Finanzen

USA wenden Ukraine-Pleite ab und garantieren Staatsanleihen

Die Ukraine hat am Mittwoch fünfjährige Staatsanleihen in Höhe von umgerechnet 915 Millionen Euro begeben. Die Amerikaner haben Garantien für die Papiere übernommen,. Die Finanzministerin der Ukraine ist Amerikanerin und hat früher für die US-Regierung gearbeitet. Präsident Poroschenko hat mit Michail Saakaschwili einen weiteren US-Vertrauensmann zum Gouverneur von Odessa ernannt.
31.05.2015 01:59
Lesezeit: 2 min

Mit fünfjährigen Staatsanleihen im Gesamtwert von einer Milliarde US-Dollar (rund 915 Mio Euro) hofft die finanziell schwer angeschlagene Ukraine auf dringend benötigte Einnahmen. Die Papiere seien am Mittwoch platziert worden, teilte die Regierung in Kiew örtlichen Medien zufolge mit. Die Auszahlung der Hauptschuld und Zinsen werde von der US-Regierung garantiert, hieß es. Die Rendite übersteigt demnach diejenige von US-Staatsanleihen um 32 Basispunkte, was 0,32 Prozentpunkten entspricht.

Diese Garantie bedeutet, dass die US-Steuerzahler für die Schulden der Ukraine direkt haften. Möglich wurde der Deal, weil mit Natalie Jaresko eine frühere Mitarbeiterin des US-Außenministeriums in Kiew als Finanzministerin wirkt. Jaresko war auch als Investment-Bankerin tätig und hat sich bei ihren Geschäften alles andere als einen tadellosen Ruf erworben. US- Vizepräsident Joe Biden wiederum verfolgt eigene geschäftliche Interessen in der Ukraine. 

Die Ex-Sowjetrepublik steckt weiter in ihrer schwersten Krise seit der Unabhängigkeit 1991. Sie wird besonders vom Krieg im Osten des Landes zwischen Regierungseinheiten und Rebellen wirtschaftlich ausgezehrt. Auch Korruption ist verbreitet. Die Ukraine erhält unter anderem Kredite des Internationalen Währungsfonds (IWF).

Europas zweitgrößter Flächenstaat hatte im Mai 2014 erste Anleihen zu US-Garantien ebenfalls für eine Milliarde US-Dollar mit einer Laufzeit von fünf Jahren an den Markt gebracht. Die Rendite lag bei 1,844 Prozent im Jahr, 28 Basispunkte über US-Staatsanleihen.

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hat unterdessen den in Georgien mit Haftbefehl gesuchten Ex-Staatschef Michail Saakaschwili zum Gebietsgouverneur von Odessa ernannt. Er habe den 47-Jährigen am Samstag in der Hafenstadt am Schwarzen Meer der Verwaltung vorgestellt, schrieb der Staatschef bei Twitter.

Poroschenko hat mehrere Schlüsselposten des krisengeschüttelten Landes mit Politikern besetzt, die nicht in der Ukraine geboren wurden. Saakaschwili erhielt einen ukrainischen Pass. Der Ex-Präsident hatte in Kiew studiert und zu Sowjetzeiten in der Ukraine Militärdienst geleistet.

Der in seiner georgischen Heimat in Ungnade gefallene Saakaschwili wird dort wegen Amtsmissbrauchs per Haftbefehl gesucht. Er war seit Februar bereits Berater von Poroschenko. Wegen einer zunehmend autoritären Politik hatte er in  Georgien die Macht verloren. Es war zu Massendemonstrationen gekommen, die Saakaschwili mit äußerster Härte niederschlug. Am Ende wurde er jedoch vom Hof gejagt und fand in den USA eine neue Heimat, wo er auch lebt. Michail Saakaschwili wurde 2005 von John McCain für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. 

Saakaschwili war nach der Rosenrevolution von 2003 Präsident und schied 2013 aus dem Amt. 2008 hatte die Südkaukasusrepublik Krieg gegen Russland geführt und die abtrünnigen Gebiete Südossetien und Abchasien verloren. In Georgien geriet der Politiker zuletzt in die Kritik, weil er Soldaten zum Dienst in der ukrainischen Armee gegen die Rebellen im Donbass aufgerufen hatte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Immobilien
Immobilien Soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Wohnquartiere überfordert
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reiche fordert den Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland
09.05.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche setzt auf einen schnellen Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland. Die Gründe dafür...