Politik

Griechenland: Umfrage sieht knappe Niederlage für Tsipras

Einer aktuellen Umfrage zufolge könnten die Ja-Stimmen beim Griechenland-Referendum die Mehrheit erhalten. In diesem Fall ist der Rücktritt von Alexis Tsipras zu erwarten. Die Troika hofft, dann mit einer Technokraten-Regierung den bisherigen Kurs fortzusetzen.
03.07.2015 10:11
Lesezeit: 1 min

In einer Umfrage kurz vor dem Referendum hält sich die Zahl der Befürworter und Gegner des Austeriätskurses in etwa die Waage. 44,8 Prozent der Befragten wollen der Befragung der Zeitung Ethnos zufolge mit Ja stimmen, 43,4 Prozent mit Nein. Zudem sind 74 Prozent der Umfrageteilnehmer für einen Verbleib in der Euro-Zone.

Die EU plant, nach dem von ihr erhofften Sturz der Syriza-Regierung eine Technokraten-Regierung einzusetzen, die dann einen neuen Deal mit der Troika aushandeln könnte. Dies hat EU-Präsident Martin Schulz bereits offen angekündigt. Auch die US-Zeitschrift Foreign Affairs, die die offiziellen Positionen der US-Außenpolitik stets sehr treffsicher interpretiert, geht ganz offen von einem "regime change" aus, warnt allerdings, dass dies für beide Seiten eine gefährliche Strategie sei.

Die griechische Regierung versucht unterdessen, eine Insolvenz zu vermeiden: Das Land hat 3,8 Millionen Euro an Zinsen für eine von Privatinvestoren gehaltene und in japanischen Yen ausgegebene Staatsanleihe zurückgezahlt. . "Wir haben die Kuponzahlung getätigt", sagt ein Regierungsvertreter. Athen muss in diesem Monat 910 Millionen an Zinsen zahlen, davon allein 695 Millionen Euro an die EZB.

Eine entscheidende Rolle wird die EZB spielen: Sie hat angekündigt, die Notkredite nach dem Referendum neu zu bewerten. Dennoch dürfte die EZB auch im Falle eines Nein nicht gleich den Stecker ziehen. Dies hätte nämlich zur Folge, dass die griechische Regierung umgehend eine Parallel-Währung einführen müsste. Damit aber wäre schwere Verwerfungen in der Wirtschaft zu erwarten. Ein Banken-Crash ist dann wahrscheinlich. Dieser würde auch Ansteckungen in Bulgarien zur Folge haben. Die bulgarischen Banken haben einen kleinen Crash vor einigen Monaten nur mit der Zufuhr von europäischen Steuergeldern überlebt.

Politische Instabilität in Griechenland und in Bulgarien wäre jedoch für die USA inakzeptabel: Die Nato hat in diesen beiden Länden ihre wichtigsten Stützpunkte gegen Russland und könnte soziale Unruhen in beiden Randstaaten nicht tolerieren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Trump zündet den Handelskrieg – doch Europa hat das bessere Spiel
03.06.2025

Donald Trump droht mit Strafzöllen, doch Europas Antwort steht längst: Mit stabilen Finanzen und strategischem Kurs könnte die EU zum...

DWN
Politik
Politik Vergessener Kontinent: Afrikas Fluchtkrisen- Milliarden fehlen für humanitäre Hilfe
03.06.2025

Fluchtkrisen in Afrika schneiden bei medialer Aufmerksamkeit, Hilfsgeldern und politischem Engagement besonders schlecht ab. Kamerun ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell: Rücksetzer nach Kurssprung – was Anleger jetzt wissen müssen
03.06.2025

Der Goldpreis ist auf Richtungssuche – trotz Krisen und Zinssorgen. Was steckt hinter der aktuellen Entwicklung, und wie sollten Anleger...

DWN
Politik
Politik Krim-Brücke: Ukrainischer Geheimdienst SBU meldet Angriff auf Kertsch-Brücke
03.06.2025

Die Krim-Brücke ist erneut Ziel eines spektakulären Angriffs geworden. Doch wie schwer sind die Schäden wirklich – und was bedeutet...

DWN
Politik
Politik Ehemalige US-Generäle zur Operation der Ukraine in Russland: Militärische Leistung, die dem Trojanischen Pferd gleichkommt
03.06.2025

Mitten in die Verhandlungen trifft Russland ein Schlag, der tief sitzt: Eine ukrainische Drohnenoffensive zerstört rund 40 strategische...

DWN
Politik
Politik Brüssels Pensionsflop: Milliardenvision scheitert kläglich
03.06.2025

Mit großem Tamtam gestartet, nun ein Desaster: Der EU-weite Rentenplan PEPP sollte Milliarden mobilisieren – doch kaum jemand macht mit....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ungenutztes Potenzial auf dem Arbeitsmarkt: Rekordteilzeit in Deutschland
03.06.2025

Teilzeit-Weltmeister Deutschland hat noch einmal nachgelegt: Die Teilzeit-Quote stieg im ersten Quartal auf einen neuen Rekord. Wie viele...

DWN
Politik
Politik Washingtons Steuerkrieg: Wie Trump Europas Wirtschaft ins Visier nimmt
03.06.2025

Die USA setzen zum wirtschaftlichen Gegenschlag an: Mit Strafsteuern auf europäische Unternehmen und Investoren will Donald Trump Brüssel...