Politik

Umfrage in Italien: Deutschland hat zu viel Einfluss in Europa

Lesezeit: 1 min
12.12.2012 00:02
Im italienischen Wahlkampf dürfte Deutschland eine unerwartet starke Rolle spielen: Die Italiener glauben, dass der Einfluss Deutschlands in Europa zu stark ist. Dennoch erwarten sie mehr Solidarität. Berlusconis Attacken gegen Berlin reflektieren daher geschickt die Stimmung der Wähler.
Umfrage in Italien: Deutschland hat zu viel Einfluss in Europa

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Silvio Berlusconi hält Deutschland für den Auslöser an den hohen Zinssätzen für italienische Staatsanleihen (hier). Sein Ausritt ist indes nicht nur seinem untrüglichen Bauchgefühl geschuldet: Eine Umfrage des Harris Instituts und der FT zeigt, dass die Simmung im Oktober deutlich zu Ungunsten Deutschlands gekippt ist. 83 Prozent der Italiener gaben an, dass der Einfluss Deutschlands in der EU zu stark sei. Im Vormonat hatten diese Auffassung nur 53 Prozent vertreten. Dennoch wollen die Italiener, dass die Deutschen Europa finanzieren: 74 Prozent kritisieren, dass Deutschland zu wenig Solidarität mit dem Rest der Euro-Zone zeigen.

Außenminister Guido Westerwelle trat den aufkommenden Ressentiments entgegen und sagte am Dienstag, weder Deutschland noch Europa seien schuld an der Misere in Italien.

Berlusconi hat guten Grund, die Anti-Euro-Karte zu spielen: Seine Partei ist hinter die EU-kritische Partei des Comedians Beppe Grillo, MoVimento 5 Stelle, hat Berlusconis Partei bereits überholt. Berlusconi kommt nach aktuellen Umfragen derzeit auf höchstens 14 Prozent. Es ist für ihn wichtig, vor Grillo zu landen, damit er bei einer Koalitionsbildung eine entscheidende Rolle spielen kann.

Das dürfte ihm schwerfallen: Denn anders als Berlusconi fährt Grillo mit seiner Partei nicht bloss einen dumpfen Anti-EU Wahlkampf, sondern versucht, seine EU-kritischen Positionen mit Bürgerrechtspositionen zu untermauern (nachzulesen auf seinem sehr interessanten Blog - hier).

Berlusconi hat dagegen bewiesen, dass ihn vor allem Bunga Bunga und seine eigenen Rechte interessieren. Daher dürfte es ihm nicht gelingen, an die überragenden Wahlerfolge der Vergangenheit anzuknüpfen. Dennoch ist seine neue Anti-EU-Haltung nicht ungefährlich für Brüssel: Jeder italienische Politiker wird sich zweimal überlegen, ob er unkritisch auf den Euro-Kurs einschwenkt. Zumindest für die Zeit von Wahlkampf und Regierungsbildung ist daher nicht zu erwarten, dass es zu einschneidenden Struktur-Reformen kommt. Die hatte Mario Monti zwar auch nicht durchgeführt - er hat es jedoch mit geschicktem Marketing verstanden, den Eindruck zu erwecken, als verändere sich die politische Kultur in Rom.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Yulin Delegation - Erfolgreich veranstaltetes Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen in Berlin

Am 25. April 2024 organisierte eine Delegation aus der chinesischen Stadt Yulin ein erfolgreiches Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie man Bankgebühren minimiert: praktische Tipps und Tricks
28.04.2024

Bankgebühren können das monatliche Budget erheblich belasten. In diesem Artikel erforschen wir effektive Strategien, um diese Kosten zu...

DWN
Technologie
Technologie KI gegen Mensch: Büroangestellte sind kaum besorgt um ihre Arbeitsplätze
28.04.2024

Künstliche Intelligenz (KI) wird mal als Weltverbesserer und mal als Jobkiller angesehen. Doch die Angst vor Letzterem ist unter...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Elektroauto-Krise schwächt deutsche Autokonzerne kaum - bisher
28.04.2024

Trotz der Marktflaute bei E-Autos und der schwachen Nachfrage in Deutschland erwirtschaften Volkswagen und BMW tolle Gewinne. Bei anderen...

DWN
Technologie
Technologie Neurotechnologie und Transhumanismus: Fortschritt, Chancen und Herausforderungen
28.04.2024

Wie sind die aktuellen Trends und potenziellen Auswirkungen von Neurotechnologie? Neben der Künstlichen Intelligenz entwickelt sich dieser...

DWN
Panorama
Panorama Neue Regelungen im Mai: Ticketsteuer, Biosprit und Autokauf
28.04.2024

Der Mai bringt frische Regulierungen und Veränderungen in verschiedenen Bereichen: Flugtickets könnten teurer werden, Autofahrer können...

DWN
Finanzen
Finanzen Welche Anlagestrategie an der Börse passt zu mir?
28.04.2024

Wenn Sie sich im Dschungel der Anlageoptionen verirren, kann die Wahl der richtigen Strategie eine Herausforderung sein. Dieser Artikel...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ressource Nummer 1 auf unserem blauen Planeten – das Geschäft um Trinkwasser
28.04.2024

Lange war es eine Selbstverständlichkeit, dass es genug Wasser gibt auf der Welt. Und bei uns ist das ja auch ganz einfach: Hahn aufdrehen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Konfliktlösung ohne Gericht: Verbraucherschlichtung als Chance für Ihr Business
27.04.2024

Verabschieden Sie sich von langwierigen Gerichtsverfahren! Mit dem Verbraucherstreitbeilegungsgesetz (VSBG) senken Sie Ihre Kosten,...