Politik

EU-Präsident Tusk fürchtet Revolution in Europa

Dem EU-Präsidenten Donald Tusk ist die Heftigkeit des Streits über die Zukunft Griechenlands im Euro in die Knochen gefahren: Er spricht offen davon, dass die erbitterten Auseinandersetzungen als Boten einer Revolution in Europa gedeutet werden könnten.
20.07.2015 00:27
Lesezeit: 1 min

Der polnische EU-Ratspräsident Donald Tusk ist schockiert über die heftigen Debatten über die Griechenland-Rettung im EU-Parlament. Er sagte der FT: „Es war das erste Mal, dass ich Radikale mit solchen Emotionen gesehen habe. Es war fast das halbe Europäische Parlament. Deshalb glaube ich, dass niemand ein politischer Gewinner in diesem Prozess ist, auch Deutschland nicht.“

Tusk sagte, er sei besorgt über die „radikale linke Illusion, man könne eine Alternative zum aktuellen wirtschaftlichen Modell der EU bauen“. Tusk bezichtigte die linken und rechten Parteien, dass ihre „extremen“ Positionen zu einer politischen Ansteckung von den griechischen Verhältnissen führen: „Es ist immer dasselbe Spiel, bevor es zu den größten Tragödien in unserer europäischen Geschichte gekommen ist, wenn eine solche taktische Allianz entsteht. Heute können wir ganz gewiss dasselbe politische Phänomen beobachten.“

Tusk gehört derselben Fraktion wie die CDU an. Deren EVP-Sprecher hatte im EU-Parlament den Zorn der Angeordneten auf sich gezogen, als er die linken und rechten Parteien als „Extremisten“ beschimpfte.

Tusk sagte: „Die Atmosphäre ist ein wenig mit der in der Zeit in Europa nach 1968 zu vergleichen. Ich spüre eine, vielleicht noch nicht direkt revolutionäre Stimmung, aber eine starke Ungeduld. Wenn aber Ungeduld von der individuellen Erfahrung zu einem sozialen Phänomen wird, dann ist das die Einleitung von Revolutionen.“

Die EU-Kommission hat im Auftrag von Jean-Claude Juncker ein Geheimpapier entwickelt, das sich mit den Folgen eines Grexit beschäftigt. Die Kommission rechnet demnach mit schweren sozialen Verwerfungen im Fall eines Austritt Griechenlands aus dem Euro.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...