Politik

Spanien: 800 Euro Strafe für Facebook-Foto eines Polizeiautos

Lesezeit: 1 min
20.08.2015 23:32
Das Foto eines Polizeiautos kostet eine Spanierin 800 Euro. Sie hatte das Bild des Fahrzeugs gepostet, wie es auf einem Behindertenparkplatz steht. Die Beamten schickten ihr einen Bußgeldbescheid, weil sie sich in ihrer Ehre verletzt fühlten. Seit Juli gelten in Spanien strenge Sicherheitsgesetze, die Meinungsfreiheit und Demonstrationsrecht massiv einschränken.
Spanien: 800 Euro Strafe für Facebook-Foto eines Polizeiautos

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Eine Spanierin muss 800 Euro Strafe zahlen, weil sie ein Foto eines Polizeiautos auf Facebook gepostet hat. Das Auto parkte auf einem Behindertenparkplatz. Nur 48 Stunden nach der Veröffentlichung ging der Bußgeldbescheid ein, obwohl der Post längst wieder gelöscht war, wie die spanische Zeitung Petreraldia berichtet.

Bei der Strafe berufen sich die Beamten auf die neuen spanischen Sicherheitsgesetze, auch Knebelgesetze genannt. Diese untersagen seit Juli etwa den „nicht autorisierten Gebrauch von Bildern oder persönlichen Daten von Sicherheitskräften“. Allerdings ist auf dem Foto kein einziger Beamter, sondern lediglich ein Fahrzeug zu sehen.

Die Polizisten jedoch argumentieren, sie fühlten sich durch das Bild „in ihrer Ehre verletzt“, da sie nur wegen eines dringenden Einsatzes falsch geparkt hätten. Mit dieser Argumentation sind die Polizisten nach den neuen Gesetzen quasi immer im Recht: Ein besonders umstrittener Paragraf darin macht das „respektlose Verhalten gegenüber Beamten“ zum Vergehen.

Die Formulierung lässt den jeweiligen Polizisten genügend Spielraum für willkürliche Entscheidungen und hat sich offenbar unter den Polizisten in Spanien bereits rumgesprochen: Der aktuelle Fall ist bereits das zweite Mal, dass Polizisten „respektloses Verhalten“ im Internet bestrafen. Erst vor wenigen Wochen hatten Polizei-Kollegen einen spanischen Bürger finanziell bestraft, weil er die Polizei auf Facebook als „Drückeberger“ bezeichnet hat.

Das sind längst nicht die schlimmsten Strafen, die Spaniens Bürgern seit Einführung des  rigiden Gesetzes drohen. Seitdem können Bürger für 44 neue Delikte belangt werden, die ihre Bürgerrechte massiv beschränken. Insbesondere die Meinungs- und Demonstrationsfreiheit ist betroffen: So kann die  Teilnahme oder den Aufruf zu spontanen Demonstrationen vor dem Parlament bis zu 600.000 Euro kosten. Das Gesetz wird auch von Juristen kritisiert, da die Behörden die Strafen ohne richterlichen Beschluss beschließen und durchsetzen können.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kommunikation im Wandel – Was es für Unternehmen in Zukunft bedeutet
25.04.2024

In einer Ära schneller Veränderungen wird die Analyse von Trends in der Unternehmenskommunikation immer entscheidender. Die Akademische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...