Wirtschaft

Exportflaute durch Handelsstreit: Unsicherheit belastet deutsche Firmen

Trotz einer weiteren Fristverlängerung im Zollkonflikt mit den USA bleibt die Lage für deutsche Exportunternehmen angespannt. Die ständigen Zoll-Drohungen aus Washington verunsichern die Wirtschaft – insbesondere unter Donald Trumps Politik leidet das transatlantische Handelsklima. Gleichzeitig schwächelt auch das China-Geschäft. Für die deutsche Exportbranche wird die Situation zunehmend kritisch.
08.07.2025 12:13
Lesezeit: 3 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Exportflaute durch Handelsstreit: Unsicherheit belastet deutsche Firmen
Der anhaltende Zollstreit mit den USA und ein schwaches China-Geschäft setzen deutschen Exportfirmen zu (Foto: dpa). Foto: Sina Schuldt

Im Mai fielen die Ausfuhren in die Vereinigten Staaten, dem wichtigsten Handelspartner für deutsche Unternehmen, auf den niedrigsten Stand seit mehr als drei Jahren, wie aus Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Die Exporte sanken um 7,7 Prozent zum Vormonat auf 12,1 Milliarden Euro und sorgten für den zweiten Rückgang der deutschen Exporte insgesamt in Folge.

„Die Situation im Außenhandel ist dramatisch und droht sich weiter zu verschärfen“, sagt Dirk Jandura, Präsident des Exportverbands BGA. „Die Folgen der Trump‘schen Zollpolitik werden damit immer deutlicher.“

Und das Bangen um US-Zölle hat noch kein Ende: Am Montagabend verschob Präsident Trump die Frist für neue Zölle von diesem Mittwoch (9. Juli) auf 1. August und kündigte besonders für asiatische Länder hohe Aufschläge an, darunter für Japan, Südkorea und Malaysia. Damit zieht sich der Zollstreit in die Länge, und selbst der 1. August ist nach Trumps Aussage nicht verbindlich.

„Zwar erhielt die EU gestern keinen neuen Zollbrief aus dem Weißen Haus, doch das Risiko (weiterer) Zölle schwebt wie ein Damoklesschwert über deutschen und europäischen Exporteuren“, sagt ING-Chefökonom Carsten Brezski.

Gelingt im Zollstreit noch ein Deal mit den USA?

Die deutschen Exporteure, die noch im ersten Quartal von vorgezogenen Lieferungen in die USA profitiert hatten, sind nun endgültig in schwierigen Zeiten angekommen. Die gesamten Ausfuhren weltweit sanken im Mai um 1,4 Prozent gegenüber April auf 129,4 Milliarden Euro.

Bereits im April hatte es ein deutliches Minus gegeben. „Jetzt drehen sich die Vorzieheffekte des ersten Quartals in ihr Gegenteil um“, sagt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank.

Anfang April hatte Trump sein gewaltiges globales Zollpaket angekündigt - nur um große Teile davon nach heftigen Börsenturbulenzen für 90 Tage auszusetzen. Seither gilt ein Basiszoll von 10 Prozent auf EU-Importe, während Trump zwischenzeitlich mit Zöllen von 50 Prozent drohte, sollte in den Verhandlungen mit Brüssel keine Einigung gelingen.

Auf den Import von Autos und Autoteilen hat Trump bereits hohe Extrazölle von 25 Prozent eingeführt, auf Stahl- und Aluminium sogar in Höhe von 50 Prozent.

Was genau die neue Frist bis Anfang August für die EU bedeutet, war zunächst unklar. Die Verhandlungen im Zollstreit gingen weiter, hieß es von der EU-Kommission. Erst am Sonntag hatte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit Trump telefoniert. Dass es aber gelingt, die US-Zölle komplett auszuräumen, gilt als unwahrscheinlich.

Der Außenhandelsverband BGA dringt darauf, „endlich Einigkeit und Sicherheit durch ein Abkommen zu schaffen“. Es dürfe aber keinen Deal um jeden Preis geben, bekräftigt Präsident Jandura.

