Politik

Abfuhr für Merkel in Paris: Frankreich lehnt mehr Flüchtlinge ab

Bundeskanzlerin Merkel musste am Freitag einen schweren Rückschlag in ihrer Flüchtlingspolitik hinnehmen. Bei einem Treffen in Paris machte Präsident Hollande klar, dass Frankreich nicht mehr als 30.000 Flüchtlinge aufnehmen werde. Damit kann der Gipfel mit der Türkei keine Lösungen mehr bringen, die dem Konzept Merkels entsprechen. Merkel wollte, dass die EU-Staaten noch mehr Flüchtlinge aus der Türkei übernehmen.
04.03.2016 16:53
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Angela Merkels Hoffnungen auf ein Einlenken von Frankreich auf ihren Plan, dass die EU-Staaten der Türkei Flüchtlinge abnehmen sollen, haben sich am Freitag zerschlagen. Bei einem Treffen mit Präsident Hollande sagte dieser lediglich, sein Land werde die Zusage erfüllen, im Rahmen der bereits vereinbarten Umverteilung innerhalb der EU 30.000 Flüchtlinge aufzunehmen. Als Voraussetzung nannte er dafür noch die Einhaltung der Schengen-Verträge.

Damit wich er nicht von der Haltung seines Premierministers Manuel Valls ab, der vor drei Wochen in München Irritationen in Berlin ausgelöst hatte. Valls hatte dort gesagt, die von Merkel verfolgte Politik der offenen Grenzen sei für Frankreich langfristig nicht tragbar. Paris werde die 30.000 Flüchtlinge aufnehmen – aber nicht mehr.

Frankreich lehnt mehr Flüchtlinge ab und hatte diese Botschaft schon vor Wochen unmissverständlich kundgetan. Doch Merkel hat die Warnungen offenbar nicht ernstgenommen. Damit dürfte auch der bevorstehende Gipfel mit der Türkei zu keinem Ergebnis kommen. Die 28 EU-Staats- und Regierungschefs kommen am Montag in Brüssel mit dem türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu zu einem Sondergipfeltreffen zusammen. Nach wie vor kommen wegen des Syrien-Kriegs zahlreiche Flüchtlinge über die Türkei nach Europa.

So blieb es bei einem Treffen von Merkel mit Holland in Paris bei allgemeinen Aussagen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte nach einem Treffen mit dem französischen Präsidenten François Hollande am Freitag in Paris: „Einseitige Lösungen helfen uns nicht weiter.“ Hollande erklärte: „Angesichts der Flüchtlingsfrage haben Deutschland und Frankreich dieselbe Antwort: Europa. Europa muss in der Lage sein, die erwarteten Lösungen herbeizuführen.

Hollande kündigte lediglich die Unterstützung Frankreichs für die Nato-Operation in der Ägäis mit einem Schiff an. Merkel sagte, die Mission zur Eindämmung illegaler Migration müsse schnell in Gang kommen. Sie hoffe, dass man bis Montag einen Schritt weiter sei. Merkel reist bereits am Sonntagabend nach Brüssel. Dem Vernehmen nach trifft sie sich möglicherweise schon dann mit Davutoglu.

Der Türkei bescheinigte Merkel, zahlreiche Maßnahmen zur Verringerung der Flüchtlingszahl ergriffen zu haben, etwa die Visapflicht für eine Vielzahl von Herkunftsländern oder eine engere Zusammenarbeit der Polizei. Man sei aber noch nicht am Ende der Bemühungen. Sie verstehe jedoch, „dass auch die Türkei erwartet, dass wir liefern als Europäer und jetzt auch die ersten Projekte eingetütet werden“, damit es zum Beispiel bei Flüchtlingsprojekten vorangehe. Die Kanzlerin teilte mit, die Türkei werde in den nächsten Tagen erstmals eine größere Zahl von Flüchtlingen von Griechenland zurücknehmen.

Merkel sagte, Deutschland und Frankreich stimmten überein, dass die EU ihre Außengrenze schützen müsse, um die Reisefreiheit im Inneren zu sichern. Die Länder müssten wieder wegkommen von Grenzkontrollen. Und: „Wir müssen wissen, wer nach Europa kommt.“ Einseitige Lösungen brächten keine nachhaltige Verringerung der Flüchtlingszahlen. „Selbst wenn in Deutschland in diesen Tagen weniger Flüchtlinge ankommen, so ist das keine nachhaltige Lösung, weil auf der anderen Seite Griechenland jetzt ein größeres Problem hat. (..) Wir müssen einen europäischen Ausgleich schaffen.“

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Gasförderung vor Borkum: Streit um Abkommen mit den Niederlanden eskaliert
02.07.2025

Deutschland und die Niederlande wollen ein Abkommen zur Gasförderung vor Borkum abschließen – doch von der Küste regt sich lauter...

DWN
Immobilien
Immobilien Klimaanlage einbauen: Was Sie vor dem Kauf wissen müssen
02.07.2025

Die Sommer werden heißer – und die Nachfrage nach Klimaanlagen steigt. Doch der Einbau ist komplizierter, als viele denken. Wer nicht in...

DWN
Technologie
Technologie Balkonkraftwerke: 220.000 neue Anlagen binnen sechs Monaten
02.07.2025

Mehr als 220.000 neue Balkonkraftwerke sind in Deutschland binnen sechs Monaten ans Netz gegangen. Während Niedersachsen glänzt, fallen...

DWN
Politik
Politik USA frieren Waffenlieferungen an die Ukraine ein – Prioritäten verschieben sich
02.07.2025

Die USA stoppen zentrale Waffenlieferungen an die Ukraine. Hinter der Entscheidung steckt ein geopolitischer Kurswechsel, der Europa...

DWN
Politik
Politik Stromsteuer: Kommt jetzt die Entlastung für alle?
02.07.2025

Die Stromsteuer spaltet das schwarz-rote Bündnis – und mit ihr die Frage, ob Bürger und Betriebe wirklich entlastet werden. Während...

DWN
Panorama
Panorama Hitzewelle in Deutschland: Temperaturen bis 40 Grad und drohende Unwetter
02.07.2025

Deutschland ächzt unter extremer Hitze, örtlich steigen die Temperaturen auf bis zu 40 Grad. Experten warnen vor Unwettern, Waldbränden...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell stabil: Deutsche Goldinvestments erholen sich – wie Anleger jetzt reagieren sollten
02.07.2025

In den vergangenen Wochen war die Goldpreis-Entwicklung von Volatilität geprägt. Das ist auch zur Wochenmitte kaum anders: Obwohl sich...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hitzestress am Arbeitsplatz: Mehr Krankmeldungen bei Extremtemperaturen
02.07.2025

Extreme Sommerhitze belastet nicht nur das Wohlbefinden, sondern wirkt sich zunehmend auf die Arbeitsfähigkeit aus. Bei Hitzewellen...