Lesezeit: 2 min
16.11.2015 01:00
Die EZB entscheidet in Kürze über eine Teil-Übernahme der BHF-Bank durch die chinesische Beteiligungsgesellschaft Fosun. Die deutsche Finanzaufsicht BaFin hat nach Prüfung der Angebote von Fosun und dem französischen Konkurrenten Oddo bereits eine Empfehlung abgegeben. Experten sehen die Entscheidung der EZB als Gradmesser für den künftigen Umgang mit chinesischen Investoren bei Banken-Übernahmen in der EU.
Chinesen vor Einstieg bei BHF-Bank
Die chinesische Beteiligungsgesellschaft Fosun hat zu dem exakten Tagespreis der BHF-Aktie des britischen Geldhauses ein Angebotz zur Übernahme abgegeben. (Grafik: ariva.de)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Im Übernahmekampf um das deutsch-britische Geldhaus BHF Kleinwort Benson steht eine wichtige Weichenstellung bevor. Die Europäische Zentralbank (EZB) will Insidern zufolge in den kommenden Wochen entscheiden, ob sie den beiden Interessenten – der chinesischen Beteiligungsgesellschaft Fosun und der konkurrierenden französischen Bank Oddo – im Grundsatz grünes Licht für eine Übernahme gibt. Die deutsche Finanzaufsicht BaFin habe ihre Prüfung im Rahmen des sogenannten Inhaberkontrollverfahrens abgeschlossen und der EZB einen Vorschlag gemacht, sagte einer der Insider. Wie die Entscheidung der EZB ausfalle, sei allerdings noch offen.

Die meisten mit dem Prozess vertrauten Personen gehen davon aus, dass die Aufsicht ein positives Votum abgeben und dieses mit Auflagen verknüpfen wird – etwa einer schriftlichen Verpflichtung, dass der künftige Mehrheitseigner Geld nachschießt, falls die Kapitalquote der BHF-Bank unter eine bestimmte Schwelle fällt. Für die EZB, die seit einem Jahr für die Aufsicht von Geldhäusern zuständig ist, handelt es sich um eine der ersten Entscheidungen zu größeren Bankübernahmen in Europa. Viele Experten sehen im Urteil über Fosun einen wichtigen Gratmesser, wie die EZB mit chinesischen Investoren umgeht.

Der Investor Fosun, der schon länger knapp 20 Prozent an der BHF-Kleinwort-Benson-Gruppe hält, hatte sich im Sommer mit deren Chef Leonhard ( „Lenny „) Fischer überworfen. Grund war der Rauswurf von BHF-Vorstandssprecher Björn Robens. Wenig später kündigte Fosun dann ein rund 500 Millionen Euro schweres Angebot zur Komplettübernahme der Gruppe an, zu der neben der BHF auch die britische Handelsbank Kleinwort-Benson gehört. Die Angebotsunterlagen werden seitdem von der Börsenaufsicht in Belgien geprüft, wo das Institut gelistet ist. Finanzkreisen zufolge will die Behörde jedoch zunächst auf grünes Licht von ihren Kollegen in Frankfurt und London warten, bevor sie das Angebot offiziell zulässt.

Die französische Privatbank Oddo, die 15 Prozent an BHF Kleinwort Benson hält, erwägt Finanzkreisen zufolge ein Gegenangebot – und würde dafür mit dem Abschluss des Inhaberkontrollverfahrens die Voraussetzungen schaffen. Mit dem Prozess vertraute Personen gehen allerdings davon aus, dass Oddo die Übernahme der gesamten BHF-Kleinwort-Benson-Gruppe nur zusammen mit einem finanzkräftigen Partner stemmen könnte. Oddo hält sich zu seinen Plänen bisher bedeckt. Am Freitag wollten sich die Franzosen wie alle anderen Beteiligten nicht äußern.

Viele Kunden der BHF-Bank sind Finanzkreisen zufolge wegen des Übernahmekampfes verunsichert, auch einige Berater haben das Institut bereits verlassen. Laut „Platow Brief“ drohen dem Geldhaus im kommenden Jahr rote Zahlen. Bei der BHF-Bank hoffen deshalb viele Mitarbeiter, dass sich die Zukunft des Instituts nach der Entscheidung der EZB zeitnah klärt. Bei einem positiven Votum müsste Oddo-Chef Philippe Oddo entscheiden, ob er nun ein Angebot für BHF Kleinwort-Benson vorlegen will oder nicht.

Fosun-Vorstandschef Liang Xinjun wiederum müsste sehen, ob er mit seiner Offerte genug Aktien einsammelt oder das Angebot noch einmal aufstockt. Die Papiere von BHF Kleinwort-Benson waren am Freitag an der Börse 5,10 Euro wert – das ist exakt der Preis, den Fosun bietet. BHF-Großaktionäre wie Stefan Quandt und Templeton haben die Offerte als zu niedrig zurückgewiesen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kommunikation im Wandel – Was es für Unternehmen in Zukunft bedeutet
25.04.2024

In einer Ära schneller Veränderungen wird die Analyse von Trends in der Unternehmenskommunikation immer entscheidender. Die Akademische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...