Gemischtes

Dobrindt kündigt unangemeldete Abgastests für Autos an

Lesezeit: 2 min
15.02.2016 00:31
Jedes Jahr soll es dem Verkehrsminister zufolge unangemeldete Abgastests geben. Das Kraftfahrtbundesamt soll diese beispielsweise bei Autos von Autovermietungen durchführen. Die Grünen indes kritisierten den Vorschlag, da das Kraftfahrtbundesamt bereits in der Vergangenheit bei Tests versagt habe.

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) will Abgassünder mit unangemeldeten Tests nach dem Vorbild von Dopingkontrollen im Sport überführen. „Es wird Kontrollen für Kraftfahrzeuge im Stile von Dopingtests geben - unangemeldet, jedes Jahr“, sagte der Minister der Bild am Sonntag. Damit wolle er die Konsequenz aus der VW-Affäre um manipulierte Abgaswerte ziehen. Die Opposition aus Grünen und Lionkspartei kritisierte die Pläne als unzureichend.

Dobrindt schwebt vor, Fahrzeuge per Zufallsprinzip etwa über Autovermietungen auszuwählen und dann den Schadstoffausstoß zu testen, wie er in dem Interview sagte. Dafür sollten eigene staatliche Prüfstellen beim Kraftfahrtbundesamt aufgebaut werden. „Diese zusätzlichen Prüfungen sollen helfen, durch den VW-Skandal verspieltes Vertrauen in die Autoindustrie wiederherzustellen“, sagte Dobrindt. Die Manipulationen dürften sich nicht wiederholen. Neben den Schadstoff-„Antidopingtests“ seien überdies eine Rotation der Prüfdienste und die Offenlegung der Motorsoftware geplant.

Die Grünen bemängelten Dobrindts Ankündigungen. Diese seien „ein halbes Jahr nach Bekanntwerden der Manipulationen ein schlechter Witz“, befand Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter. „Das Kraftfahrtbundesamt hat bisher bei der Kontrolle der Autoindustrie versagt, warum sollte das auf einmal anders werden?“

Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer forderte europaweit einheitliche Abgaskontrollen: „Die fortgesetzte Kumpanei zwischen Bundesregierung und Autoindustrie macht einen Kulturwechsel und neue Zuständigkeiten erforderlich.“ Der Linken-Verkehrsexperte Herbert Behrens zweifelte an der Wirksamkeit der geplanten Maßnahmen: „Was nützen die besten Dopingtests, wenn Doping im großen Stil erlaubt bleiben soll und nicht mal ein Sanktionskatalog für Dopingsünder zur Debatte steht.“

In der VW-Abgasaffäre steigt unterdessen der Druck auf den früheren Konzernchef Martin Winterkorn. Die Bild am Sonntag zitierte aus einem internen VW-Dokument, demzufolge Winterkorn bereits am 23. Mai 2014 von einem Mitarbeiter schriftlich vor Ermittlungen der US-Umweltbehörden wegen überhöhter Abgaswerte und der Suche nach einer VW-Betrugssoftware gewarnt worden sei.

In den US-Messungen seien die Grenzwerte um ein Vielfaches übertroffen worden, schrieb der Mitarbeiter demnach an Winterkorn. Es sei „zu vermuten, dass die Behörden die VW-Systeme daraufhin untersuchen werden, ob Volkswagen eine Testerkennung in die Motorsteuergeräte-Software implementiert hat“, zitierte die Zeitung aus dem Brief. Winterkorn wollte sich laut Bild am Sonntag unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht zu dem Sachverhalt äußern.

SPD-Fraktionsvize Sören Bartol nahm den Bericht zum Anlass, erneut vollständige Aufklärung von Winterkorn zu fordern: „Er muss die Karten auf den Tisch legen. Ansonsten leidet weiter der gute Ruf der Arbeit, die Tausende von Volkswagen-Mitarbeiter tagtäglich leisten.“ Die Forderung nach Einrichtung staatlicher Prüfstände beim Kraftfahrtbundesamt unterstützte der SPD-Politiker.

Auch Minister Dobrindt bekräftigte am Wochenende seine Erwartungen an VW: Er verlange, dass VW „vollumfänglich über die Abläufe, die zu der Manipulation geführt haben, Auskunft gibt“, sagte er der Bild am Sonntag. Es reiche für VW nicht aus, wieder regelkonforme Autos auszuliefern.


Mehr zum Thema:  
Auto >

DWN
Finanzen
Finanzen Boom-Segment aktive ETFs: BlackRock startet fünf neue Fonds
07.09.2024

Blackrocks ETF-Tochter iShares erweitert ihr Angebot in Europa um fünf neue aktive ETFs. Ziel der Fonds ist es, Anlegern kostengünstige...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Flexible Arbeitszeiten: Sind Vollzeitjobs ein Auslaufmodell?
07.09.2024

Eine repräsentative Befragung der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass nur noch eine Minderheit eine Stelle mit festen Arbeitszeiten...

DWN
Finanzen
Finanzen Derivate Erklärung: So funktionieren Zertifikate, CFDs und Optionsscheine
07.09.2024

Derivate wie Futures, Optionen, Zertifikate, Optionsscheine, Swaps und CFDs sind heftig umstritten. Einige sehen darin notwendige...

DWN
Technologie
Technologie Wasserstoffprojekt in Namibia könnte KZ-Gedenkstätte gefährden
07.09.2024

Deutschland unterstützt ein Großprojekt zur Herstellung von grünem Wasserstoff in Lüderitz. An diesem Ort befand sich einst das erste...

DWN
Immobilien
Immobilien Tag des offenen Denkmals: 7 ungewöhnliche Monumente in Deutschland
07.09.2024

Ob Schloss Neuschwanstein oder Siegessäule: Viele Denkmäler in Deutschland sind international bekannt. Hier werfen wir einen Blick auf...

DWN
Technologie
Technologie Stromerzeugung aus Windkraft: Die Dynamik nimmt ab
07.09.2024

Im vergangenen Jahr war Windkraft erstmals die Hauptquelle der hiesigen Stromerzeugung, weit vor Kohle. Doch in diesem Jahr ist eine...

DWN
Politik
Politik Trump-Erfolg im Schweigegeld-Prozess: Urteil erst nach US-Wahl
07.09.2024

Im New Yorker Prozess wegen Schweigegeldzahlungen von Ex-Präsident Donald Trump wird das Strafmaß erst nach der Präsidentschaftswahl...

DWN
Panorama
Panorama Studie: Ungesunde Ernährung bereits bei Kleinkindern weit verbreitet
07.09.2024

Laut einer aktuellen Studie ernähren sich bereits Kleinkinder zu süß und ungesund. Wie das Max Rubner-Institut (MRI) in Karlsruhe, ein...