Politik

Ein Relikt des Kalten Krieges: Trump zweifelt am Sinn der Nato

Donald Trump hält die Nato für ein überflüssiges Relikt des Kalten Krieges. Große und starke Länder wie Deutschland oder Südkorea könnten längst selbst für ihre militärische Sicherheit sorgen. Die Amerikaner sollten sich besser um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern.
22.03.2016 01:29
Lesezeit: 2 min

Der republikanische US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump hat die herausragende Rolle der Vereinigten Staaten in der Nato in Frage gestellt. In einem Interview mit der Washington Post sagte Trump, dass er als Präsident das US-Engagement in der Welt deutlich zurückfahren würde. In Europa solle Deutschland die Verantwortung übernehmen.

Er stellte, so die Post, die Nato als Ganzes in Frage. Diese sei ein Relikt des Kalten Krieges. Die US-Regierung solle damit aufhören, anderswo Nationen bilden zu wollen. Trump sagte:

"Ich glaube, wir leben heute in einer ganz anderen Welt. Wir sollten keine Nationen anderswo aufbauen. Es hat sich gezeigt, dass das nicht funktioniert. Wir sind heute ein anderes Land als früher. Wir haben 19 Billionen Dollar Schulden. Wir sitzen wahrscheinlich auf einer Blase. Und wenn diese Blase platzt, wird das sehr hässlich sein. Ich glaube, wir müssen unser eigenes Land aufbauen. Ich habe gesehen, wie wir Schulen im Irak aufgebaut haben, und sie wurden in die Luft gesprengt. Wir haben die nächste Schule gebaut, und sie wurde in die Luft gesprengt. Wir bauen sie dreimal auf, und gleichzeitig sind wir nicht in der Lage, eine Schule in Brooklyn zu bauen. Und das ist der Punkt, an dem wir sagen müssen: Hey, sollten wir uns nicht um uns selbst kümmern?"

Trump sieht die USA auch finanziell nicht mehr in der Lage, die Nato zu finanzieren: "Wir können uns sicher nicht mehr leisten, das zu tun", sagte Trump. "Die Nato kostet uns ein Vermögen. Ja, wir beschützen Europa mit der Nato, aber wir geben viel Geld aus." Im Ukraine-Konflikt würden die Verbündeten der USA "nichts machen". Vor allem Deutschland müsse stärker in die Pflicht genommen werden.

"Die Ukraine ist ein Land, das uns viel weniger angeht als andere Länder in der Nato, und doch tragen wir die ganze Last", sagte Trump. "Warum kümmert sich nicht Deutschland innerhalb der Nato um die Ukraine?"

Später betonte der Milliardär in einer Pressekonferenz, dass er Washington nicht aus der Militärallianz herausführen wolle. Allerdings bekräftigte er, dass Länder wie Deutschland ihre Sicherheit nicht mehr auf Kosten der USA bekommen sollten. "Es gibt viele Länder, die zahlen können und die viel zahlen können", sagte er. Dazu zähle auch der "Wirtschaftsriese" Südkorea.

"Ich bestelle tausende Fernsehgeräte aus Südkorea", sagte der Favorit für die republikanische Präsidentschaftskandidatur. Doch sobald Nordkorea auch nur niese, "fangen wir an, die Schiffe, die Flugzeuge, alles andere zu schicken. Dafür erhalten wir keine angemessene Erstattung."

In dem Gespräch nannte Trump die Namen mehrerer Berater, die allenfalls am Rande des außenpolitischen Establishments in Washington verortet sind. Als seinen Anti-Terror-Berater stellte Trump den libanesischstämmigen Politikprofessor Walid Phares vor, der an einer kleinen Privatuniversität in Washington lehrt und als Experte für den konservativen Nachrichtensender Fox News tätig ist.

Im Verteidigungsbereich steht ihm der pensionierte General Keith Kellogg zur Seite, der nach dem US-Einmarsch im Irak im Jahr 2003 für einige Monate in leitender Funktion an der Übergangsverwaltung für das Zweistromland beteiligt war. Ebenfalls auf der Liste stehen die industrienahen Energieexperten Carter Page und George Papadopoulos.

Außerdem nannte Trump den ehemaligen Pentagon-Generalinspekteur Joe Schmitz, der laut Washington Post später unter anderem bei der umstrittenen US-Sicherheitsfirma Blackwater arbeitete. Für den wenig bekannten konservativen Think-Tank Center for Security Policy verfasste er einen Bericht mit dem Titel "Scharia - die Bedrohung für Amerika". Geleitet wird das außenpolitische Team laut Washington Post vom republikanischen Senator Jeff Sessions aus Alabama.

Anzeige
DWN
Technologie
Technologie BradyPrinter i7500: Revolution im Hochpräzisionsdruck

Sie haben genug vom altmodischen Druck großer Etikettenmengen? Keine Kalibrierung, keine Formatierung, kein umständliches Hantieren mit...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Polizeiliche Kriminalstatistik 2024: Immer mehr Gewaltdelikte
02.04.2025

Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2024 offenbart ein besorgniserregendes Bild: Trotz eines leichten Rückgangs der Gesamtkriminalität...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kurzarbeit auf Rekordhoch: Kritik an Verlängerung des Kurzarbeitergeldes wächst
02.04.2025

Die Wirtschaft steckt fest in einer Strukturkrise: seit 5 Jahren kein Wachstum. Die Folge: Immer mehr Unternehmen bauen Stellen ganz ab...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Wirtschaft: Verbände fordern dringenden Kurswechsel der Koalition
02.04.2025

Bitte kein "Weiter-so"! Mit Unmut blicken deutsche Wirtschafts- und Industrieverbände auf das, was die noch namenlose Koalition aus Union...

DWN
Politik
Politik Neue US-Zölle: Was die deutsche Wirtschaft fürchten muss
02.04.2025

Die geplanten Zölle von US-Präsident Trump sorgen für Unruhe in Europa. Niemand weiß genau, welche Branchen betroffen sein werden –...

DWN
Politik
Politik Ukraine erhält massive Militärhilfe aus Schweden und den Niederlanden – Russland weitet Einberufungen aus
02.04.2025

Die Ukraine erhält verstärkte militärische und finanzielle Unterstützung von Schweden und den Niederlanden, während Russland...

DWN
Politik
Politik Migration: Nancy Faeser sieht eigene Migrationspolitik als Erfolg
01.04.2025

Während SPD und Union über eine mögliche Koalition verhandeln: Die geschäftsführende Innenministerin Faeser präsentierte heute...

DWN
Politik
Politik Handelskonflikt eskaliert: EU prüft bislang ungenutztes Instrument
01.04.2025

Die Handelsbeziehungen zwischen der EU und den USA stehen kurz vor einer Eskalation. US-Präsident Trump plant neue Zölle auf eine...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trumps Zölle - Warum Hyundai jetzt auf Milliarden-Investitionen in den USA setzt
01.04.2025

Geht sein Plan auf? Trumps Zollerhöhungen erzwingen bereits drastische Reaktionen. Hyundai investiert 21 Milliarden US-Dollar in die USA,...