Technologie

Ende der Privatheit: Drohnen sollen Bürger aus der Luft überwachen

In einem kühnen Vorhaben beabsichtigt ein kroatisches Startup, Überwachungskameras dauerhaft am Himmel über Europa zu installieren. Ein einzelnes ballonähnliches Flugobjekt könnte so bis zu 230 qm rund um die Uhr überwachen. Möglicher Kunde: Herman Van Rompuy - damit er (offiziell) die Außengrenzen nach dem Kroatien-Beitritt kontrollieren kann.
19.11.2012 23:59
Lesezeit: 1 min

Drohnen sind bisher vor allem für den Einsatz bei gezielten Tötungen bekannt (mehr zu ihrer unbekannten Präsenz - hier). Nun sollen unbemannte Flugobjekte zur weiträumigen Überwachung ganzer Landstriche eingesetzt werden. Die kroatische Firma Hypershpere hat eine entsprechende Drohne entwickelt, die vier Tage lang ununterbrochen Gebiete beobachten kann, berichtet das WSJ. In der Breite soll das ballonähnliche Objekt 20 Meter messen und so ein 230 qm großes Areal abdecken können. Es sei aber nicht konstruiert worden, um jede Bewegung der Menschen auszuspionieren, beschwichtigt Bojan Pečnik von Hypershpere.

Vielmehr soll es dazu dienen, Daten über Städte oder Landschaften zu sammeln und sie Nutzern für bestimmte Anwendungen bereitzustellen. Die schwebenden Drohnen könnten beispielsweise für die Absicherung des Schengen-Raums verwendet werden. Die Firma spekuliert auf den Beitritt Kroatiens zur EU im Juli 2013, mit dem mehr Bemühungen zum Grenzschutz einhergehen werden. „Es gibt 1.300 km gebirgiges Terrain, das geschützt werden muss. Es gibt keine Möglichkeit, dies alles mit Menschen abzudecken und herkömmliche Drohnen können nicht so lange in der Luft fliegen“, sagt Pečnik. Seine Firma befände sich derzeit in Gesprächen mit der kroatischen Polizei über eine Überwachung der neuen EU-Grenzen, so Pečnik weiter.

Mit den neuen Drohnen könnte auch der Verkehr überwacht werden, um so beispielsweise Krankenwägen eine bessere Zufahrt zu Unfallsstellen zu ermöglichen. Auch wohlhabende Privatpersonen könnten die fliegenden Kameras nutzen, um ihre Grundstücke zu sichern. Außerdem könnten sie auch Touristen dazu verwenden, sich z.B. vor dem Buckingham Palace fotografieren zu lassen. Die Firma hofft auch auf Anwendungen für Luftaufnahmen. Diese könnten durch die Drohnen deutlich sinken. Pečnik schätzt allein den Markt für Überwachungsleistungen weltweit auf rund 7,5 Milliarden Dollar.

So könnten etwa 15 Flugobjekte in einer Höhe von 2.000 bis 5.000 Metern das gesamte Londoner Stadtgebiet überwachen. Pečnik versucht, die Bedenken zu zertreuen, dass die Methode Menschen ausspionieren könnte. Sein Einwand: Nur alle zehn Minuten werde eine Aufnahme der Region gemacht. Dies sei zu lang, um einen einzelnen Menschen zu verfolgen. Außerdem könnten die Aufnahmen in niedriger Qualität gemacht werden, so dass Menschen auf den Bildern nicht erkennbar wären.

Bislang hat das Unternehmen aus Zagreb rund 1,1 Millionen Euro gesammelt, mit dem sie einen 3,5 Meter breiten Prototyp konstruiert haben. Nun will Hypershpere weitere fünf Millionen Euro auftreiben, um eine erste vollwertige Flugkamera zu bauen.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Weitere Themen

Umfrage: Jeder zweite Microsoft-Kunde will zu Apple wechseln

Geheimplan: Yahoo und Facebook wollen Google-Suche angreifen

Er war der erste Mensch auf dem Mond: Neil Armstrong ist tot

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technik streikt: Zählt Ausfallzeit zur Arbeitszeit?
01.07.2025

Wenn im Büro plötzlich die Technik versagt, stellt sich schnell eine Frage: Muss weitergearbeitet werden – oder zählt die Zeit...

DWN
Politik
Politik NATO ohne Substanz: Europa fehlen Waffen für den Ernstfall
01.07.2025

Europa will mehr für die Verteidigung tun, doch der Mangel an Waffen, Munition und Strategie bleibt eklatant. Experten warnen vor fatalen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...