Deutschland sollte nach Einschätzung Serbiens Finanzhilfen für jene Flüchtlinge senken, die aus wirtschaftlicher Not ins Land kommen. Die finanziellen Anreize in Deutschland überstiegen den Durchschnittsverdienst in Serbien von 400 Euro im Monat, sagte Ministerpräsident Aleksandar Vucic der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. "Deutschland sollte die Bezüge auf 200 Euro senken, dann kämen sofort 80 Prozent weniger Flüchtlinge vom Balkan." In den Reihen der CDU war zuletzt eine Kürzung des Taschengelds für Asylbewerber gefordert worden. Derzeit sind Tausende Flüchtlinge auf dem Weg durch Serbien in Richtung Westeuropa. Viele kommen über das angrenzende Mazedonien ins Land.
Doch trotz des wachsenden Andrangs von Flüchtlingen will die Belgrader Regierung keinen Sperrzaun errichten. Zwar gebe es in Serbien Politiker, die eine ähnliche Abriegelung forderten, wie sie Ungarn derzeit baue, sagte Vucic dem Blatt. Doch dieser will dies verhindern: "Das werde ich nie zulassen", sagte er. "Sich derart zu verbarrikadieren, gibt ein verheerendes Bild von Europa ab." Um sich für den Winter zu wappnen, baue sein Land vielmehr drei neue Erstaufnahmelager und verdopple die Unterbringungskapazität. Er würde es begrüßen, wenn sich die Europäische Union (EU) an den neuen Unterkünften beteiligte. "Wir sind ein armes Land, und die Leute wollen ja gar nicht zu uns, sondern in die EU." Bisher habe Serbien für die Flüchtlingsbetreuung erst 390.000 Euro von der EU erhalten.
Vucic ist offenbar mit seiner Empfehlung auf Deutschland-Tour: Erst am Montag hatte er dem Handelsblatt den selben Vorschlag zu Protokoll gegeben. Er hatte in diesem Zusammenhang auch Griechenland attackiert: "Es ist schon unglaublich feststellen zu müssen, dass die Migranten den Boden der EU in Griechenland betreten und dort die Behörden offenbar keine Verpflichtung verspüren, die Flüchtlinge zu registrieren." Viele würden von Griechenland über Mazedonien nach Serbien ohne irgendwelche Papiere kommen.
Erst im Juli hatte Angela Merkel Serbien fest versprochen, dass die Aufnahme des Landes in die EU weiter auf der Tagesordnung stehe. Auch Albanien versprach die Kanzlerin den EU-Beitritt.