Das Management des angeschlagenen Internet-Pioniers Yahoo sitzt auf heißen Stühlen. Der Finanzinvestor und Aktionär Starboard forderte am Donnerstag in einem Brief an die Yahoo-Anteilseigner, das oberste Führungsgremium komplett auszutauschen. Investor Starboard, der rund 1,7 Prozent der Aktien hält, begründete das Vorgehen unter anderem mit der trostlosen finanziellen Entwicklung, der schwachen Unternehmensführung und den extrem hohen Management-Gehältern bei Yahoo.
Die Finanzfirma liegt schon lange im Clinch mit der Yahoo-Führung und fordert unter anderem eine Ablösung von Konzernchefin Marissa Mayer, die 2012 verbunden mit großen Hoffnungen von Google zu Yahoo gewechselt war. Ihr war es in gut drei Jahren nicht gelungen, das Werbegeschäft von Yahoo in Schwung zu bringen, während Rivalen wie Facebook oder Google deutlich zulegten.
Yahoo befindet sich mitten im Umbau, steht wegen der Dominanz von Google und Facebook massiv unter Druck. Selbst das Kerngeschäft mit der Internetsuche steht zur Disposition. Außerdem plant das Unternehmen einen massiven Stellenabbau. Dafür will Yahoo an der milliardenschweren Beteiligung am chinesischen Amazon -Rivalen Alibaba festhalten. Investoren sind auch verärgert über den Zick-Zack-Kurs bei immer noch nicht vollzogenen Trennung von der milliardenschweren Beteiligung am chinesischen Online-Riesen.
Dem aktuellen Verwaltungsrat mangele es unter anderem an Führung und Durchblick, kritisierte Starboard. In US-Unternehmen hat der Verwaltungsrat eine stärkere Rolle als deutsche Aufsichtsräte. Neben Kontrollfunktionen bestimmen sie auch die Strategie.
Starboard kündigte an, selbst neun Mitglieder für den „Board of Directors“ zu nominieren, darunter Starboard-Chef Jeffrey Smith. Yahoo war zunächst für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Die Aktie gab am Donnerstag an der Wall Street knapp zwei Prozent nach. In den vergangenen zwölf Monaten ist das Papier bereits um 22 Prozent gefallen. Anleger befürchten, dass es durch den Streit zwischen Yahoo und Starboard Schwierigkeiten bei der Abtrennung des Kerngeschäfts geben könnte.