Politik

Theaterdonner in Athen: Finales Feilschen um die Listen

Alexis Tsipras hat einen EU-Vorschlag mit viel Pathos zurückgewiesen. Tatsächlich befinden sich Griechenland und die Troika auf der Zielgeraden. Das Feilschen um Listen ist in der Regel ein untrügliches Zeichen von Verhandlungsfortschritten.
06.06.2015 01:16
Lesezeit: 1 min

Wichtiger als der politische Theaterdonner ist die Reaktion der Investoren in griechischen Staatsanleihen. Ein interessantes Interview dazu gibt Hans Humes von Greylock Capital bei Bloomberg, der griechische Bonds gekauft hat und dies weiterhin für sinnvoll hält, weil er selbst im Fall einer griechischen Pleite noch ein Geschäft machen dürfte und auch jetzt noch gute Chancen sieht, bei Griechen-Bonds einzusteigen.

Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras hat zunächst die neue Reformliste der internationalen Geldgeber als "absurd" zurückgewiesen. Derartig "unrealistischen" Vorschlägen könne die griechische Regierung nicht zustimmen, sagte Tsipras am Freitag in einer Rede für die Galerie vor dem Parlament in Athen. Er gehe davon aus, dass die Liste noch einmal zurückgenommen werde. Allein die Reformangebote, die er in dieser Woche bei seinem Spitzentreffen in Brüssel vorgelegt habe, könnten als Grundlage für eine Lösung des Schuldenstreits dienen. Trotz der unterschiedlichen Auffassungen gehe er davon aus, dass seine Regierung und die internationalen Geldgeber näher an einer Einigung seien als jemals zuvor, sagte Tsipras weiter.

EU-Präsident Jean-Claude Juncker und Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem hatten Tsipras am Mittwoch eine Liste mit Maßnahmen vorgelegt, deren Umsetzung Voraussetzung für neue Kredite ist. Darin verlangen der IWF und die Euro-Partner unter anderem Rentenkürzungen im Umfang von einem Prozent der Wirtschaftsleistung. Auch sollen 800 Millionen Euro durch Einschnitte bei Renten für Geringverdiener gespart werden. Tsipras war im Januar allerdings mit dem Versprechen gestartet, dem rezessionsgeplagten Volk keine neuen Bürden mehr aufzuerlegen.

Die EU und der IWF sind dem Vernehmen nach bereit, Athen in einigen Punkten entgegenzukommen, berichtet die dpa. Auch könnten die Griechen auf 10,9 Milliarden Euro zurückgreifen, die eigentlich für die Rettung maroder Banken reserviert sind. Aus dem aktuellen Hilfspaket stehen weitere 7,2 Milliarden zur Verfügung. Die sind aber blockiert. Möglich ist, dass das Hilfsprogramm über Ende Juni hinaus nochmals verlängert wird. Im Gegenzug pochen die Gläubiger aber auf Reformen.

Athen dringt auf schwächere Vorgaben. Laut Spiegel hat Athen ein Schuldenmoratorium ins Gespräch gebracht. Danach sollten die Zahlungen an IWF und EZB in diesem Jahr ausgesetzt werden.

Die USA bestehen auf einem Verbleib Griechenlands im Euro, um keine unnötigen Turbulenzen an der Südflanke der Nato auszulösen. 

Die griechische Regierung hat keine Eile mit einer Einigung, so lange die EZB die griechischen Banken mit Not-Krediten (ELA) versorgt. So lange laufen die Abhebungen der Griechen beim schleichende Bank-Run nämlich über das Euro-System auf der Uhr der Europäer auf.

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