Nach Angaben des Obersten Rats für Hörfunk und Fernsehen in der Türkei (RTÜK) sei die Strafe gegen den Privatsender CNBC-E erhoben worden, weil sich in der besagten Folge über Gott lustig gemacht werde. Junge Menschen würden zu Gewalt ermutigt, da die Simpsons Folge Morde als Teil von Gottes Ordnung darstelle und obendrein dazu ermutige, am Silvesterabend Alkohol zu trinken.
„Einer der Charaktere missbraucht den Glauben eines anderen, um diesen zu Morden aufzurufen“, zitiert die türkische Zeitung Hürriyet den Bericht von RTÜK. „In einer Szene wird sogar öffentlich eine Bibel verbrannt und Gott und der Teufel werden in menschlichen Körpern gezeigt.“ In einer anderen Szene würde Gott dem Teufel einen Kaffee servieren, was durchaus als eine Beleidigung religiöser Überzeugungen angesehen werden könne. Konkret geht es um die Geschichte „Dial D for Diddly“ innerhalb der Halloween-Episode „Treehouse of Horror XXII“.
Die Simpsons sind in der Türkei nicht das einzige Opfer von staatlicher Kritik bzw. strafrechtlicher verfolgung. Erst kürzlich hatte der türkische Premier Recep Tayyip Erdoğan die türkische TV-Serie „Das prächtige Jahrhundert“ gerügt. Er beschuldigte die Macher, historische Tatsachen zu verzerren, und forderte sogar juristische Schritte einzuleiten. Schon mehrmals gab es Aufrufe an den Radio- und Fernsehrat (RTÜK), die Serie zu. In einem anderen Fall wurde der Rat bereits aktiv. Zwar wurde die beliebte türkische TV-Serie “1 Erkek 1 Kadın” nicht verboten oder mit einer Geldstrafe belegt, dafür mussten jedoch die auf dem Bildschirm in wilder Ehe lebenden Hauptdarsteller heiraten. Schon mehrmals hatte die RTÜK die Serie kritisiert. Die Behörde warf den Autoren vor, das Publikum zu außerehelichen Affären zu ermutigen. Außerdem wird das zusammenlebende Paar oft als sexuell aktiv dargestellt.
Erst Anfang des Jahres 2012 wurden nach Barbie die Simpsons auch aus dem Iran verbannt. Im Februar reihten sich Bart und seine Familie, die 1989 das erste Mal ausgestrahlt wurden und seither in über 100 Ländern laufen, ein in eine lange Liste von Spielzeugfiguren ein, die das Regime verboten. Alle Produkte der Serie wurden mit einem Verkaufsverbot belegt. Das Argument des staatlichen Instituts für die intellektuelle Entwicklung von Kindern: Bart, Lisa, Maggie, Homer und Marge hätten einen schlechten Einfluss auf den iranischen Nachwuchs. Auch die Filme seien nicht mehr erwünscht. „Wir wollen diesen Cartoon nicht länger durch den Import des Spielzeugs promoten”, so Ministeriumssprecher Mohammad Hossein Farjoo gegenüber der Tageszeitung “Shargh”. Seltsamerweise sind die beiden amerikanischen Superhelden Superman und Spiderman aber bisher verschont geblieben.