Politik

Die Scheine werden kleiner: US-Ökonom fordert Ende der 100-Dollar-Note

In den USA hat der frühere Finanzminister und einflussreiche Harvard-Ökonom die Debatte um die Abschaffung von Bargeld befeuert: Er fordert das Ende der 100 Dollar-Note. Langfristig sollten sich alle Nationen solch restriktiven Maßnahmen anschließen.
18.02.2016 01:27
Lesezeit: 2 min
Die Scheine werden kleiner: US-Ökonom fordert Ende der 100-Dollar-Note
Nach wenigen Wochen ein SPIEGEL-Bestseller: Das neue Buch von Michael Maier. (Foto: FBV)

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Larry H. Summers, ehemaliger US-Finanzminister und vordenkender Harvard-Professor, fordert in einem Beitrag in der Washington Post das Ende der 100-Dollar-Note. Summers war einer der ersten Top-Ökonomen, die die Idee der Bargeld-Abschaffung lanciert haben. Damals – Ende 2013 – ging es erstmals um eine mögliche Einführung der Negativzinsen von Zentralbanken. Damals noch als Spinnerei abgetan, ist seine Forderung heute von vielen Zentralbanken der Welt umgesetzt worden - zuletzt von der japanischen Notenbank.

Laut Summers gab es bereits bei den Beschlüssen zur Euro-Einführung in den späten 1990er-Jahren Diskussionen über Banknoten mit hohem Wert. Schon damals hätte die US-Regierung angeboten, auf einen 100-Dollar-Schein zu verzichten, wenn im Gegenzug die EZB keine 500-Euro-Note ausgibt. Der Plan scheiterte letztendlich am Veto der Deutschen.

Summers bezieht sich auf den Artikel eines Harvard-Kollegen Peter Sands der einen Zusammenhang zwischen Banknoten mit einem hohen Nennwert und Kriminalität herstellt. Dort heißt es, dass die 500-Euro-Note in Fachkreisen nur „Bin Laden“ genannt werde. Begründet wird das damit, dass illegale Aktivitäten erleichtert werden, wenn eine Million Dollar nur 2,2 Pfund wiegt, wenn sie in 500 Euro gestückelt ist, als mehr als 50 Pfund, wenn 20 Euro genutzt werden (siehe auch Video am Anfang des Artikels).

Summers fordert zwar nicht, dass die Scheine mit hohem Wert, also 500 Euro und 100 Dollar, sofort aus dem Verkehr gezogen werden sollen. Allerdings plädiert er dafür, dass ab sofort keine neuen Banknoten in dieser Höhe mehr gedruckt werden. Die EZB, die EU-Kommission und Deutschland haben sich bereits dafür ausgesprochen, die 500-Euro-Note abzuschaffen.

Sollte die Eurozone sich zu diesem Schritt entschließen, kämen laut Summers auch andere Länder unter Druck, nachzuziehen – als Beispiel nannte er die Schweiz, von der er ähnliche Maßnahmen erwartet.

Noch besser als ein europäischer Weg wäre laut Summers ein globales Abkommen, das eine weitere Ausgabe von Banknoten verbietet, die den Wert von 50 bis 100 Dollar überschreitet. Eine solche Vereinbarung wäre das bedeutendste, was die G7 beziehungsweise G20 in den vergangenen Jahren beschlossen hätte, so der Ökonom.

Die Kriminalitäts- und Terror-Bekämpfung ist bei diesen Forderungen allerdings ein Vorwand: Tatsächlich fürchten die Banken, dass Anleger bei einer Verschärfung ihr Geld aus dem Finanzsystem abziehen könnten. Das würde die Geschäfte der Finanzindustrie deutlich einengen. Vor allem aber würde es im Fall einer Schieflage einer Bank die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass die Steuerzahler die Banken retten müssten. Viele der hochverschuldeten Staaten könnten sich das nicht leisten. So hat allein die Rettung im kleinen Griechenland, von der vornehmlich deutsche und französische Banken profitiert haben, mindestens 400 Milliarden Euro gekostet.

