Finanzen

EZB-Milliarden erreichen die Unternehmen nicht

Die seit Jahren expansive Geldpolitik der EZB verpufft nahezu wirkungslos. Eines ihrer Hauptziele ist, die Kreditvergabe von Banken an Unternehmen zu steigern. Doch auch im Dezember vergaben die Geldhäuser der Euro-Zone praktisch genauso wenig Darlehen an die Wirtschaft wie schon vor einem Jahr.
29.01.2016 15:42
Lesezeit: 1 min

Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) droht immer mehr zu scheitern. Im Dezember wurden nur 0,3 Prozent mehr Darlehen an nicht zur Finanzwirtschaft zählende Firmen als vor Jahresfrist vergeben, wie die Notenbank am Freitag mitteilte. Für November wurde zudem der Zuwachs auf 0,7 Prozent von zuvor gemeldeten 0,9 Prozent rückwirkend nach unten revidiert. An Privathaushalte im Währungsraum vergaben Banken im Dezember 1,4 Prozent mehr Darlehen.

Volkswirte werteten die Daten als enttäuschend. Die schwache Dynamik hole die EZB auf den Boden der Tatsachen zurück, kommentierte BayernLB-Volkswirt Johannes Mayr. „Vor allem im Bereich der Unternehmenskredite wurde überraschend die positive Entwicklung der Vormonate relativiert.“ Darlehen an Firmen machen Mayr zufolge etwa 40 Prozent der Kredite an die Privatwirtschaft aus. Sie sind ein wichtiger Indikator für die allgemeine Wirtschaftsentwicklung.

Seit März 2015 versucht die Notenbank, mit dem Kauf von Staatsanleihen die Konjunktur zu beleben und die aus ihrer Sicht unerwünscht niedrige Inflation anzuheben. Monat für Monat schleust sie auf diese Weise rund 60 Milliarden Euro in das Finanzsystem – bislang ohne Erfolg. Nach dem Kalkül der EZB sollen so Anleihen als Investition für Banken unattraktiver werden. Die Hoffnung, dass die Geldinstitute stattdessen mehr Kredite an die Privatwirtschaft vergeben, hat sich bislang jedoch nicht erfüllt.

Zwar nahm die für den Währungsraum wichtige Geldmenge M3 im Dezember um 4,7 Prozent zu. Experten hatten jedoch mit einem Plus von 5,2 Prozent gerechnet. Die Geldmenge M3 umfasst unter anderem Bargeld, Einlagen auf Girokonten, kurzfristige Geldmarktpapiere sowie Schuldverschreibungen mit bis zu zwei Jahren Laufzeit.

Langsam macht sich auf den Märkten Ernüchterung breit. Denn der Zentralbank bleiben praktisch kaum mehr Möglichkeiten, mit denen sie einen Umschwung der Konjunktur einleiten könnte. Noch schlimmer, ihr billiges Geld hat nicht zuletzt zur Bildung gefährlicher Blasen auf den Vermögens- und Immobilienmärkten geführt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft De-minimis-Ausnahme: Trump hat europäischen Unternehmen bisher ein Geschenk im Wert von 800 Dollar hinterlassen
19.04.2025

Trumps Zollpolitik ermöglicht es europäischen Unternehmen, Waren bis 800 Dollar zollfrei in die USA zu versenden. Doch Experten warnen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Osterleckereien 2025: Warum Schokolade, Butter & Co. teurer sind denn je
19.04.2025

Ostern 2025 wird für Verbraucher teurer – besonders bei traditionellen Produkten wie Schokohasen, gefärbten Eiern und selbstgebackenem...

DWN
Immobilien
Immobilien Gewerbeimmobilien als Kapitalanlage? Lage matters!
19.04.2025

Gewerbeimmobilien bieten nach wie vor interessante Renditechancen für ausgefuchste Marktkenner. Wer klug investiert, kann von stabilen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wettbewerbskompass: Kurskorrektur bei Technologiewettbewerb dringend nötig!
19.04.2025

Europa steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen: Der globale Technologiewettbewerb spitzt sich zu, geopolitische Krisen...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitalisierung im Bürgeramt: Passfotos ab Mai nur noch digital erlaubt
19.04.2025

Ab dem 1. Mai sind in Deutschland im Grunde nur noch digitale Passfotos erlaubt. Das neue Verfahren soll Fälschungen vorbeugen. Wer denkt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Italienische Luxusunternehmen: Prada übernimmt und trägt nun auch Versace
19.04.2025

Über einen möglichen Kauf war seit mehreren Monaten spekuliert worden: Der Luxuskonzern Prada schluckt den Konkurrenten Versace. Damit...

DWN
Technologie
Technologie „Mein alter Job als Softwareentwickler ist weg“ – Jentic-Chef über selbstprogrammierende KI-Agenten
19.04.2025

Der irische Tech-Unternehmer Sean Blanchfield ist überzeugt, dass KI-Agenten menschliche Programmierer und Softwareentwickler zunehmend...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...