Politik

Flüchtlinge und Hartz IV: Krankenkassen vor Problemen

Lesezeit: 1 min
17.02.2016 14:57
Wegen der viele Hartz IV-Bezieher sind die Krankenkassen unter Druck - weil der Staat den Kassen zu wenig erstattet. Wenn es nicht gelingt, die Flüchtlinge und Einwanderer in Arbeit zu bringen, dann müssen sich die Kassen auf Defizite einstellen. Der Fall zeigt: Das deutsche Sozialsystem kann die aktuelle, versteckte Arbeitslosigkeit nur mit Mühe bewältigen. Es wird darauf ankommen, Flüchtlinge und Einwanderer möglichst schnell mit Arbeit zu versorgen.
Flüchtlinge und Hartz IV: Krankenkassen vor Problemen

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Bundesregierung hat sich zum Bericht der FR über ein drohendes Milliardenloch bei den gesetzlichen Krankenkassen durch die Flüchtlingskrise geäußert: Es sei derzeit nicht seriös abzuschätzen, wie sich der Zuzug für die Kassen auswirke, sagte eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums. Laut Frankfurter Rundschau könnte den Kassen schon 2017 ein Finanzloch von über einer Milliarde Euro entstehen, dieses Jahr drohe ein Defizit in dreistelliger Millionenhöhe.

Eine Sprecherin von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte, die Einnahmesituation der gesetzlichen Krankenkassen entwickle sich positiv. Der Bundeszuschuss werde von derzeit 14 Milliarden Euro im nächsten Jahr bereits auf 14,5 Milliarden Euro angehoben.

Eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums sagte, die Auswirkungen auf die gesetzlichen Kassen seien von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Maßgeblich zähle dazu, inwieweit die Integration der Asylbewerber in den Arbeitsmarkt gelinge. Das Ministerium sei zudem aber der Auffassung, dass zusätzliche Belastungen auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe seien.

Damit bestätigt das Ministerium zumindest, dass die Finanzierung der Krankenkassen belastet werden wird, wenn die Integration der Flüchtlinge und Einwanderer in den Arbeitsmarkt nicht gelingt. Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles hatte diese Warnung bereits im September im Deutschen Bundestag ausdrücklich ausgesprochen.

Annelie Buntenbach, Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), nannte es "schlicht falsch", dass Flüchtlinge Defizite der Krankenkassen verursachen. Für Asylbewerber würden den Kassen vollständig die Gesundheitsleistungen erstattet. Für Hartz-IV-Bezieher aber überweise der Staat den Kassen viel zu wenig, was alleine im vergangenen Jahr eine Unterdeckung von etwa 6,7 Milliarden Euro verursacht habe. Diese "politisch bedingten Einnahmeausfälle" dürften jedoch nicht den Flüchtlingen in die Schuhe geschoben werden.

Der Dachverband der gesetzlichen Krankenkassen, der GKV-Spitzenverband, sagte: Es handle sich im Kern nicht um ein Flüchtlingsproblem, da die Kosten für deren Gesundheitsversorgung in den ersten 15 Monaten von den Ländern und Kommunen, nicht von den Kassen getragen werden, erklärte eine GKV-Sprecherin laut AFP.

Das eigentliche, aber schon seit Längerem bestehende Problem liege in den nicht kostendeckenden Kassenbeiträgen für Hartz-IV-Empfänger. Ob und inwieweit sich dieses Problem durch die Flüchtlinge verschärfe, könne derzeit "noch in keiner Weise eingeschätzt werden".

Weder gebe es Zahlen über die Kosten der Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen, noch könne seriös eingeschätzt werden, wie viele von ihnen nach 15 Monaten Hartz-IV-Bezieher werden. Damit bestätigt auch der Verband indirekt die Berechnungen der FR: Wenn es nicht gelingt, die Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu integrieren, müssen sich die Krankenkassen auf höhere Kosten einstellen - die durch die derzeitigen Beiträge nicht zu 100 Prozent finanziert sind.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nachhaltigkeit als Schlüsselfaktor für Unternehmenserfolg
01.05.2024

Die Studie „Corporate Sustainability im Mittelstand“ zeigt, dass der Großteil der mittelständischen Unternehmen bereits Maßnahmen...