Finanzen

EU-Bericht sieht neue Banken-Krise in Griechenland

Lesezeit: 2 min
10.03.2016 01:24
Die wirtschaftliche Lage Griechenlands verbessert sich kaum – im Bankensektor haben sich die Fundamentaldaten sogar verschlechtert. Besonders die hohe Zahl ausfallgefährdeter Kredit beunruhigt die Verfasser einer aktuellen Analyse der Europäischen Kommission.
EU-Bericht sieht neue Banken-Krise in Griechenland

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

In ihrer neuesten Analyse zur Situation in Griechenland zeichnet die EU ein durchwachsenes Bild. Während sich einige Fundamentaldaten stabilisiert haben, lässt sich aus den Zahlen des Bankensektors eine Schieflage vieler Finanzinstitute herauslesen.

Die griechische Wirtshaft war aus Sicht der Europäischen Kommission seit 2014 auf einem guten Weg – bis sie um die Mitte des vergangenen Jahres deutlich an Schwung einbüßte. „Nachdem sie 2014 wieder zu wachsen begann und eine überraschende Widerstandsfähigkeit in der ersten Hälfte des Jahres 2015 zeigte, ist Griechenlands Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte wieder in die Rezession gerutscht. Dies spiegelte einen starken Vertrauensverlust der Anleger, Stress innerhalb des Bankensystems und die Unsicherheit bezüglich der verlängerten Verhandlungen um das Hilfsprogramm wieder“, schreibt die Kommission.

Vorläufigen Daten der Statistikbehörde Eurostat zufolge hat sich die Wirtschaft des Landes im dritten Quartal 2015 um 1,4 Prozent und im vierten Quartal um 0,6 Prozent abgeschwächt. Für das gesamte vergangene Jahr bedeutet dies einen Rückgang der Wirtschaftsleistung von rund 0,7 Prozent, wie der Bericht der Kommission festhält. Die Analysten gehen für das laufende Jahr ebenfalls von einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts aus, ehe die griechische Wirtschaft 2017 wieder um etwa 2,7 Prozent wachsen werde. Die von der Kommission vorgebrachten Gründe für diese positive Annahme sind ein wachsendes Vertrauen von Investoren, dass sich aus der Lockerung der Kapitalverkehrskontrollen und der Erfüllung von Reformzusagen ableiten werde.

Die Inflation entwickelt sich 2015 wie schon in den beiden Jahren zuvor negativ. Im laufenden Jahr wird sie dem Bericht zufolge mit 0,5 Prozent wieder in den positiven Bereich einschwenken, weil sich die Wirtschaft besser entwickeln könnte. Dies würde auch einen Rückgang der Arbeitslosigkeit nach sich ziehen, welche den Prognosen der EU zufolge im laufenden Jahr 24 Prozent und 2017 etwa 22,8 Prozent betragen werde. Im Oktober 2015 lag die offizielle Zahl bei 25,4 Prozent.

Bedeutende Risiken finden sich in Griechenlands Bankensektor. „Die finanzielle Lage der griechischen Banken hat sich seit der Ankündigung neuer Wahlen Mitte Dezember 2014 permanent verschlechtert. Signifikante und kontinuierliche Kapitalabflüsse haben ihre Liquidität stark beeinträchtigt: von Mitte Dezember 2014 bis Ende Juni 2015 wurden mehr als 25 Prozent aller Einlagen abgezogen. (…) Das sich verschlechternde ökonomische Umfeld und die politische Unsicherheit hatten einen schädlichen Einfluss auf die Qualität des Kredit-Portfolios und führten zu einer Zunahme ausfallgefährdeter Darlehen“, heißt es in dem Bericht. „Die Bürde der faulen Kredite stellt für die griechischen Banken eine akute Herausforderung dar, weil diese Ende September 2015 rund 40 Prozent aller vergebenen Kredit ausmachten“, heißt es in dem Bericht.

Ende Oktober 2015 ergab zudem eine Untersuchung der EZB, dass die vier größten Geldinstitute Griechenlands Kapitaldefizite von 4,4 Milliarden Euro im durchgespielten Normalszenario und 14,4 Milliarden Euro in einem ungünstigen Marktszenario haben würden.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Politik
Politik 75 Jahre Europarat: Ein Jubiläum in turbulenten Zeiten
19.05.2024

Der einst stolze Europarat feiert sein 75-jähriges Bestehen, doch das Jubiläum findet inmitten von Krisen und Unsicherheit statt,...

DWN
Finanzen
Finanzen P2P-Kredite als alternative Geldanlage: Chancen und Risiken
19.05.2024

P2P-Kredite sind eine aufstrebende Anlageklasse, die Privatpersonen ermöglicht, direkt in den Kreditbedarf anderer Privatpersonen zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Vom Erfolg zur Krise: Wie Adidas seine Dominanz im Sportmarkt verlor
19.05.2024

Adidas, einst ein Riese im Sportmarkt, kämpft nach katastrophalen Kooperationen und einem Börsenabsturz gegen den Aufstieg von Nike. Mit...

DWN
Finanzen
Finanzen Kreditanstalt für Wiederaufbau in der Kritik, nutzt Potenzial unzureichend
19.05.2024

Eine neue Studie der Stiftung Klimaneutralität zieht eine kritische Bilanz zur Rolle der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Demnach...

DWN
Politik
Politik Scholz verspricht Hilfe - Überschwemmungen im Saarland zeigen Naturgewalt
19.05.2024

Bundeskanzler Olaf Scholz besuchte Kleinblittersdorf im Saarland, um nach den heftigen Regenfällen und Überschwemmungen Hilfe zu...

DWN
Politik
Politik Putin fördert intensivere Geschäftspartnerschaften mit China
18.05.2024

Putin hat während seines Staatsbesuchs in China eine Stärkung der wirtschaftlichen Kooperation betont und die Sanktionen des Westens...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Überraschende Wende: China nicht mehr Deutschlands Top-Handelspartner
18.05.2024

Für eine beträchtliche Zeit war die Volksrepublik Deutschland der primäre Handelspartner. Jetzt besteht die Möglichkeit, dass China...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nike schnappt Adidas die Nationalmannschaft weg: Der DFB kennt keine Gnade
18.05.2024

Über 70 Jahre waren sie eine Einheit – die deutsche Nationalmannschaft in ihren Adidas-Trikots und ihren Schuhen mit den drei Streifen....