Deutschland versucht seit Jahren, seinen Vorsprung bei den Erneuerbaren Energien zu halten und weiter auszubauen. Aber auch der langsame Atomausstieg führte zu einem rapiden Anstieg bei den Erneuerbaren Energien. Während im Süden die Solartechnik vorherrschend ist, sind vor allem in Mittel- und Norddeutschland große Plantagen von Windkraftanlagen an Land und Offshore gebaut worden bzw. in Planung. Doch die Schwierigkeiten bei der Speicherung des durch Windkraft erzeugten Stroms und das unzureichende Stromnetz in Deutschland sorgen bezüglich der Windtechnik nun aber für starke Auseinandersetzungen zwischen Deutschland, Tschechien und Polen.
Die mittel- und osteuropäischen Länder arbeiten gerade vermehrt daran, ihre Stromleitungen, die die deutschen Stromerzeuger nutzen, während der windreichsten Tage zu kappen. „Deutschland ist sich des Problems bewusst, aber es gibt nicht ausreichend politischen Willen, das Problem zu lösen“, sagte Pavel Solc, der tschechische stellvertretende Minister für Industrie und Handel, dem Nachrichtendienst Bloomberg. „Es ist zu teuer“, fügte er hinzu Ein wirklicher Ausbau und Umbau der deutschen Netze würde mindestens 32 Milliarden Euro kosten, gaben die Netzbetreiber in Deutschland vor einem halben Jahr an. Also „sind wir gezwungen, einseitig defensive Schritte zu unternehmen, um Unfälle und einen Zusammenbruch unseres Netzes zu verhindern“, so Pavel Solc.
Besonders im Winter kann dies zu erheblichen Problemen führen. Vergangenen Februar kam es in Deutschland aufgrund der unzureichenden Nord-Süd-Verbindung fast zu einem Zusammenbruch im Süden, der nicht genügend Energie hatte. Während der starke Wind an der Ostsee die tschechischen und polnischen Stromnetze massiv überlastete und dort entsprechend fast zu einem Zusammenbruch brachte. Wirtschaftlich ist dies für Tschechien und Polen ebenfalls problematisch. Aufgrund des überschüssigen Stroms aus Deutschland mussten beispielsweise das Prager Versorgungsunternehmen CEZ AS und die in Warschau ansässige PGE SA einige Kohlekraftwerke in den westlichen Teilen Tschechiens und Polens vom Netz nehmen
Die Stromnetze der ehemaligen Ostblock-Staaten „sind an ihrem Limit“, so Pavel Solc, wenn die Windkraftanlagen aus Norddeutschland oder von der Ostsee Überspannungen erzeugen. Aus diesem Grund planen die Tschechen und Polen beispielsweise bis Ende des Jahres so genannte Secuity Switches in grenznahen Gebieten zu installieren, um den deutschen Stromzufluss zu regulieren und notfalls ihre Netze von Deutschland abzutrennen.