Finanzen

Börsen-Crash in China: Staatliche Eingriffe verpuffen

In den vergangenen drei Wochen hat der chinesische Aktienmarkt etwa ein Drittel seines Wertes eingebüßt. Die Regierung in Peking hat versucht, diese Entwicklung mit diversen Maßnahmen zu stoppen. Doch die staatlichen Eingriffe sind verpufft.
08.07.2015 14:42
Lesezeit: 2 min

Der chinesische Aktienmarkt hat binnen drei Wochen rund ein Drittel seines Wertes eingebüßt. Das ist der größte Einbruch seit mehr als 20 Jahren. Die chinesische Regierung hat eine Serie von Maßnahmen ergriffen, um den Absturz der Kurse aufzuhalten. Nachfolgend eine Übersicht über die Entwicklung der Krise:

27. Juni: Die chinesische Zentralbank schraubt den Leitzins um 25 Basispunkte auf 4,85 Prozent herunter - die vierte Senkung seit November. Außerdem lockert sie die Vorgaben für Notenbank-Einlagen und gibt den Geschäftsbanken damit mehr finanziellen Spielraum für die Vergabe von Krediten. Börsianer werten diese Schritte als Reaktion auf den Ausverkauf an den Börsen.

29. Juni: Einem Gesetzentwurf des Finanzministeriums zufolge sollen staatlich gelenkte Pensionsfonds die Möglichkeit erhalten, bis zu 30 Prozent ihres Anlagevermögens in Aktien zu stecken. Damit könnten künftig umgerechnet bis zu rund 150 Milliarden Euro dorthin fließen.

Die chinesische Börsenaufsicht kritisiert, das der „Markt schlechtgeredet“ werde und ruft Anleger dazu auf, Ruhe zu bewahren.

Es kursieren Gerüchte über einen möglichen Stopp sämtlicher Börsengänge, ein Verbot von Aktienverkäufen durch institutionelle Anleger sowie eine Stempelsteuer auf Aktienverkäufe. Keine dieser Spekulationen bestätigen sich. Die Behörden genehmigen weiterhin Börsengänge. Einige Firmen kündigen Aktienrückkäufe an.

Trotz der gelockerten Geldpolitik schließt der Shanghaier Leitindex zu Wochenbeginn 3,3 Prozent tiefer. Chinesische Medien sprechen vom „schwarzen Montag“.

30. Juni: Gerüchten zufolge haben in- und ausländische Investoren wie Goldman Sachs oder der Vermögensverwalter China Southern Wetten auf fallende Kurse platziert, um dem Aktienmarkt zu schaden. Die chinesische Derivatebörse CFFEX dementiert, dass mit Hilfe ihrer Index-Futures auf fallende Kurse gesetzt wurde.

Der CSI300-Index der 300 größten chinesischen Werte an der Börse Shenzhen verbucht mit einem Plus von sechs Prozent den größten Tagesgewinn seit 2009. Der Shanghai Composite gewinnt 5,5 Prozent.

1. Juli: Der Aktienmarkt bricht um etwa fünf Prozent ein. Nach Handelsschluss verkünden die Börsen Shanghai und Shenzhen eine Senkung der Transaktionsgebühren ab August.

2. Juli: Die Börsenaufsicht senkt die Auflagen für Sicherheiten, die bei Termingeschäften hinterlegt werden müssen. Außerdem kündigt sie den Aufbau eines Gremiums an, dass Kursmanipulationen aufdecken soll. Die Shanghaier Börse verliert 3,5 Prozent.

3. Juli: Die chinesische Terminbörse sperrt Insidern zufolge 19 Konten für das sogenannte „Short Selling“. Einen Monat lang dürfen über diese Depots keine Wetten auf fallende Kurse platziert werden. Die Shanghaier Börse verliert 5,8 Prozent.

4. Juli: Die 21 größten Börsenmakler des Landes kündigen an, zur Stützung der Kurse gemeinsam umgerechnet mindestens 17,3 Milliarden Euro in Wertpapiere zu investieren. Im Gegenzug erhalten sie billiges Geld von der chinesischen Zentralbank. 28 Unternehmen sagen ihre Börsengänge ab.

5. Juli: Der staatliche Investmentfonds Central Huijin Investment gibt bekannt, zur Stützung der Kurse börsennotierte Index-Fonds (ETFs) gekauft zu haben. Er wolle mit dieser Praxis fortfahren.

6. Juli: Die Börsen eröffnen zu Wochenbeginn mit Kursgewinnen von mehr als sieben Prozent, schließen aber nur gut ein Prozent im Plus. Der Handel mit zahlreichen Aktienwerten wird ausgesetzt.

8. Juli: Die Behörden verschärfen die Auflagen für Sicherheiten bei Wetten auf fallende Kurse chinesischer Kleinwerte. Außerdem fordern sie Banken und Versicherer auf, verstärkt Aktien zu kaufen. Zuvor war der Eisenerz-Preis in China um 5,9 Prozent auf umgerechnet 60 Dollar je Tonne zurückgegangen.

Die Börsenaufsicht warnt vor Panik und irrationalen Verkäufen. Außerdem setzt sie den Handel mit weiteren 500 Aktienwerten aus. Damit können nun fast die Hälfte aller an den Börsen Shanghai und Shenzen notierten Dividendenpapiere weder ge- noch verkauft werden. Die dortigen Leitindizes brechen dennoch um jeweils rund sechs Prozent ein.

Das Kabinett kündigt nach Börsenschluss Investitionen von umgerechnet gut 36 Milliarden Euro in anfällige Bereiche der Wirtschaft an. Außerdem will die Regierung bei großen Infrastruktur-Projekten aufs Tempo drücken.

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