***

DWN-Herausgeber Michael Maier beschreibt in seinem neuen Buch die Ursachen und Wirkungen der finanziellen Repression. Er analysiert, warum der Staat wegen seiner hemmungslosen Schuldenpolitik und wegen immer neuer Verstrickungen in globale Kriege den Zugriff auf die privaten Vermögen plant. Die Reduktion des Bargeldes dient der Rettung eines Finanz-Systems, von dem die meisten Menschen auf der Welt bisher kaum profitiert haben. 

Das Buch ist bereits seit mehreren Wochen auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.

Auf Amazon schreibt ein Leser-Rezensent zu dem Buch: Ohne Emotionen schildert der Autor die entstandenen Situationen, die zur gegenwärtigen Lage in Deutschland, Europa und der Welt geführt haben. Ich erfasste Zusammenhänge, die ich bisher nicht so sah oder in meinen Lagebeurteilungen nicht erkannte. Michael Maier zeigt sich mir als gründlicher Rechercheur, der mir mit seinen Schlussfolgerungen sehr seriös erscheint und sich wohltuend von dem alltäglichen Politblabla abhebt.“

Michael Maier: „Das Ende der Behaglichkeit. Wie die modernen Kriege Deutschland und Europa verändern“. FinanzBuch Verlag München, 228 Seiten, 19,99€. Bestellen Sie das Buch hier direkt beim Verlag.

Oder kaufen Sie es im guten deutschen Buchhandel das Buch ist überall erhältlich. Wir unterstützen den Buchhandel ausdrücklich, er muss gefördert werden!

Oder bestellen Sie das Buch bei Amazon. Mit einem Kauf unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN, damit diese Sie weiter kritisch über die Entwicklungen informieren können. 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Politik
Politik Haushaltsstreit 2025: Klingbeils Pläne, Kritik und offene Milliardenlücken
08.07.2025

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) hat den Haushaltsentwurf für 2025 und die Finanzplanung bis 2029 in den Bundestag eingebracht....

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW-Konzern behauptet Spitzenposition im deutschen E-Auto-Markt
08.07.2025

Der VW-Konzern setzt im deutschen E-Auto-Markt neue Maßstäbe. Die aktuellen Zahlen zeigen eine eindrucksvolle Entwicklung – doch der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China frisst Europas Industrie und niemand wehrt sich
08.07.2025

Chinas Staatskonzerne zerlegen Europas Industrie Stück für Stück – doch Berlin, Brüssel und Paris liefern nur leere Worte. Während...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Dow schließt Chemieanlagen: Was das für Deutschland bedeutet
07.07.2025

Der US-Konzern Dow zieht sich teilweise aus Mitteldeutschland zurück – und das hat Folgen. Standorte in Sachsen und Sachsen-Anhalt...

DWN
Politik
Politik Folgekosten in Millionenhöhe: Corona-Krise und die Schattenseite staatlicher Beschaffung
07.07.2025

Milliardenkosten, ungenutzte Schutzmasken und politische Spannungen: Die Folgen der Maskenkäufe in der Corona-Krise wirken bis heute nach....

DWN
Politik
Politik Kontrollen an der Grenze zu Polen: Grenzkontrollen jetzt beidseitig aktiv
07.07.2025

Mitten in der Urlaubszeit zieht Polen die Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland an. Reisende spüren die Auswirkungen sofort –...

DWN
Politik
Politik Trump droht BRICS-Staaten mit neuen Strafzöllen
07.07.2025

Trump verschärft den Handelsstreit mit den BRICS-Staaten drastisch. Seine angekündigten Strafzölle könnten globale Lieferketten...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX aktuell auf Höhenflug trotz drohender US-Handelszölle
07.07.2025

Der DAX überrascht mit einem starken Anstieg über 24.000 Punkte – und das trotz drohender US-Zölle. Wie reagieren Investoren auf die...