Politik

Drohnen-Abwehr: Demonstrationen gegen staatliche Eingriffe in Privatsphäre

Lesezeit: 1 min
20.10.2012 23:17
Europaweite Proteste gegen das umstrittene Drohnen-Forschungsprojekt INDECT: Die Überwachungsmethoden zur vorbeugenden Kriminalitätsbekämpfung werden von der EU mit rund elf Millionen Euro gefördert. Viele Bürger wissen nicht, wozu ihre Steuergelder eingesetzt werden. Die Demonstranten forderten einen Rückzug des Staates aus der Privatsphäre.
Drohnen-Abwehr: Demonstrationen gegen staatliche Eingriffe in Privatsphäre

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Aktuell: USA: Sprunghafte Verschlechterung auf dem Arbeitsmarkt

In zahlreichen europäischen Staaten gingen Demonstranten am Samstag auf die Straßen und protestierten gegen die Entwicklung neuer Überwachungsmethoden und dessen Einsatz auf öffentlichen Plätzen. Das EU-Project INDECT steht für den Einsatz von unbemannten Drohnen im Stadtbereich durch die Polizei und soll präventiv wirken: gemäß Projektbeschreibung soll durch das Aufspüren auffälliger Verhaltensweisen Straftaten verhindert werden, bevor sie geschehen.

Auf der Kehrseite der Medaille steht der Eingriff in die Privatsphäre der Menschen. Bei INDECT geht es vor allem auch um die Verknüpfung unterschiedlichster Überwachungsarten: "Wenn Kameras im öffentlichen Raum zusammengeschaltet werden, wenn gleichzeitig Internetseiten durchforstet werden, gleichzeitig möglicherweise Drohnen über den Köpfen der Menschen kreisen, da sind Willkür Tür und Tor geöffnet“, sagt FDP-Politiker Alexander Alvaro in einem Interview. Drohnen sind frei im Luftraum beweglich und teilweise unsichtbar. Der Winkel der Aufnahme kann meist nicht kontrolliert werden. Bei Demonstrationen werden Drohnen gezielt auch zur Gesichtserkennung eingesetzt.

In Wien wurde unter dem Motto „Kein Steuergeld für Big Brother“ auf Protestmärschen und Infoveranstaltung gegen das Vorhaben der EU demonstriert. Es besteht noch viel Aufklärungsbedarf bei den Bürgern, berichtete der ORF: "Viele Menschen wissen nicht einmal, dass es ihre Steuergelder sind, die Projekte wie INDECT erst ermöglichen. INDECT wird weit mehr überwachen als nur das Internet, vielmehr ist eine Zusammenführung möglichst vieler Datenquellen das Ziel", sagt Patryk Kopaczynsky, von der Piratenpartei. Die Daten, die vom Staat durch Überwachungsmaßnahmen gesammelt werden, könnten auch mit Profilen auf sozialen Netzwerken zur Identitätsfeststellung abgeglichen werden.

Die Vorwürfe der Demonstranten richten sich vor allem an die mangelnde Transparenz des Überwachungsvorhabens. Für Art, Umfang und Einsatzmöglichkeiten der Überwachung gibt es noch keine politischen Rahmenbedingungen. Beunruhigend ist der Einsatz von Drohnen im Stadtgebiet. In Deutschland hat das Bundesland Niedersachsen bereits seit 2008 Drohnen im Einsatz. Bei „größeren Demonstrationsereignissen oder vor größeren Spielereignissen wie bei Fussballeinsätzen machen wir Übersichtsaufnahmen“, erklärt Marc Günther von der Zentralen Polizeidirektion in Hannover. Auch bei der Grenzüberwachung und bei Kastortransporten kamen bereits Drohnen zum Einsatz.

Die Hacker-Gemeinschaft Anonymous bündelt die Proteste gegen das europäische INDECT-Programm und seinem amerikanischen Pendant „Trapwire“ zu einer öffentlichen Kampagne auf den größten sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter. Dort kann man unter den Hash-Tags #opINDECT und #opBigBrother die Proteste verfolgen. Die Untergrundgruppe verwies bereits bei Protesten im Juni durch eine Video-Botschaft auf die Gefahren einer universellen Überwachung durch den Staat.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Weitere Themen:

Griechenland: Troika-Reformen am Arbeitsmarkt rechtswidrig

DIW: Vermögenssteuer würde 11 Milliarden Euro jährlich einbringen

Spanien: Zwei weitere Regionen brauchen Staatshilfe


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Die Vor- und Nachteile von Krediten: Was Anleger wissen müssen
24.04.2024

Kredite können eine wertvolle finanzielle Unterstützung bieten, bringen jedoch auch Risiken mit sich. Was sind die Vor- und Nachteile und...

DWN
Politik
Politik Europaparlament billigt neue EU-Schuldenregeln nach langwierigen Debatten
23.04.2024

Monatelang wurde über Europas neue Regen für Haushaltsdefizite und Staatsschulden diskutiert. Die EU-Abgeordneten sprechen sich nun für...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...