Deutschland

Deutsche Industrie: Sanktionen schaden Handel mit Russland massiv

Lesezeit: 1 min
05.12.2015 02:15
Die Aufträge in der deutschen Industrie wuchsen im Oktober um 1,8 Prozent. So soll insbesondere die Nachfrage im Euro-Raum gestiegen sein. Doch der Außenhandel mit Russland geht kontinuierlich zurück.
Deutsche Industrie: Sanktionen schaden Handel mit Russland massiv

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die deutsche Industrie hat die längste Durststrecke der vergangenen vier Jahren beendet: Im Oktober stiegen ihre Aufträge nach zuvor drei Rückgängen in Folge erstmals wieder. Dafür sorgte vor allem die kräftige Nachfrage aus den anderen Euro-Ländern. Die Bundesbank traut der deutschen Wirtschaft in den kommenden beiden Jahren solide Wachstumsraten zu, aber keine großen Sprünge.

Die Bestellungen in der Industrie wuchsen um 1,8 Prozent zum Vormonat, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Freitag in Berlin erklärte. Ökonomen hatten lediglich mit einem Plus von 1,2 Prozent gerechnet. „Insbesondere die Nachfrage aus dem Euro-Raum zieht merklich an“, so das Ministerium. Die Bestellungen von dort legten um 2,4 Prozent zu, die aus dem Rest der Welt um 1,4 Prozent. Die Nachfrage aus dem Inland wuchs um 1,7 Prozent. „Der Anteil an Großaufträgen war für einen Oktober unterdurchschnittlich“, betonte das Ministerium.

Der Außenhandel mit Russland geht jedoch kontinuierlich zurück. Die deutschen Exporte nach Russland sind im September im Vergleich zum Vorjahresmonat um 22 Prozent zurückgegangen. Die Importe aus Russland sind im selben Zeitraum um 29 Prozent zurückgegangen. Das geht aus einer Aufstellung des Statistischen Bundesamts hervor, das den Deutschen Wirtschafts Nachrichten vorliegt. Seit Juni 2014 befinden sich sowohl die Exporte nach Russland als auch die Importe aus Russland ausschließlich im Minusbereich.  Die ersten EU-Handelssanktionen gegen Russland wurden am 23.6.2014 und 31.7.2014 verhängt, berichtet Germany Trade & Invest.

Trotzdem erwartet die Bundesbank für das zu Ende gehende Jahr weiter ein Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent, das 2016 auf 1,8 Prozent steigen und 2017 wieder bei 1,7 Prozent liegen soll. „Treibende Faktoren sind hierbei die günstige Arbeitsmarktlage und die kräftigen Zuwächse der realen verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte“, sagte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann. Das Auslandsgeschäft leide hingegen unter einer schwachen Nachfrage aus den Schwellenländern. So könnten die deutschen Exporte nach China in diesem Jahr erstmals seit 1997 sinken.

Auch die Wirtschaft selbst ist vorsichtig: „Gut laufen vorerst nur die Bestellungen aus anderen Euro-Staaten“ sagte Dirk Schlotböller vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag. „Die aus Nicht-Euro-Ländern liegen hingegen immer noch mehr als zehn Prozent niedriger als im Juni.“ Und das, obwohl der billige Euro deutsche Waren dort günstiger macht. Ökonomen rechnen auch künftig mit Impulsen aus der Euro-Zone. „Die schuldengeplagten Länder des Währungsraumes vollziehen eine erfreuliche wirtschaftliche Aufholjagd, was auch der deutschen Wirtschaft zugutekommt“, sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...