Gemischtes

Polizei: Volkswagen-Streifenwagen müssen in die Werkstatt

Lesezeit: 2 min
25.10.2015 00:12
Zusätzlich zu den logistischen Problemen wegen der Flüchtlingskrise kommt auf die Polizei ein neues Problem zu: Erhebliche Teile der Flotte sind Volkswagen und müssen in die Werkstatt. Die Polizei versucht, die Lücken durch Improvisation zu schließen.

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

In vielen Bundesländern muss sich die Polizei wegen der Diesel-Affäre auf tausendfache Rückrufe ihrer VW-Streifenwagen einstellen - die Sicherheit soll unter der Aktion aber nicht leiden. Wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei Innenministerien und Behörden ergab, sind fast überall große Teile des Fuhrparks von den Anfang 2016 bevorstehenden Nachrüstungen bei Abgas-Software oder Umbauten an Motoren und Katalysatoren betroffen.

Im Volkswagen-Stammland Niedersachsen geht die zentrale Polizeidirektion davon aus, dass etwa 1000 Streifen- und Zivilautos der Kernmarke VW sowie bis zu 100 Wagen von Audi, Skoda und Seat zurückgeholt werden müssen. Insgesamt geht es um mehr als ein Viertel der rund 4300 Fahrzeuge im Fuhrpark der niedersächsischen Polizei.

Die Teilzeit-Ausfälle würden die Arbeit allerdings nicht behindern, heißt es in Hannover: «Unter Mitnutzung der sechs landeseigenen Polizeiwerkstätten sind wir in der Lage, alle betroffenen Fahrzeuge der Einsatzlage angepasst in die Werkstätten zu schicken.» 65 Prozent aller Polizeiwagen in der Heimatregion tragen das VW-Emblem.

Noch mehr Autos trifft es in Nordrhein-Westfalen. Die Polizei muss im bevölkerungsreichsten Bundesland etwa 2100 Fahrzeuge untersuchen lassen, wie der Landeschef der Gewerkschaft der Polizei, Arnold Plickert, mitteilte. «Wenn die Streifenwagen stillgelegt würden, wäre die Handlungsfähigkeit eingeschränkt», meinte er. Ein Erlöschen der Betriebserlaubnis sei jedoch nicht zu befürchten. Die NRW-Polizei steigt derzeit von Volkswagen-Modellen auf BMW um.

Auch in Baden-Württemberg müssen die Sicherheitskräfte zumindest zeitweise auf beträchtliche Teile ihrer Dienstflotte verzichten. An der Rückruf-Aktion zu den VW-Dieseln dürfte hier fast jedes sechste Auto teilnehmen, erklärte das Innenministerium in Stuttgart auf dpa-Anfrage - 989 von insgesamt 5600 Wagen. Trotz der Nachbesserungen für diese Autos gebe es aber genügend Ersatzfahrzeuge.

Bayerns Polizei kommt ebenfalls nicht um das Thema herum. Rund 530 Wagen müssen im Freistaat zum Service. Details wissen man zwar noch nicht. «Da aber alle betroffenen Fahrzeuge laut der Volkswagen AG technisch sicher und fahrbereit sind, rechnen wir weder mit Engpässen im Fuhrpark noch mit sicherheitsrelevanten Einschränkungen», hieß es. In Bayern liegen BMW und VW bei den Polizeianteilen etwa gleichauf.

Das hessische Innenministerium meldet derzeit rund 430 betroffene Wagen. Das sind nur etwas mehr als zehn Prozent der Polizeiflotte - VW hat hier weniger Gewicht als Daimler oder Opel. Im benachbarten Rheinland-Pfalz trägt nach Einschätzung des Innenressorts wohl ein Großteil der 840 VW-Diesel-Polizeiautos den fraglichen Motor in sich.

In der Hauptstadt ist die Zahl der betroffenen Fahrzeuge bisher unklar. Man habe trotz des geplanten Rückrufs genug Einsatzwagen, hieß es bei der Berliner Polizei. Insgesamt 887 der etwa 2500 Autos stammten von VW. In Brandenburg dürften nach den vorliegenden Angaben ungefähr die Hälfte der Polizeiwagen Volkswagen-Diesel sein. «Sicherheitsrelevante Verzögerungen» im Einsatz fürchtet man nicht.

Thüringens Polizei muss nach ersten Erkenntnissen demnächst 250, Sachsen-Anhalt 343 Dieselfahrzeuge in die Werkstatt schicken. In Schleswig-Holstein hat die Polizei 535 VW-Dieselautos im Einsatz - fast die Hälfte aller Streifenwagen im nördlichsten Bundesland.

Bundesweit muss Volkswagen im Skandal um manipulierte Motor-Software ab Januar 2016 rund 2,4 Millionen Dieselmodelle zurückholen. Die für die Kunden kostenlose Aktion dürfte bis zum Jahresende andauern.


Mehr zum Thema:  
Auto >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kampf gegen Monopole: Europas Schlüsselrolle im Kampf gegen Big Tech und für den Klimaschutz
21.12.2024

Teresa Ribera steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die sozialistische Vizepremierministerin Spaniens wurde im September von der...

DWN
Finanzen
Finanzen Nach Trumps missglücktem Finanztrick: Stillstand der US-Regierung doch noch abgewendet
21.12.2024

Der US-Kongress hat einen drohenden Stillstand der Regierungsgeschäfte im letzten Moment abgewendet. Nach dem Repräsentantenhaus...