Die Aussicht auf verstärkte Anleihekäufe der EZB im Sommer hat den Euro am Dienstag ins Rutschen gebracht. Die Gemeinschaftswährung fiel um fast zwei US-Cent bis auf 1,1120 Dollar. Die Notenbank hatte angekündigt, einen Teil der für Juli und August geplanten Bond-Käufe vorzuziehen. Der schwächere Euro sorgte unter den Dax -Anlegern für Kauflaune: Der deutsche Leitindex mit seinen zahlreichen Exportwerten kletterte um 2,2 Prozent auf ein Drei-Wochen-Hoch von 11.853,33 Zählern. Der EuroStoxx 50 stieg um rund zwei Prozent auf 3662,77 Punkte. Wegen des anziehenden Dollar kamen Dow-Jones - und S&P500 an der Wall Street allerdings bis zum Handelsschluss in Europa kaum vom Fleck.
Die EZB werde wegen der in der Urlaubssaison üblicherweise dünnen Umsätze ihr Anleihe-Kaufprogramm intensivieren, erklärte EZB-Direktoriumsmitglied Benoit Coeure am Morgen in London. Es sei nur logisch, in Monaten mit dünnen Umsätzen eher weniger zu kaufen, um die Kursentwicklung nicht über Gebühr zu beeinflussen, sagte Commerzbank-Analyst Lutz Karpowitz. Am Anleihenmarkt ging es für die Kurse der zehnjährigen Bundesanleihen zeitweise kräftig nach oben. Im Gegenzug fielen die zuletzt stark gestiegenen Renditen in der Spitze auf 0,552 Prozent nach 0,651 Prozent im Geschäft des Vortages.
Gestützt wurde der europäische Aktienmarkt auch durch wieder aufkeimende Hoffnung auf einen baldigen Kompromiss im griechischen Schuldenstreit. Nach den Worten von Arbeitsminister Panos Skourletis dürfte Athen bald einen Durchbruch in den Gesprächen mit seinen internationalen Geldgebern erzielen . Der griechische Leitindex legte 2,6 Prozent zu.
Zu den größten Gewinnern im Dax zählten die Autowerte. Die höheren Pkw-Neuzulassungen im April und der schwache Euro schoben VW um fast fünf Prozent, Daimler und BMW um je etwa 3,5 Prozent an. Der Reifenhersteller Continental punktete mit seinen Übernahmeplänen bei den Anlegern: Der Konzern will sich mit dem Kauf eines Software-Spezialisten für Zukunftsthemen wie dem automatisierten Fahren besser positionieren. Die Aktien legten 3,8 Prozent zu.
Schlechte Karten hatten dagegen Merck, die trotz eines Ergebnisanstiegs im ersten Quartal bei den Anlegern durchfielen. Neben höheren Forschungskosten machte dem Unternehmen ein rückläufiges Geschäft mit seinem Multiple-Sklerose-Mittel Rebif und dem Krebsmittel Erbitux zu schaffen. Die Titel des Pharma- und Chemiekonzerns rutschten 1,7 Prozent auf 100,55 Euro ab.
Ein Auftrag über mehrere Anlagen verschaffte Aixtron neuen Schwung: Die Titel legten im TecDax 4,9 Prozent zu. Mit Käufen honorierten die Anleger das Zahlenwerk des Internet-Dienstleisters United Internet, dessen Aktien um fast acht Prozent in die Höhe schossen.
Die Verlängerung des Vertrags zur Lieferung digitaler Landkarten an Apple trieb in Amsterdam die Aktien von TomTom um 13,2 Prozent hoch.
In New York hielten mit einem Abschlag von bis zu 4,4 Prozent die Aktien von Wal-Mart die rote Laterne. Unter anderem der starke Dollar und höhere Löhne machten dem weltgrößten Einzelhändler im ersten Quartal zu schaffen.