Politik

Russland-Sanktionen: Bauern wollen Rettung durch den Steuerzahler

Lesezeit: 1 min
18.08.2015 23:13
Die Sanktionen Russlands gegen deutsche Agrar-Importe treiben die Bauern auf die Barrikaden: Sie fordern nun, dass der Steuerzahler einspringt, weil die EU-Politik sie von einem ihrer wichtigsten Export-Märkte abgeschnitten hat.
Russland-Sanktionen: Bauern wollen Rettung durch den Steuerzahler

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

"Die Lage ist mehr als angespannt", sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied am Dienstag in Berlin. Die Getreideernte sei im Vergleich zum Rekordjahr 2014 wegen der Trockenheit um rund elf Prozent eingebrochen. Durch den russischen Import-Stopp als Reaktion auf westliche Sanktionen müssten die Produkte jetzt hierzulande verkauft werden und drückten Preise auch für Obst, Fleisch und Gemüse. Die gute Vorjahresernte erhöhe das Angebot zusätzlich. Beim EU-Sondertreffen der Agrarminister im September müsse es daher Hilfe geben, forderte Rukwied. Er schlug die Stundung von Steuerschulden und staatliche Bürgschaften für Kredite vor.

Die Preiseinbrüche im Vergleich zum Vorjahr hätten die Landwirte bis zu einem Drittel ihres Einkommens gekostet. Höhere Lohnkosten, höhere Kosten für Bewässerung und geringere Ernten führten nun zu einer angespannten Lage, die nicht über höhere Erlöse abgefangen werden könne. "Die Preissituation ist desaströs", sagte Rukwied. Er verwies auch auf den Mindestlohn, der gerade Obst- und Gemüsebauern treffe, die auf Erntehelfer angewiesen seien.

Rukwied setzt daher auf EU-Beschlüsse: "Wir haben das Sicherheitsnetz für die Agrarmärkte tiefer gehängt, aber jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo es greifen muss", forderte er. Mit einem schnellen Ende des russischen Import-Stopps im Zuge der Ukraine-Krise rechnet nicht. Er schlug unter anderem eine staatlich geförderte Export-Offensive vor. Zudem könne es Hilfen wie etwa Zuschüsse zur Unfallversicherung geben. Russland ist neben der Schweiz und den USA der wichtigste Exportmarkt für deutsche Agrarprodukte außerhalb der EU. Allerdings bleiben 85 Prozent im Inland oder EU-Staaten.

Positiv wertete Rukwied in der laufenden Erntesaison, dass zumindest die Qualität des Getreides hoch sei. Beim Wein zeichne sich wegen des sonnenreichen Sommers zudem ein guter Jahrgang ab, wenn es auch kurz vor der Lese noch trocken bleibe.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Steinmeier unter Feuer: Kontroverse um Ukraine-Hilfen und Taurus-Lieferungen
30.04.2024

Bundespräsident Steinmeier steht wegen seiner Aussagen zur Ukraine-Hilfe in der Kritik. Politiker werfen ihm vor, seine Rolle nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen SAP Stellenabbau: Abfindungsangebote stehen, 2600 Jobs sollen wegfallen
30.04.2024

Im Rahmen der weltweiten Umstrukturierung von SAP sollen 2600 Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut werden. Nun wurden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ukraine-Krieg: So ist die Lage
30.04.2024

Ukraine ruft nach dringender Militärhilfe, während tägliche Raketenangriffe weiterhin zivile Opfer fordern. Selenskyj und Stoltenberg...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Massenprotest bei Thyssenkrupp: Beschäftigte fordern Arbeitsplatzerhalt
30.04.2024

Bei Deutschlands größtem Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel ist viel im Umbruch. Arbeitnehmervertreter fordern Standortgarantien und...

DWN
Immobilien
Immobilien Vonovia dreht das Blatt: Gewinn nach Milliardenverlust
30.04.2024

Nach einem harten Jahr meldet Deutschlands Immobiliengigant Vonovia einen beeindruckenden Gewinn – ein Wendepunkt. Seine Aktie springt...

DWN
Finanzen
Finanzen Einzelhandel erlebt Umsatzsprung: Hoffnung auf Konsumaufschwung wächst
30.04.2024

Deutschlands Einzelhandel verzeichnet den stärksten Umsatzanstieg seit über zwei Jahren, mit realen Zuwächsen und positiven Aussichten...

DWN
Technologie
Technologie Rakete eines deutschen Start-ups soll in den nächsten Tagen ins Weltall starten
30.04.2024

Elon Musk hat auch klein angefangen: Erstmals seit Jahrzehnten soll nun eine kommerzielle Trägerrakete eines deutschen Unternehmens...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschlands Wirtschaft trotzt Erwartungen: Wachstum statt Rezession im ersten Quartal
30.04.2024

Deutschlands Wirtschaft wächst trotz düsterer Prognosen: 0,2 Prozent Wachstum im ersten Quartal. Auch der Einzelhandel gibt Anlass zur...