Politik

Mitten in der Krise: Österreich wechselt Innenministerin aus

Lesezeit: 1 min
09.04.2016 13:27
Österreich tauscht seine Innenministerin Johanna Mikl-Leitner aus. Der Fall zeigt, dass die Parteien Staatspositionen nur zum eigenen Vorteil ausnutzen. Mikl-Leitner war in der Flüchtlingskrise unter den EU-Innenministern sehr anerkannt. Nun kommt ein völlig Neuling, der sich von Null in der komplexen Materie einarbeiten muss.

Die österreichische Innenministerin Johanna Mikl-Leitner soll nach Niederösterreich wechseln, um dort als Nachfolgerin des mächtigen Landeshauptmanns (Ministerpräsident) Erwin Pröll aufgebaut zu werden. Das berichten übereinstimmend alle wichtigen österreichischen Medien.

Ihr Nachfolger soll Wolfgang Sobotka werden, der bisher als Finanzlandesrat wirkte. Sobotka ist Musiklehrer, im Bereich Innere Sicherheit verfügt er über keine einschlägige Erfahrung. Der Wechsel dürfte aus zwei Gründen nötig geworden sein: Die ÖVP sieht in der Popularität von Mikl-Leitner eine gewisse Garantie, die traditionelle ÖVP-Bastion Niederösterreich zu verteidigen. Weil sich der regierende Landeshauptmann Pröll mit Sobotka überworfen hat, wurde für Sobotka ein neuer Psoten gesucht und jetzt im Innenministerium gefunden.

Der Fall zeigt, wie verantwortungslos die Parteien mit ihren staatlichen Ämtern umgehen: Gerade erst hatte sich Mikl-Leitner in der komplexen Asyl- und Flüchtlingspolitik eingearbeitet und eine einigermaßen konsistente Politik vorzuweisen, da wird sie aus dem Amt gerissen, weil es die Parteiräson gebietet. Ihr folgt nicht etwa ein ausgewiesener Sicherheits- oder Asylrechtsexperte, sondern ein in Sicherheitsfragen völlig unbedarfter Mann, der wegen seiner mangelnden Fachkenntnisse völlig abhängig ist vom Rat von Experten, seiner Beamten und dem Wind, nach dem sich die Medien gerade drehen. Mikl-Leitner hatte sich nach großen anfänglichen Schwierigkeiten in die Materie auch mit den EU-Partnern eingearbeitet und war im Kreis der EU-Innenminister sehr angesehen.

Es ist unverständlich, warum die konservative ÖVP nicht in diesem wichtigen Punkt einmal das Staatsinteresse vor das Parteiinteresse gestellt hat.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Industrien retten: Hubertus Heils Strategien gegen Konjunkturkrise und Arbeitsplatzverlust
23.12.2024

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sieht in der aktuellen Konjunkturkrise eine massive Gefahr für die industrielle Basis...

DWN
Panorama
Panorama Überraschender Kulturwandel: Liebe zum Bargeld schwindet immer mehr
23.12.2024

Es gleicht einem Erdbeben. Aber auch die Deutschen scheinen die Vorzüge von Plastikkarten beim Zahlen und einlaufen zu schätzen. das...

DWN
Finanzen
Finanzen Antizyklisches Investieren: Lässt sich damit der Markt schlagen?
23.12.2024

Wer antizyklisch investiert, macht das Gegenteil dessen, was die meisten Anleger tun. Ist dabei eine höhere Rendite zu erwarten als bei...

DWN
Politik
Politik Und noch ein europäischer Alleingang: Fico zu Gesprächen mit Putin im Kreml
23.12.2024

Der slowakische Regierungschef Fico zeigt mit einem Überraschungsbesuch im Kreml, dass die EU-Front gegen Russlands Präsidenten Putin...

DWN
Panorama
Panorama Amokfahrt von Magdeburg: Trauer, Entsetzen und offene Fragen halten Deutschland in Atem
22.12.2024

Fünf Menschen sind tot, 200 verletzt: Nach der folgenschweren Fahrt mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg stellt sich die...

DWN
Politik
Politik Donald Trump hofft: Elon Musk übernimmt (noch) nicht die US-Präsidentschaft
22.12.2024

Kritiker nennen den Tech-Milliardär süffisant «Präsident Musk». Donald Trump stellt klar, wer das Sagen hat - bestreitet aber auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quiet Quitting: Der stille Job-Rückzug mit gefährlichen Folgen
22.12.2024

Ein stiller Rückzug, der Unternehmen erschüttert: Quiet Quitting bedroht die Substanz deutscher Betriebe. Warum immer mehr Beschäftigte...

DWN
Politik
Politik Steuern und Abgaben: Mehrheit der Steuerzahler zahlt 2025 noch mehr – mit oder ohne Ampel!
22.12.2024

Das „Entlastungspaket“ der Ampel ist eine Mogelpackung, denn Steuersenkungen sind nicht vorgesehen. Im Gegenteil: Ab dem 1. Januar 2025...