Die Europäische Zentralbank (EZB) baut sich in Frankfurt einen 185 Meter hohen Wolkenkratzer. Die Baukosten liegen inzwischen bei mehr als einer Milliarde Euro, sagte EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen beim Richtfest. Bis 2013 soll der Neubau fertig sein. Da er jedoch vier Kilometer von der berühmten Frankfurter Skyline entfernt ist, widersprachen die Planungen eigentlich dem Stadtentwicklungsplan der Bankenmetropole. Dieser sollte unter anderem sicherstellen, dass die Skyline nicht zerrissen wird, denn die Hochhäuser im Bankenviertel sind zum weltweiten Erkennungszeichen der Stadt geworden. Die Skyline sollte bewahrt werden.
Doch für die EZB hat man in Frankfurt eine Ausnahme gemacht. „Von einer EZB darf man nicht erwarten, dass sie allen Vorgaben der Hochhausentwicklungsplanung folgen wird“, sagte Martin Hunscher vom Frankfurter Stadtplanungsamt dem Medienprojekt Eurozone Ostend. Als Institution der europäischen Union komme der EZB eine besondere Bedeutung zu. „Deshalb haben sich Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Mühe gegeben, dass die EZB auch in Frankfurt bleibt”, so Hunscher. Hinter solchen Entscheidungen stünden immer auch wirtschaftspolitische Interessen. Die Stadtverordneten hätten sich deshalb bewusst dazu entschlossen, ihre Prinzipien über Bord zu werfen.
Der EZB-Neubau falle aufgrund seiner Größe „völlig aus dem Rahmen“, sagte auch Doris Letzgus vom Nachbarschaftszentrum Ostend den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Die Entscheidung für den EZB-Neubau im Ostend wurde schon im Jahr 2002 getroffen. Der Stadt fehlte es an Investoren für die denkmalgeschützte Großmarkthalle. Daher verkaufte sie das Areal an die EZB für den Bau ihres neuen Hauptsitzes. Doch dabei sei der Denkmalschutz „umgangen worden“, so Doris Letzgus. Von der Großmarkthalle sei nicht viel geblieben. Die Menschen im Bezirk müssten sich seit Jahren mit steigenden Mieten arrangieren, sagte Letzgus. Es sei auch noch nicht abzusehen, wie sich die Mieten entwickeln werden, wenn das Gebäude erst einmal fertig sei. Manche Vermieter machten nichts und warteten ab, „bis die EZB kommt“.