Politik

Heckler & Koch verklagt Bundesregierung wegen Rüstungsexporten

Mit einer Klage gegen die Bundesregierung will der Waffenhersteller Heckler & Koch die Genehmigung für die Ausfuhr von Teilen des Sturmgewehrs G36 nach Saudi-Arabien erzwingen. Dort gibt es bereits eine G36-Waffenfabrik.
30.10.2015 14:07
Lesezeit: 1 min

Der Gewehrhersteller Heckler & Koch hat Klage gegen die Bundesregierung in Verbindung mit einem Waffengeschäft mit Saudi-Arabien eingereicht. Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums bestätigte am Freitag, das Unternehmen habe beim Verwaltungsgericht Frankfurt am Main eine Untätigkeitsklage eingereicht. Begründet werde sie damit, dass über beantragte Ausfuhrgenehmigungen auch nach längerer Zeit noch nicht entschieden wurde. HK selbst sprach von der Gefahr, dass „unsere Vertragspartner Klage gegen Heckler & Koch oder die Bundesrepublik Deutschland erheben“.

Die Bundesregierung schweigt zu dem auf Eis liegenden G36-Waffengeschäft mit Saudi-Arabien. Der Hersteller des Sturmgewehrs Heckler & Koch will mit einer Klage eine rasche Entscheidung über eine Ausfuhrgenehmigung für Teile des Sturmgewehrs G36 in das Königreich erzwingen. Dort gibt es bereits eine G36-Waffenfabrik. Es fehlen aber Komponenten, weil derzeit keine Fertigungsteile für das Gewehr geliefert werden dürfen.

Die Klage richtet sich nach Angaben eines Sprechers von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel konkret gegen die dem Ministerium nachgeordnete Export-Genehmigungsbehörde BAFA, das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle. Es geht um eine Komponenten-Zulieferung für eine Gewehr-Fabrik in Saudi-Arabien. Dort werden in Lizenz G36-Sturmgewehre produziert. Für diese Zulieferung fehlen nach Darstellung des Unternehmens immer noch die notwendigen Ausfuhr-Genehmigungen. Eine Untätigkeitsklage setzt voraus, dass die zuständige Genehmigungsbehörde über einen Antrag mehr als drei Monate nach dem Einreichen immer noch nicht entschieden hat.

Das Wirtschaftsministerium wollte zu dem konkreten Sachverhalt wegen des schwebenden Verfahrens nicht Stellung nehmen. Gabriel hatte sich wiederholt zu einer restriktiven Rüstungsexportpolitik bekannt und dabei auch strengere Vorschriften für die Ausfuhr von Kleinwaffen erlassen, die etwa bei Bürgerkriegen am meisten Menschenleben kosten. Lizenzproduktionen in Drittstaaten für Kleinwaffen sind danach künftig untersagt. Für den Fall, dass die anhängigen Genehmigungsanträge abgelehnt werden, hat HK nach Angaben aus Regierungskreisen indirekt Schadenersatzansprüche angekündigt.

Heckler & Koch sieht sich als einen weltweit führenden Hersteller von Handfeuerwaffen wie Pistolen, Sturmgewehre und Maschinengewehre. Der Export hat für das Unternehmen besonderen Stellenwert. Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien sind wegen Menschenrechts-Mängeln in dem Land seit langem umstritten.

Die Bundesregierung hat trotz ihres Bekenntnisses zu einer restriktiven Rüstungsexportpolitik im ersten Halbjahr erheblich mehr Ausfuhren von Waffen genehmigt als im Vorjahr. Das geht aus einem Zwischenbericht des Wirtschaftsministeriums hervor, den das Kabinett nach Angaben aus Regierungskreisen am Mittwoch beschloss. Danach wurden in den ersten sechs Monaten Einzelgenehmigungen in Höhe von 3,5 Milliarden Euro erteilt nach 2,2 Milliarden Euro im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Hinzu kamen sogenannte Sammelgenehmigungen von Rüstungsexporten, die vornehmlich EU- und Nato-Partnerstaaten betrafen, von rund drei Milliarden Euro nach knapp 520 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2014. Kleinwaffen-Ausfuhren wurden deutlich weniger genehmigt.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie The bright, bright future ahead (AI): Bringt künstliche Intelligenz uns eine bessere Zukunft?
13.07.2025

Es geht Schlag auf Schlag. Bald, so hört man, haben wir die AGI (artificial general intelligence) und danach kommt die Superintelligence....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Geschäftsideen schützen: Mehr Umsatz für Unternehmen mit Patenten und Marken
13.07.2025

Mehr als 50-Prozent mehr Umsatz für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihre Innovationen schützen – warum cleverer Schutz der...

DWN
Politik
Politik Patient Pflegeversicherung: Es fehlen Milliarden in den Kassen
13.07.2025

Immer mehr Pflegebedürftige in Deutschland – und die Finanzierungslücke wächst. Der Bundesrechnungshof warnt und spricht von über 12...

DWN
Technologie
Technologie KI als Mobbing-Waffe: Wenn Algorithmen Karrieren zerstören
13.07.2025

Künstliche Intelligenz soll den Arbeitsplatz smarter machen – doch in der Praxis wird sie zum Spion, Zensor und Karriere-Killer. Wer...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Keine reine Männersache – Geschlechterunterschiede beim Investieren
13.07.2025

Obwohl Frauen in sozialen Medien Finanzwissen teilen und Banken gezielt werben, bleibt das Investieren weiterhin stark männlich geprägt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Renault: Globales KI-System soll helfen, jährlich eine Viertelmilliarde Euro einzusparen
13.07.2025

Produktionsstopps, Transportrisiken, geopolitische Schocks: Renault setzt nun auf ein KI-System, das weltweite Logistik in Echtzeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kaffeepause statt Burn-out: Warum Müßiggang die beste Investition ist
12.07.2025

Wer glaubt, dass mehr Tempo automatisch mehr Erfolg bringt, steuert sein Unternehmen direkt in den Abgrund. Überdrehte Chefs,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Kapitalmarktunion im Rückstand: Banker fordern radikale Integration
12.07.2025

Europas Finanzelite schlägt Alarm: Ohne eine gemeinsame Kapitalmarktunion drohen Investitionen und Innovationen dauerhaft in die USA...