Rückschlag auch im China-Geschäft

Doch die deutschen Exporteure kämpfen nicht nur mit Trumps Zollpolitik, auch im Geschäft mit China geht es bergab: Die Ausfuhren in die Volksrepublik sanken im Mai um 2,9 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro. China ist von einer billigen Werkbank für deutsche Unternehmen zu einer harten Konkurrenz auf den Weltmärkten geworden - etwa bei Elektroautos.

Die deutschen Exporte in das Vereinigte Königreich stiegen dagegen um gut 15 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro, während die wichtigen Ausfuhren in die EU-Staaten um 2,2 Prozent auf 71,3 Milliarden Euro schrumpften.

Trübe Aussichten für deutsche Wirtschaft

Auch die Importe nach Deutschland schwächelten deutlich. Sie fielen im Mai um 3,8 Prozent zum Vormonat auf 111,1 Milliarden Euro. „Der starke Rückgang der Importe könnte als Schwäche der Binnenkonjunktur ausgelegt werden“, sagt der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia.

Angesichts des schwachen Außenhandels droht der deutschen Wirtschaft nach dem überraschend starken Wachstum von 0,4 Prozent im ersten Quartal erneut die Rezession. Die deutschen Exporteure sind aus Sicht von ING-Chefökonom Brezski mit heftigem Gegenwind konfrontiert - auch wegen des starken Euro, der Ausfuhren auf den Weltmärkten verteuert. „Nach den harten Daten für die ersten beiden Monate des zweiten Quartals sieht es so aus, als würde die deutsche Wirtschaft erneut stagnieren oder sogar leicht schrumpfen.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Investitionen in Moldawien: Reformen zahlen sich aus
03.10.2025

Ein Land erlebt dank umfassender Reformen einen Aufschwung: Korruption wird zurückgedrängt, die EU-Annäherung schreitet voran und...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Achenbach Buschhütten: Ein Weltmarktführer trotzt den Standortklagen
03.10.2025

Hohe Energiepreise, Fachkräftemangel und Bürokratie prägen die Standortdebatte. Achenbach Buschhütten zeigt, wie ein Maschinenbauer in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ein-Mann-Einhorn: Droht KI den Wohlstand in die Hände weniger zu konzentrieren?
03.10.2025

Künstliche Intelligenz ermöglicht Milliarden-Start-ups, die nur von einer Person geführt werden. Was als Triumph der Innovation gilt,...

DWN
Politik
Politik Polen setzt Grenzkontrollen zu Deutschland bis 2026 fort
03.10.2025

Polen wird die bereits seit Juli bestehenden Kontrollen an der Grenze zu Deutschland deutlich länger aufrechterhalten als zunächst...

DWN
Finanzen
Finanzen Passives Einkommen: Warum leichtes Geld nicht existiert und wie die Branche an Ihren Träumen verdient
03.10.2025

Passives Einkommen klingt nach Freiheit ohne Arbeit. Die Realität ist anders. Dieser Beitrag zerlegt die Mythen von Dropshipping,...

DWN
Panorama
Panorama Vermögen, Wohnen, Familie: Was Statistiken über Ost und West sagen – 35 Jahre nach der Wiedervereinigung
03.10.2025

Deutschland feiert 35 Jahre Wiedervereinigung, doch die Unterschiede zwischen Ost und West sind weiterhin sichtbar. Ob beim Heiratsalter,...

DWN
Panorama
Panorama Tag der deutschen Einheit: Bundespräsident verleiht Verdienstorden an 25 Persönlichkeiten
03.10.2025

Zum Tag der Deutschen Einheit hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier 25 Menschen für ihre besonderen Verdienste um Demokratie,...

DWN
Technologie
Technologie KI-Modell erreicht 76 Prozent Genauigkeit bei Krankheitsvorhersagen
03.10.2025

Ein KI-Modell sagt mit 76 Prozent Genauigkeit den Verlauf von Krankheiten voraus. Und zwar Jahrzehnte im Voraus. Forscher sehen darin den...