Politik

Russland schafft Visa-Freiheit für Türkei wieder ab

Russland führt die Visumspflicht für türkische Staatbürger wieder ein. Die Maßnahme ist eine Reaktion auf den Abschuss einer russischen Maschine über Syrien. Die Türkei berät mit der Nato über das weitere Vorgehen.
28.11.2015 02:19
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Nach dem Abschuss eines russischen Kampfjets durch die türkische Luftwaffe hat Russland erste Strafmaßnahmen gegen die Türkei verhängt: Die Visa-Freiheit für Türken werde zum 1. Januar wieder abgeschafft, sagte Außenminister Sergej Lawrow am Freitag in Moskau bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem syrischen Kollegen Walid al-Muallim. Ankara bemühte sich unterdessen um einen Abbau der Spannungen zwischen beiden Ländern.

Seit dem Abschuss der russischen Maschine am Dienstag an der syrisch-türkischen Grenze haben sich die Spannungen zwischen dem Nato-Mitglied Türkei und

Russland erheblich verschärft. Zwar schloss Moskau eine militärische Reaktion auf den Abschuss aus, doch will es wirtschaftliche Strafmaßnahmen gegen die Türkei verhängen. Bisher galt für türkische Staatsbürger bei der Einreise nach Russland Visa-Freiheit.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan erklärte, er wolle am Rande des UN-Klimagipfels am Montag in Paris „von Angesicht zu Angesicht“ mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin sprechen. Der Streit um den Abschuss solle den beiderseitigen Beziehungen nicht schaden. Der türkischen Armee sei die Herkunft des Kampfbombers nicht bekannt gewesen. Sie habe nicht bewusst ein russisches Flugzeug abgeschossen, sondern sei nur gemäß den geltenden Einsatzregeln vorgegangen.

Zugleich bezeichnete Erdogan die Kritik der Regierung in Moskau als „inakzeptabel“. Putin hatte eine Entschuldigung für den Abschuss gefordert und Ankara bezichtigt, gemeinsame Sache mit der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) zu machen. Erdogan wies dies zurück und forderte Russland auf, die Vorwürfe zu belegen. Er warf Moskau vor, „mit dem Feuer zu spielen“, indem es weiterhin den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad stütze.

Der türkische Regierungschef Ahmet Davutoglu will am Montag in Brüssel den Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg treffen. In einem Beitrag für die britische „Times“ vom Freitag schrieb Davutoglu: „Der Abschuss eines nicht identifizierten Jets im türkischen Luftraum war und ist kein gegen ein bestimmtes Land gerichteter Akt.“ Zwar blieben die „Maßnahmen zur Verteidigung unseres Territoriums in Kraft“, die Türkei werde aber mit den Verbündeten und Russland zusammenarbeiten, um Spannungen abzubauen.

Die USA haben ermittelt, dass der auf syrischem Gebiet abgestürzte Kampfbomber nicht über türkischem Gebiet abgeschossen wurde. Demnach flog die Maschine vom Typ Su-24 über syrischem Gebiet und bedrohte die Türkei in keiner Weise. Putin hatte angekündigt, dass der Vorfall „ernste Konsequenzen“ für die Beziehungen zwischen Moskau und Ankara haben werde.

Der russische Marineinfanterist Alexander Posinitsch wurde unterdessen in Nowotscherkask in Anwesenheit von etwa tausend Trauergästen, überwiegend Militärs, feierlich zu Grabe getragen. Posinitsch gehörte zur Besatzung eines Hubschraubers, die beide Piloten des Kampfjets nach dessen Abschuss bergen sollte. Der Pilot wurde von Rebellen getötet, der Kopilot konnte gerettet werden.

Ankara bestritt türkische Medienberichte, wonach die Türkei ihre Luftangriffe gegen den IS in Syrien „vorübergehend“ aussetzte. Die Zeitung „Hürriyet“ schrieb unter Berufung auf Sicherheitskreise, damit sollten „weitere Krisen“ vermieden werden. Die Entscheidung sei in Abstimmung mit Russland getroffen worden.

Ein Regierungsvertreter sagte dagegen der Nachrichtenagentur AFP, als Teil der von den USA geführten Anti-IS-Koalition bleibe die Türkei ihrer bisherigen Politik „vollständig verpflichtet“. Die Berichte seien deshalb falsch.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Misstrauensvotum gegen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen: Politik-Beben in Brüssel
09.07.2025

Am Donnerstag muss sich EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen einem Misstrauensvotum im Parlament stellen. Konkret werfen der Rumäne...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutsche Goldreserven: Hoher Goldpreis, explodierende Staatsschulden – sollte die Bundesbank Gold zu Geld machen?
09.07.2025

Rekordschulden, Rekordausgaben: Der Bundeshaushalt steuert unter der schwarz-roten Regierung bis 2029 auf ein 850 Milliarden Euro schweres...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zollpoker ohne Risiko? Anleger setzen auf das alte Trump-Muster
09.07.2025

Donald Trump zündelt erneut im globalen Zollstreit – und die Finanzmärkte zucken nur mit den Schultern. Haben Investoren aus der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Elektronikboom im Netz: Droht Europa die Billigflut aus China?
09.07.2025

Europas Verbraucher kaufen Elektronik immer öfter online – doch ausgerechnet ein drohender Zollkrieg der USA könnte Europa mit einem...

DWN
Politik
Politik Kommt die Senkung der Stromsteuer für alle? Bundesregierung droht Dämpfer im Bundesrat
09.07.2025

An der Entscheidung der Bundesregierung, die Stromsteuer nicht – wie im Koalitionsvertrag angekündigt – auch für alle Bürger und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Huthi-Angriff im Roten Meer zerschlägt Hoffnung auf Wiedereröffnung des Suezkanals
09.07.2025

Ein neuer Angriff der Houthis auf ein griechisches Frachtschiff lässt alle Hoffnungen auf eine Wiedereröffnung des Suezkanals zerplatzen....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft und KI: Jeder zweite Arbeitnehmer zweifelt an Deutschlands wirtschaftlicher Zukunft
09.07.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Beschäftigte sind skeptisch, ob Deutschland im Zeitalter der künstlichen Intelligenz wirtschaftlich...

DWN
Politik
Politik Corona: Breite Mehrheit für Enquete-Kommission zur Corona-Aufarbeitung
09.07.2025

Lockdown, Impfpflicht, Schulschließungen und Abstandsregeln – in der Corona-Pandemie wurde eine Vielzahl von unverhältnismäßigen...