Deutschland

Bau-Industrie: Flüchtlinge werden Konjunktur nicht beleben

Die Deutsche Bauindustrie hat vor zu viel wirtschaftlicher Euphorie angesichts der Flüchtlings-Ausgaben gewarnt. Die Sichtweise, die staatlichen Milliardenausgaben seien ein kleines Konjunkturprogramm, sei „blauäugig“, so der Verbandschef der Deutschen Bauindustrie. Vielmehr handele es sich dabei nur um ein konjunkturelles Strohfeuer.
22.10.2015 15:00
Lesezeit: 1 min

Die Deutsche Bauindustrie hat vor zu viel wirtschaftlicher Euphorie angesichts der Flüchtlings-Ausgaben gewarnt. Die Sichtweise, die staatlichen Milliardenausgaben seien ein kleines Konjunkturprogramm, sei „blauäugig“, schrieb der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Deutschen Bauindustrie, Michael Knipper, in einem offenen Brief im Tagesspiegel an BDI-Geschäftsführer Markus Kerber. Vielmehr handele es sich dabei nur um ein konjunkturelles Strohfeuer.

Knipper hatte zudem die „undifferenzierte Euphorie großer Teile der deutschen Industrie“ kritisiert. Weiter hieß es: „Ich halte es für falsch, dass bisher auch die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft zu wenig auf die mit der unkontrollierten hohen Zuwanderung verbundenen Risiken hinweisen.“

Erst vor wenigen Tagen hatte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel bei der Vorstellung der Wachstumsprognose für 2015 gesagt, dass die Ausgaben für Flüchtlinge eine schwächere Entwicklung in China und anderen Schwellenländern ausgleichen würden. Auch der Chef des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, hatte gesagt, dass der starke Flüchtlingszuzug kurzfristig wie ein kleines Konjunkturprogramm wirke. Die Ausgaben des Staates versickerten nicht im Ausland, sondern würden im Inland neues Geschäft und neue Arbeitsplätze schaffen.

Der Industrieverband BDI und der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) wiesen den Vorwurf, „blauäugig“ zu sein,  zurück. Eine DIHK-Sprecherin verwies auf eine Erklärung der vier Wirtschafts-Spitzenverbände DIHK, BDI, BDA und ZDH von Mitte September. „Anerkannte Verfolgte, die in Deutschland bleiben, müssen schnellstmöglich in Schulbildung, Ausbildung und Beschäftigung kommen“, hatten die Verbandspräsidenten gefordert. „Das ist der beste Weg zur dauerhaften Integration und zügigen Beendigung des Bezugs von Sozialleistungen. A und O hierfür ist eine frühestmögliche Vermittlung der deutschen Sprache.“ Deutschland stehe vor immensen Herausforderungen. Das Asylsystem in Deutschland dürfe jedoch nicht überfordert werden.

Ein BDI-Sprecher verwies am Sonntag darauf, Hauptgeschäftsführer Kerber habe in der Flüchtlingspolitik Chancen, aber auch Risiken aufgezeigt. So hatte Kerber im September der Zeit gesagt: „Die Wirtschaft sieht in der Zuwanderung erst einmal eine Chance, Fachkräfte zu finden.“ Aber viele Flüchtlinge müssten nachgeschult werden, weil die Unternehmen heute kaum noch ungelernte Arbeitskräfte suchten. Es würden viel mehr Menschen benötigt, die Deutsch als Fremdsprache unterrichten können.

DIHK-Präsident Eric Schweitzer hatte Mitte Oktober der Bild-Zeitung gesagt, er halte es grundsätzlich für einen sinnvollen Ansatz, Flüchtlingen über Einstiegsqualifizierungen einen Einstieg in die Arbeitswelt zu ermöglichen. Voraussetzung aber seien ausreichende Deutschkenntnisse.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...