Chinas größtem Öl- und Gaskonzern PetroChina setzt das starke Überangebot in der Branche zu. Der Gewinn sei deshalb im vergangenen Jahr um etwa 70 Prozent auf umgerechnet 4,87 Milliarden Euro eingebrochen, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Angesichts des Rückgangs will PetroChina seine Investitionen im laufenden Jahr um fünf Prozent zurückfahren.
Dass das Angebot die Nachfrage übersteigt, macht sich inzwischen flächendeckend bemerkbar. Die US-Regierung hat im Dezember vergangenen Jahres die letzten Beschränkungen des über 40 Jahre währenden Verbots für Ölexporte aus den USA aufgehoben. In den Monaten zuvor waren die Bestimmungen immer weiter gelockert worden. Seitdem wurde aber nicht mehr, sondern weniger amerikanisches Erdöl über den Seeweg verkauft, wie Financial Times schreibt. Seit Jahresbeginn sank die Menge an exportiertem Rohöl um rund 5 Prozent auf rund 325.000 Barrels (159 Liter) am Tag. Im ersten Quartal 2015 hatte diese noch etwa 342.000 Barrel betragen.
Die Hoffnungen, die die US-Ölbranche in die Liberalisierung des Handels gesetzt hatte, scheinen sich nicht zu erfüllen. „Die Aufhebung des Exportverbots hat die USA wieder stärker mit dem globalen Markt verbunden, aber die Welt hat nicht auf amerikanisches Rohöl gewartet“, sagte ein Analyst laut Financial Times. Anders stellt sich die Situation bei den Ölimporten der USA dar. Diese sind derzeit so hoch wie zuletzt im Jahr 2012.
Nicht nur bei Erdöl herrscht derzeit ein großes Überangebot und daraus resultierender Preisdruck. Die Erdgasindustrie steht vor ähnlichen Schwierigkeiten, wie der Stopp zweier Großprojekte vor den Küsten von Australien und Indonesien zeigt. So hat Australiens größter Öl- und Gasproduzent Woodside Petroleum zusammen mit seinen Partnern die Arbeit an einem Projekt zur Förderung von flüssigem Erdgas im Umfang von rund 40 Milliarden Dollar gestoppt, wie Financial Times schreibt. An dem Projekt vor der Westküste Australiens sind unter anderem auch Royal Dutch Shell und BP beteiligt.
„Woodside bleibt dem Browse-Projekt verbunden, aber die gesamtwirtschaftlichen Umstände sprechen nicht für Investitionen in Erdgas“, sagte Woodside-Chef Peter Coleman. Ähnlich wie auf dem Markt für Erdöl herrschen im Gasmarkt hohe Überkapazitäten. Der Preis für asiatisches Flüssiggas brach im vergangenen Jahr um fast 50 Prozent ein, weil große Förderunternehmen aus den USA und Australien in den Markt eingetreten sind. „Wenn das Überangebot bis zu den Jahren 2021 oder 2022 anhält, sind alle Projekte, die vor 2017 beschlossen werden sollen, von Verzögerungen bedroht“, sagte ein von Financial Times zitierter Analyst von Citi Group.
Indonesien hat unterdessen angekündigt, Pläne zum Bau der weltgrößten schwimmenden Erdgas-Raffinerie aufzugeben. Präsident Joko Widodo erklärte am Mittwoch, das 15 Milliarden Dollar schwere Projekt werde nicht weiterverfolgt. Ursprünglich sollte es von den Energiekonzernen Inpex aus Japan und der britisch-niederländischen Shell umgesetzt werden. Nun soll stattdessen das Gas aus dem Ölfeld Masela an Land aufbereitet werden. Das sei wirtschaftlich sinnvoller als ein Offshore-Projekt auf dem Meer.