Die Deutsche Börse bereitet Unternehmenskreisen zufolge eine neue Runde von Stellenstreichungen vor. Seit einiger Zeit gebe es darüber Gespräche zwischen dem Management und dem Betriebsrat, sagten zwei mit dem Vorgang vertraute Personen am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Wie viele Arbeitsplätze wegfallen, sei derzeit noch nicht absehbar, sagte einer von ihnen. "Ich denke, dass wir bis Jahresende Klarheit haben." Im Rahmen des Umbauprogramms, das der neue Vorstandschef Carsten Kengeter Ende Juli angekündigt hat, sollen Insidern zufolge auch rund 35 gut bezahlte Manager aus verschiedenen Konzernbereichen die Hessen verlassen. Betroffen davon seien unter anderem leitende Angestellte und Managing Directors.
"Im Unternehmen herrscht derzeit große Unruhe", sagte ein Mitarbeiter. Dazu trage auch die geplante Umwandlung von Deutschlands größtem Börsenbetreiber in eine europäische Aktiengesellschaft (SE) bei. Sie soll auf der Hauptversammlung des Unternehmens im kommenden Jahr beschlossen werden, wie ein Firmensprecher bestätigte. Zu den geplanten Stellenstreichungen wollte sich das Unternehmen nicht äußern. Der seit Juni amtierende Vorstandschef Kengeter hat jedoch bereits im Sommer angekündigt, dass er Hierarchien abbauen und Funktionen zusammenlegen will, um das Unternehmen agiler und effektiver zu machen.
Was Stellenstreichungen und Einsparungen angeht, setzt Kengeter eine langjährige Tradition bei der Deutschen Börse fort. Wenn ein Sparprogramm ausläuft, folgt meist direkt das nächste. Das letzte Paket beschloss das Unternehmen im Februar 2013. In der Regel kommt die Deutsche Börse dabei ohne betriebsbedingte Kündigungen aus und bewegt Mitarbeiter mit Abfindungen und Reglungen zur Frühverrentung zu einem freiwilligen Ausscheiden. Zur Jahresmitte beschäftigte die Deutsche Börse rund 4.900 Mitarbeiter.
Der langjährige Investmentbanker Kengeter will das eingesparte Geld nutzen, um in neue Wachstumsinitiativen zu investieren. Mit der Übernahme von zwei Index-Anbietern sowie der Devisenhandelsplattform 360T hat er in seinen ersten Monaten an der Konzernspitze für Wirbel gesorgt. Andere Projekte überprüft er dagegen oder verschiebt sie nach hinten, beispielsweise die geplante Eröffnung einer Derivatebörse und eines Abwicklungshauses in Singapur. "Er krempelt den Laden um", betonte ein Deutsche-Börse-Manager. "Ich bin sicher, dass wir in zehn Jahren nicht mehr so aufgestellt sind wie heute." Auch der Verkauf von Geschäftsbereichen oder Beteiligungen sei denkbar, sagte ein anderer Insider.