Aktuell: Schüler-Kontrolle: Berlin will Schulnoten ins Internet stellen
Im September gab es in Deutschland 2,2 Millionen Erwerbslose, so das Statistische Bundesamt am Donnertag. Als erwerbslos gilt, wer eigentlich imstande ist zu arbeiten und dennoch nicht erwerbstätig ist. Im September waren in Deutschland 41,8 Millionen erwerbstätig. Zu den Erwerbstätigen zählen alle Arbeitnehmer, mithelfende Familienangehörige und Unternehmer, auch die Mini-Jobber und die Ein-Euro-Jobber. Sogar Arbeitnehmer in Elternzeit gelten als (inaktiv) erwerbstätig.
Obwohl die Erwerbslosenquote fällt, bleibt das eigentliche Problem bestehen: die anhaltend hohe Hartz-4-Quote. Diese ist nur „schleppend“ gesunken, sagte Karl Brenke vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Ein großer Teil der Hartz-4-Empfänger sei langzeitarbeitslos. Auch arbeitspolitische Maßnahmen würden da oft nicht weiterhelfen. So gebe es vor allem bei den Älteren viele, die „resigniert haben“. Ursache der Langzeitarbeitslosigkeit sei ein zunehmender Mangel an „einfachen Jobs“ für Geringqualifizierte. Mindestlöhne könnten diese Entwicklung noch verschärfen, da sie den „Rationalisierungsdruck“ noch erhöhen würden.
Deutschland hat mit circa 8 Prozent die europaweit geringste Jugenderwerbslosenquote (mehr hier). Dies begründet Karl Brenke damit, dass der deutsche Arbeitsmarkt für Jugendliche vergleichsweise offen sei. Die entscheidende Rolle spiele die betriebliche Berufsausbildung in Deutschland, die der schulischen Ausbildung in anderen europäischen Ländern weit überlegen sei. Wenn ein junger Mensch erst einmal in einem Betrieb eingearbeitet ist, werde er eben auch eher übernommen.
Ein weiteres Problem für den deutschen Arbeitsmarkt hat eine demographische Ursache: Es gibt weniger junge Menschen, so Karl Brenke. Dadurch könnte in Deutschland erstmals die Lage eintreten, dass Lehrstellen in großem Umfang keine Bewerber finden. Zwar habe es schon immer viele Jugendliche gegeben, die Berufe gelernt und Studien begonnen haben (mehr hier), die es ihnen nicht ermöglichten, einen Job zu finden. Brenke spricht in diesem Zusammenhang von „Modeberufen“ und nennt das Beispiel der Friseuse. Darüber hinaus erweist es sich immer mehr als Problem, dass viele Schüler aus Prestigegründen an die Universitäten drängen, um dort Philosophie oder Literaturwissenschaften studieren - weil sie in ihrer Jugend verträumt sind oder gerne lesen. So lobenswert diese Eigenschaften sein mögen - sie helfen nicht, um die Bedürfnisse des Arbeitsmarkt zu decken. Ein übertrieben egalitäres Bildungssystem fördert diese Entwicklung und produziert so an der Realität vorbei.
Doch wenn der Nachwuchs knapp wird, dann können die Fehlentscheidungen der jungen Menschen bei der Wahl ihrer Ausbildung dazu führen, dass Lehrstellen nicht besetzt werden können und die Zukunft von Betrieben gefährdet wird. Karl Brenke sagt, dass die deutschen Betriebe aus diesem Grund ein sehr großes Interesse daran haben, in Zusammenarbeit mit den Schulen die Schüler besser zu informieren. Doch ob die Schulen fähig dazu sind, das könne er nicht beurteilen.
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