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Derzeit kontrolliert die syrische Armee immer noch ein Drittel von Aleppo. Die Stadt ist mit dem Rest der von der Regierung kontrollierten Zonen durch eine schmale Straße verbunden. Doch diese Straße steht kurz davor, von Gruppierungen wie Al-Qaida oder dem IS erobert zu werden. Deshalb ist das Assad-Regime gezwungen, mit den Kurden-Milizen der YPG, die den syrischen Ableger der PKK bilden, zu kooperieren. Die Kurden hingegen möchten einen Korridor zwischen den Kantonen Afrin und Kobane und dem kurdischen Teil von Aleppo schaffen, berichtet der Think Tank Washington Institute for Near East Policy. Der Autor des Berichts, Fabrice Balanche von der Universität Lyon, empfiehlt der US-Regierung daher, mit den Russen zu kooperieren, um die YPG nicht als Verbündete zu verlieren.
Der syrische Kurden-Chef Salih Muslim hatte am 1. Oktober in einem Interview für al-Monitor gesagt, dass die syrischen Kurden an einer Allianz mit Russland und Assad interessiert seien. Muslim will nach eigenen Angaben nicht nur für die Kurden kämpfen, sondern auch mit jeder Macht zusammenarbeiten, die gegen den IS kämpft. Die Türkei hingegen befürchtet, dass sich entlang ihrer südlichen Grenzen eine neue Kurden-Region bildet, die die Türkei destabilisiert. Doch der Kurden-Chef in Syrien fürchtet eine türkischen Intervention. Russland habe der Regierung in Damaskus versprochen, jedweder Intervention der Türken in Syrien zu begegnen. Schließlich sei auch der kurdische Teil Syriens immer noch ein Teil von Syrien.
Der Kampf um Aleppo scheint sich für die Russen schwieriger zu gestalten als gedacht: Die FT zitiert syrische Gruppen und anonyme Militärs mit der Aussage, der IS habe am Donnerstag die nördlichen Stadtteile von Aleppo überrant und beträchtliche Geländegewinne verbucht. Eine unabhängige Bestätigung dieser Meldung liegt vor. Allerdings spricht die Tatsache, dass die offiziellen russischen Medien zu dem Thema bisher schweigen, dafür, dass der Einsatz in Syrien doch nicht so reibungslos verlaufen könnte wie geplant.
Fabrice Balanche rät der US-Regierung dennoch, nicht darauf zu hoffen, dass Syrien zum neuen Afghanistan für Putin wird. Die Amerikaner sollten lieber versuchen, sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen und sicherzustellen, dass sie auch bei der Neuordnung des Nahen Ostens weiter ein Wort mitreden können. Auch in der US-Administration gibt es gewichtige Stimmen, die diese Strategie empfehlen.