Politik

USA bitten Russland und Iran um Vermittlung in Syrien

US-Außenminister John Kerry hat Russland und den Iran gebeten, im Syrien-Konflikt zu vermitteln und Präsident Assad zu einer Mitwirkung an einem Frieden zu bitten. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier ist hocherfreut, dass Washington und Moskau in Syrien kooperieren wollen. Allerdings bleibt die US-Strategie in Syrien äußert undurchsichtig.
20.09.2015 15:57
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

US-Außenminister John Kerry hat Russland und Iran gebeten, ihren Einfluss auf den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad geltend zu machen, um ihn von Verhandlungen über eine politische Lösung des Konflikts zu überzeugen.

Kerry hatte am zuvor eingeräumt, dass der Sturz Assads nicht mehr das erste Kriegsziel der USA sei. Die Russen hatten sich zur Zusammenarbeit nur unter der Bedingung bereit erklärt, dass Washington seine Pläne zum Sturz Assads aufgebe. Kerry sagte zwar, dass man weiter nichts mit Assad zu tun haben wolle, einen Zeitpunkt für eine Ablösung aber offengelassen: „Das muss nicht in einem Tag oder in einem Monat passieren“, sagte er nach einem Gespräch mit seinem britischen Kollegen Philip Hammond in London. Russland will seinerseits nicht an Assad festhalten, weil die Russen genau wissen, dass Assad wegen seiner brutalen Kriegsführung auf Dauer nicht haltbar ist. Außenminister Sergej Lawrow hatte in den vergangenen Wochen erste Gespräche mit syrischen Oppositionsgruppen geführt, um eine zivile Neuordnung in Syrien einzuleiten.

Außerdem haben russische Truppen offenbar bereits Stellung bezogen, wie ein russisches Video zeigt (am Anfang des Artikels).

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier wertet die neue Dialogbereitschaft zwischen Russland und den USA als Fortschritt. In die Syrien-Krise komme endlich wieder Bewegung, sagte Steinmeier der Bild-Zeitung vor einem Treffen mit US-Außenminister John Kerry in Berlin. Es sei zu begrüßen, dass die USA und Russland nicht übereinander, sondern wieder miteinander über die Lage in Syrien redeten und sich dabei auch über militärische Fragen austauschen wollten. Im syrischen Bürgerkrieg sind 250.000 Menschen getötet worden, etwa zwölf Millionen sind auf der Flucht.

Die Briten wollen, wie auch Israel, sicherstellen, dass ein Militäreinsatz Russlands nicht dazu führe, extremistische Gruppen oder Gegner der Nato wie die Hisbollah unter der Hand zu stärken. Hammond sagte, die Lage in Syrien werde durch Russlands zunehmendes militärisches Eingreifen in den Konflikt komplizierter. Russland hat nach Angaben aus US-Regierungskreisen schweres Militärmaterial wie Kampfpanzer, Hubschrauber und Marineinfanteristen auf den syrischen Stützpunkt Latakia gebracht. Auch mehrere Kampfjets sollen dorthin verlegt worden sein. Damit könnten russische Luftangriffe in Syrien eine Option werden. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu reist am Montag nach Moskau.

Im ersten direkten Gespräch der Verteidigungsminister beider Länder seit mehr als einem Jahr vereinbarten Ashton Carter und Sergej Schoigu am Freitag, Maßnahmen zur Lösung des Konflikts sowie den Kampf gegen die Islamisten-Miliz Islamischer Staat (IS) näher zu erörtern. Russland hat den Einsatz von Bodentruppen nicht ausgeschlossen.

Die Aktivitäten der USA in Syrien bleiben allerdings weiter undurchsichtig: Seit Freitag sind nach Reuters-Informationen 75 von den USA ausgebildete syrische Rebellen in das Bürgerkriegsland ein, wie die oppositionsnahe Syrische Beobachterstelle für Menschenrechte erklärte. Die Aufständischen hätten die Grenze mit zwölf Fahrzeugen überquert, die mit Maschinengewehren bewaffnet seien. Ein hochrangiger US-General hatte dem Kongress in Washington am Mittwoch behauptet, dass nur noch vier oder fünf von den USA ausgebildete syrische Rebellen in dem Land kämpften. Das US-Ausbildungsprogramm für bis zu 5.400 Kämpfer pro Jahr hatte im Mai begonnen und sollte den Kampf gegen den IS vorantreiben, ohne dafür amerikanische Bodentruppen einzusetzen.

Die Strategie könnte jener in Afghanistan und dem Irak folgen, wo die Amerikaner ebenfalls versucht hatten, ihre Interessen durch lokale Warlords durchzusetzen. Die Strategie ist allerdings völlig gescheitert: Afghanistan ist ruiniert, ein signifikanter Anteil der Vertriebenen, die nach Europa kommen, sind auf der Flucht vor Korruption und Anarchie in ihrer Heimat. Der Irak ist von Korruption zerrüttet und faktisch unregierbar geworden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Bamf-Chef persönlich für Asyl-Wende - Rücktritt gefordert
01.04.2025

Bamf-Chef Hans-Eckhard Sommer fordert eine radikale Wende in der deutschen Asylpolitik. Statt individueller Anträge plädiert er für eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa-ETF-Vergleich: Wie Sie mit Europa-fokussierten ETFs Geld verdienen - und welche Europa-ETF sinnvoll sind
01.04.2025

Da die Trump-Administration die Unterstützung für die Ukraine zurückfährt, protektionistische Zölle erlässt und sich von der...

DWN
Politik
Politik Reform Arbeitszeitgesetz: 8-Stunden-Tag nicht mehr zeitgemäß?
01.04.2025

Union und SPD schlagen vor, aus der täglichen eine wöchentliche Höchstarbeitszeit zu machen. Von der Wirtschaft gibt es Zuspruch, die...

DWN
Politik
Politik Stephan Weil: Niedersachsens Ministerpräsident (SPD) zieht sich aus Politik zurück
01.04.2025

Stephan Weil beendet nach mehr als zwölf Jahren als Ministerpräsident von Niedersachsen seine politische Karriere. Mit einem klaren Kurs...

DWN
Politik
Politik Fußfessel: Le Pens Partei ruft zu frankreichweitem Protest auf
01.04.2025

Marine Le Pen wurde wegen Veruntreuung öffentlicher EU-Gelder verurteilt. Das Urteil verbietet ihr vorerst die Teilnahme an Wahlen und...

DWN
Politik
Politik Über eine Milliarde Euro für Lobbyarbeit: In welchen Bereichen Konzerne besonders oft Einfluss nehmen
01.04.2025

Lobbyisten gaben 2023 rund eine Milliarde Euro für Einflussnahme auf Bundesebene aus. Eine Gesetzesänderung von 2024 verschärft die...

DWN
Politik
Politik Nato: Die Möglichkeit eines Zusammenbruchs ist real
01.04.2025

US-Präsident Donald Trump hat das westliche Verteidigungsbündnis Nato in eine historische Krise gestürzt. Die Bedrohung kommt nicht von...

DWN
Technologie
Technologie Arbeitsmarkt: Top-Berufe, die es vor 20 Jahren noch nicht gab
31.03.2025

Eine Studie von LinkedIn zeigt, wie Künstliche Intelligenz (KI) neue Jobs und Fähigkeiten schafft, Karrieren und Arbeitswelt verändert:...