Politik

Türkei schickt Raketen an Grenze zu Syrien, Moskau verlegt Kampf-Jets

Die Türkei hat Raketensysteme an die syrische Grenze verlegt. Diese sollen in der syrischen Provinz Aleppo eingesetzt werden. Russland rechnet offenbar mit einer möglichen Konfrontation: Moskau hat mehrere Kampf-Jets auf einen Stützpunkt in Armenien verlegt.
21.02.2016 00:49
Lesezeit: 3 min

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Die Türkei hat am Samstag Mehrfachraketen-Systeme der Klassen TR-122 „Sakarya“ und TR-300 „Kasirga“ an die türkisch-syrische Grenze verlegt, berichtet die Zeitung Milliyet. Bei dem Raketensystem handelt es sich um ein einheimisches Produkt des türkischen Rüstungskonzerns ROKETSAN. Die TR-300 beruht auf dem WS-1, ein Langstrecken-Mehrfachraketenwerfersystem der Volksrepublik China. Die TR-122 verfügt über eine Reichweite von über 40 Kilometer, während die TR-300 über eine Reichweite von 100 Kilometer verfügt, berichtet ROKETSAN. Die Raketensysteme befinden sich in der türkischen Provinz Hatay und haben das syrische Gebiet Afrin anvisiert, das sich in der Provinz Aleppo befindet.

Der syrische Sicherheitsanalyst Hasan al-Hasan sagte im Gespräch mit dem russischen Staatssender Sputniknews, dass die Türkei nicht isoliert betrachtet werden darf. „Ich bin überzeugt davon, dass die USA die Türkei in einen Krieg ziehen möchten. Die Amerikaner benutzen die Türkei. Die Türkei ist kein Land, das eine eigenständige Außenpolitik betreibt“, so al-Hasan.

Der Nahost-Analyst Charles Lister sagt den Financial Times, dass die Türkei nicht ohne das Einverständnis der Amerikaner in Syrien einmarschieren werde. „Syrien gerät außer Kontrolle. Die Ereignisse im Norden Syriens könnten den Verlauf des Kriegs verändern“, so Lister. Seit der Intervention der Russen im September 2015 haben die Rebellen in Syrien neue Waffen , vor allem Luftabwehrsysteme, erhalten, um gegen die syrischen Regierungstruppen und Russen zu kämpfen. „Das eigentliche Anliegen ist, die Russen einen hohen Preis bezahlen zu lassen. Doch es ist schwer zu sagen, wie wir das machen können“,sagt ein hochrangiger westlicher Diplomat den Financial Times.

Bereits am Freitag hatte Saudi-Arabien angekündigt, man wolle Luftabwehr-Raketen an diverse Terror-Milizen liefern. Diese würden eine unmittelbare Gefahr für die russischen Luftangriffe gegen den IS bedeutet.

Auch Moskau stellt sich offenbar auf eine Zuspitzung der Lage ein: Die russischen Streitkräfte haben etliche Kampfflugzeuge auf einen Stützpunkt in Armenien verlegt, der nur rund 40 Kilometer von der türkischen Grenze entfernt ist. Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte am Samstag mit, es handle sich um vier Kampfjets vom Typ MiG-29, mehrere Bomber vom Typ MiG-29S und einen Hubschrauber vom Typ Mi-8MT.

Die Flugzeuge wurden auf den Stützpunkt Erebuni nahe der armenischen Hauptstadt Eriwan verlegt. MiG-29-Flugzeuge können mit Waffen bis zu einer Last von 4000 Kilogramm bestückt werden.

Die Grenze zwischen Armenien und der Türkei ist seit 1993 geschlossen. Zwischen der Türkei und Armenien gibt es einen Jahrzehnte alten Konflikt wegen der Massaker an Armeniern in der Zeit des Ersten Weltkriegs. Nach armenischer Darstellung starben von 1915 bis 1917 im Zuge der gezielten Vernichtung der armenischen Minderheit auf dem Gebiet der heutigen Türkei bis zu 1,5 Millionen Armenier.

US-Außenminister John Kerry hat am Samstag bei seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow für eine rasche Feuerpause geworben. Beide sprachen demnach auch über die diplomatischen Bemühungen um eine Lösung für den Syrien-Konflikt sowie über humanitäre Hilfe für die Bevölkerung. Kerrys Problem: Die von den USA unterstützte al-Nusra Front ist in großer Bedrängnis. Die von den UN als Terror-Gruppe qualifizierte Miliz versucht angeblich, bei der UN eine Feuerpause zu erwirken.

Doch Russland ist offenbar nicht gewillt, sich auf unklare Deals einzulassen: Moskau setze seine „konsequente Linie“ fort, den syrischen Streitkräfte bei ihren „offensiven Aktionen gegen Terroristen und terroristische Organisationen“ zu helfen, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Samstag.

Die Türkei beschießt derzeit Stellungen der YPG im Norden Syriens, während die Kurden dort vorrücken. Die USA, die die YPG auch militärisch unterstützen, und weitere Länder hatten die Türkei zur Zurückhaltung aufgerufen. Die syrischen Kurden bestritten jedwede Verwicklung in den Anschlag von Ankara. Die Türkischen Freiheitsfalken (TAK) hatten die Verantwortung für den Anschlag übernommen.

Doch Premier Ahmet Davutoglu lässt die TAK-Erklärung nicht gelten. Er bekräftigte am Samstag laut AFP, dass die Attacke auf den Militärkonvoi von PKK und YPG zusammen verübt worden sei. Der Regierungschef sagte: „Es ist sehr klar ermittelt worden, dass dieser Terroranschlag das Werk von PKK-YPG ist.“ Bisher wurden demnach 22 Verdächtige im Zusammenhang mit dem Anschlag festgenommen.

Der Sprecher des Weißen Hauses, Ben Rhodes, hatte am Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz in Washington gesagt: „Wir, als Regierung, haben die Verantwortlichen noch nicht ausmachen können. Wir haben den Türken klargemacht, dass wir in all unseren Versprechen an die YPG und an andere kurdische Elemente, die Bedeutung unserer Allianz mit der Türkei hervorgehoben haben. Wir haben hervorgehoben, dass sie von Handlungen ablassen sollen, die den pf gegen den IS behindern könnten“, zitiert die Daily Mail Rhodes.

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