US-Unternehmen sind mit über vier Billionen Dollar verschuldet, die in den kommenden fünf Jahren zurückgezahlt werden müssen. Die Aussicht auf eine baldige Zinswende und strengere Kreditkonditionen in den USA könnte die Lage der Unternehmen weiter verschärfen und eine Pleitewelle auslösen. Steigt der Leitzins um ein Prozentpunkt, bedeutet das für die Unternehmen 15 bis 20 Milliarden Dollar Mehrausgaben für Zinsen netto. Die FT zitiert Analysten, die fürchten, dass diese Entwicklung zahlreiche Unternehmen in existentielle Schwierigkeiten bringen könnten. Denn anders als die Aktienkurse haben sich die Umsätze nicht positiv entwickelt: Viel Unternehmen lieferten ein gutes Ergebnis, weil sie auf Investitionen verzichtet haben.
Das Rätselraten über den Zeitpunkt der Zinswende in den USA hat die Anleger zum Wochenschluss vorsichtig gestimmt. Bei dünnen Umsätzen verbuchten die US-Börsen am Freitag Gewinne. Die Nervosität vor der Zinsentscheidung der Fed am Donnerstag führte zu einem schwankungsanfälligen Handel mit deutlichen Aufs und Abs. "Das wird bis zu dem Fed-Treffen auch so bleiben", sagte Analyst Randy Frederick von der Bank Charles Schwab. "Und falls die Fed sich kommende Woche gegen eine Zinserhöhung entscheidet, wird es so weitergehen und möglicherweise noch viel länger anhalten."
In Erwartung der Zinswende hatten US-Konzerne zwischen von 2012 bis 2014 jährlich eine Billion Dollar aufgenommen, um von der Niedrigzins-Politik der Fed zu profitieren, berichtet die Financial Times. Die Unternehmen hatten bisher einen einfachen Zugang zu Cash, um Übernahmen, Rückkäufe und Dividendenstrategien zu finanzieren. Der Aktienmarkt entwickelte sich auf diesem Weg euphorisch. Bei genauerem Hinsehen entspricht der kreditfinanzierte Aktienrückkauf jedoch der China-Blase. Nur haben dort Privatpersonen auf Pump gekauft und nicht die Unternehmen.
In der ersten Hälfte des aktuellen Jahres hat sich die Kapitalaufnahme auf dem Anleihenmarkt durch Blue-Chip-Unternehmen, also Unternehmen mit besonders hohem Wert wie Apple, Comcast oder Exxon, im Vergleich zum Vorjahrszeitraum um 50 Prozent erhöht. Die Kapitalaufnahme von Unternehmen, die über Ramschanleihen verfügen, stieg hingegen im ersten Halbjahr 2015 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um insgesamt 21 Prozent.
Nach jeder längeren Phase von Leitzinserhöhungen schnellten die Ausfallraten bei Unternehmensanleihen in die Höhe. Unternehmen konnten nicht mehr zahlen. So stieg nach der Zinserhöhungsphase 2004-2007 die Ausfallrate für Unternehmensanleihen von 1,1% auf bis zu 14,8% im Oktober/November 2009. Ähnliches lässt sich auch nach vorhergehenden Zinserhöhungsphasen beobachten.