Politik

Flüchtlinge: Abschiebungs-Debatte ist erstes Signal der Abwehr

Der Geschäftsführer von Pro Asyl hält die Abschiebungsdebatte für den ersten Versuch, den Flüchtlinge zu zeigen, dass Deutschland keine Flüchtlinge mehr aufnehmen will. Auch die Debatte um die Obergrenzen verändere das Bewusstsein in der Bevölkerung.
27.10.2015 09:06
Lesezeit: 1 min

Die beschleunigte Abschiebung abgelehnter Asylbewerber ist für die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl ein politisches Signal. Mit ihm wolle die Bundesregierung die öffentliche Meinung beeinflussen, sagte ihr Geschäftsführer Günter Burkhardt im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur.

Wir dokumentieren das Interview im Wortlaut:

Frage: Pro Asyl hat die umstrittene Verschärfung des Asylrechts verurteilt - jetzt soll die Abschiebung abgelehnter Asylbewerber sogar noch schneller umgesetzt werden, als ursprünglich geplant. Was sagen Sie zu dieser Entwicklung?

Günter Burkhardt: In den letzten Wochen versucht man in der Öffentlichkeit deutlich zu machen, dass wir keine Flüchtlinge mehr wollen. Wir versuchen, die Signale auf Abwehr zu stellen. Dieses Gesetz hat einen aktionistischen Charakter, der in der Öffentlichkeit das Signal setzt, «die kommen doch zu Unrecht». Rund 80 Prozent der gegenwärtig ankommenden Flüchtlinge stammen aber aus Kriegs- und Krisengebieten wie Syrien, Irak und Afghanistan und brauchen Schutz. Wer nicht versteht, dass diese Menschen keine andere Wahl haben, schürt Rassismus.

Frage: Ist Abschiebung in Deutschland gesellschaftsfähig geworden?

Günter Burkhardt: In Deutschland wurde schon immer abgeschoben. Aber wenn der Staat der Auffassung ist, dass Menschen das Land verlassen sollen, ist es sinnvoller, eine freiwillige Ausreise zu ermöglichen, als zwangsweise Abschiebungen vorzunehmen.

Frage: Hat sich die Haltung der Gesellschaft zu Flüchtlingen geändert?

Günter Burkhardt: Wir haben eine großartige Solidarität in der Bevölkerung. Doch die Debatte über Obergrenzen beginnt zu wirken. Niemand sagt aber, wie dies gehen soll ohne die Menschenrechte außer Kraft zu setzen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Patient Pflegeversicherung: Es fehlen Milliarden in den Kassen
13.07.2025

Immer mehr Pflegebedürftige in Deutschland – und die Finanzierungslücke wächst. Der Bundesrechnungshof warnt und spricht von über 12...

DWN
Technologie
Technologie KI als Mobbing-Waffe: Wenn Algorithmen Karrieren zerstören
13.07.2025

Künstliche Intelligenz soll den Arbeitsplatz smarter machen – doch in der Praxis wird sie zum Spion, Zensor und Karriere-Killer. Wer...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Keine reine Männersache – Geschlechterunterschiede beim Investieren
13.07.2025

Obwohl Frauen in sozialen Medien Finanzwissen teilen und Banken gezielt werben, bleibt das Investieren weiterhin stark männlich geprägt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Renault: Globales KI-System soll helfen, jährlich eine Viertelmilliarde Euro einzusparen
13.07.2025

Produktionsstopps, Transportrisiken, geopolitische Schocks: Renault setzt nun auf ein KI-System, das weltweite Logistik in Echtzeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kaffeepause statt Burn-out: Warum Müßiggang die beste Investition ist
12.07.2025

Wer glaubt, dass mehr Tempo automatisch mehr Erfolg bringt, steuert sein Unternehmen direkt in den Abgrund. Überdrehte Chefs,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Kapitalmarktunion im Rückstand: Banker fordern radikale Integration
12.07.2025

Europas Finanzelite schlägt Alarm: Ohne eine gemeinsame Kapitalmarktunion drohen Investitionen und Innovationen dauerhaft in die USA...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauzinsen aktuell weiterhin hoch: Worauf Häuslebauer und Immobilienkäufer jetzt achten sollten
12.07.2025

Die Zinsen auf unser Erspartes sinken – die Bauzinsen für Kredite bleiben allerdings hoch. Was für Bauherren und Immobilienkäufer...

DWN
Finanzen
Finanzen Checkliste: So vermeiden Sie unnötige Kreditkarten-Gebühren auf Reisen
12.07.2025

Ob am Strand, in der Stadt oder im Hotel – im Ausland lauern versteckte Kreditkarten-Gebühren. Mit diesen Tricks umgehen Sie...