geht es darum vor Ort in Europa auf die Schiefergas-Ressourcen zuzugreifen. Dafür bietet das TTIP-Abkommen ohnehin genug Spielraum. Ende März hatte das Bundeskabinett in Berlin das umstrittene Fracking-Gesetz gebilligt: Damit öffnete Deutschland den US-Energiekonzernen die Tür nach Europa. Denn nach dem überraschenden Atomausstieg ist Deutschland besonders anfällig und sucht nach Alternativen, um sich aus der russischen Abhängigkeit zu befreien. Hier bieten die Amerikaner Hilfe an und versprechen, mit dem Fracking ein neues Wundermittel gefunden zu haben.

Hinzu kommt, dass sie sich durch derartige Investitionen auf dem europäischen Kontinent Milliarden an staatlichen Fördergeldern sichern wollen. Der EU-Steuerzahler wird am Ende die Fracking-Expansion von US-Konzernen in Europa finanzieren müssen. Die europäischen und amerikanischen Steuerzahler mussten bereits 1,3 Milliarden Euro zahlen, um für US-Firmen einen Terminal für Flüssig-Gas zu errichten.

Energie-Fachleute zweifeln am Fracking in Europa: Die Fördermethode ist innerhalb der EU zu teuer. Der Widerstand innerhalb der Bevölkerung ist groß. Die Amerikaner wollen unter anderem ihre Fracking-Technologie rasch in die Ukraine bringen, um Kiew von Russland loszureißen.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Politik
Politik Die Rezession ist da: Bankrotterklärung Deutschlands?
09.10.2024

Schlechter als erhofft: Die Bundesregierung erwartet für 2024 eine Abnahme der Wirtschaftsleistung. Wie sollen wir da wieder herauskommen?

DWN
Panorama
Panorama Häufigste Ängste der Deutschen: höhere Preise und Migration
09.10.2024

Manche Menschen fürchten um ihren Job, andere machen sich Sorgen wegen steigender Kriminalität oder wachsenden islamistischen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeitsmarkt: Fast jeder Zweite nur noch befristet angestellt. Sind Jobs auf Lebenszeit ein Auslaufmodell?
09.10.2024

Immer kürzer, immer schneller: Befristete Arbeitsverträge sind auch nach der Corona-Pandemie traurige Realität bei deutschen...

DWN
Panorama
Panorama Fußballchef bei Red Bull: Jürgen Klopp als Konzernstratege - kann er das?
09.10.2024

Es gibt verschiedene Management-Typen. Strategen, die von langer Hand planen und sich weder aus der Ruhe bringen noch in die Karten schauen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft US-Wahl: Trump fordert Importzölle - Kanada und Mexiko wären stark betroffen
09.10.2024

Die von Donald Trump geforderten Importzölle der USA könnten Kanada und Mexiko besonders stark treffen. Ihre weltweiten Exporte würden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Selenskyj-Treffen wegen Bidens Absage in der Schwebe - ändert sich die Ukraine-Strategie?
09.10.2024

Der Hurrikan "Milton" in den USA und die Verschiebung des Deutschlandbesuchs von US-Präsident Joe Biden wirbeln die westlichen...

DWN
Politik
Politik Telegram kooperiert jetzt mit den russischen Behörden: Sollte man den Messenger bald verlassen?
09.10.2024

Der Gründer von Telegram hatte lange Zeit nicht vor, mit Russland zusammenzuarbeiten, aber jetzt sieht die Lage anders aus. Russische...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Nahostkonflikt: Israel und libanesische Hisbollah im Eskalations-Modus - Vergeltungsschlag erwartet
09.10.2024

Auf Angriff folgt Vergeltung: Nahezu täglich beschießen sich die libanesische Hisbollah-Miliz und die israelischen Streitkräfte – ein...