Politik

Stahlarbeiter demonstrieren gegen Dumping aus China

Die Stahlarbeiter haben in Deutschland gegen die billigen Importe aus China demonstriert. Bundeswirtschaftsminister Gabriel äußerte sich grundsätzlich positiv über Fusionen in der Branche. Ob diese allerdings die Jobs sichern oder nicht eher das Dumping noch beschleunigen, ist eine offene Frage.
11.04.2016 17:05
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Beschäftigten der kriselnden Stahlindustrie sind am Montag gegen Billigimporte aus China und die Klimaschutzauflagen der EU auf die Straße gegangen. Nach Angaben der IG Metall kamen zu den bundesweiten Kundgebungen unter dem Motto "Stahl ist Zukunft" mehr als 45.000 Teilnehmer. "Wir wollen einen fairen Wettbewerb und keinen Unterbietungswettkampf", sagte IG Metall-Chef Jörg Hofmann bei einer Versammlung vor der Zentrale von Thyssenkrupp Steel Europe in Duisburg. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel sagte den Stahlkochern die Unterstützung der Bundesregierung zu.

"2016 ist ein Schicksalsjahr für die Stahlproduktion", sagte IG Metall-Chef Hofmann. Die Bundesregierung und die EU-Kommission müssten die Weichen richtig stellen, damit keine Hochöfen stillgelegt werden müssten. Neben den Billigimporten aus China fürchten die Stahlkocher unter anderem zusätzlichen Druck durch schärfere Klimaschutzauflagen der EU. Die Branche mit Playern wie Thyssenkrupp, Salzgitter und Weltmarktführer ArcelorMittal ist ohnehin wegen des Preisdrucks und der Überkapazitäten seit Jahren in der Krise. "Geht der europäische Stahl den Bach runter, dann sind Millionen von Arbeitsplätzen in Europa in Gefahr", sagte Hofmann. "Auf jeden Arbeitsplatz in der Stahlindustrie kommen sechseinhalb, die davon abhängen."

Auch in Großbritannien fürchten Stahlarbeiter wegen des Rückzug des indischen Stahlriesen Tata um ihre Jobs (siehe Video am Anfang des Artikels).

Aktionen waren unter anderem auch vor dem Kanzleramt in Berlin sowie an Stahlstandorten in Thüringen und dem Saarland geplant. Die Branche beschäftigt in Deutschland knapp 90.000 Mitarbeiter und ist ein wichtiger Zulieferer für die Automobil- und die Bauindustrie sowie für den Maschinenbau.

"Fairness im Wettbewerb ist keine Einbahnstraße", sagte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Es müssten für alle Hersteller die gleichen Rahmenbedingungen herrschen. Dies müsse auch den Chinesen gesagt werden. "Klare Sprache - das verstehen auch die Chinesen." Gabriel hatte sich hinter die Forderung der Stahlbrache nach Anti-Dumping-Maßnahmen gegen chinesische Billigimporte gestellt. Die EU hatte Maßnahmen eingeleitet, die die europäische Stahllobby aber als unzureichend kritisiert hat. Auch Bemühungen um den Klimaschutz dürften nicht zu Lasten der Arbeitsplätze in der Industrie gehen, forderte Gabriel zudem. "Ich werde keiner Abstimmung meine Zustimmung geben in den europäischen Räten, die das nicht einhält und die die Sicherheit der Arbeitsplätze in der Stahl- und in der Rohstoffindustrie in Europa nicht genauso wertschätzt wie den Klimaschutz."

Gabriel äußerte sich auch zu Überlegungen, wonach es in der Stahlbranche zu Zusammenschlüssen kommen könnte. Er wolle sich nicht an Spekulationen beteiligen. Es wäre aber gut, wenn Unternehmen und Gewerkschaften darüber berieten, wie Arbeitsplätze in Deutschland erhalten werden könnten. "Konsolidierung allerdings, wenn die nötig ist, die darf nicht nur in Deutschland stattfinden." Reuters hatte von einem Insider erfahren, dass Thyssenkrupp und Tata Steel seit geraumer Zeit Gespräche über die Zukunft ihres europäischen Stahlgeschäfts führen. Seit Jahren wird eine Konsolidierung der Branche um Weltmarktführer ArcelorMittal erwartet. Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger hatte sich grundsätzlich dazu bereit erklärt.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland wartet auf Aufschwung, erster Hoffnungsschimmer im Maschinenbau
10.03.2025

Die Exportnation Deutschland wartet weiter auf den Aufschwung. Etwas Hoffnung machen eine überraschend starke Industrieproduktion und...

DWN
Finanzen
Finanzen EU-Deregulierung: Gefahr für Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit
10.03.2025

Der Wind der Deregulierung bläst über den Atlantik und erfasst die Europäische Union. Die macht es Amerika gleich und startet ihren...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Volkswagen in der Krise – Wie der Autoriese eine ganze Stadt ins Wanken bringt
10.03.2025

Von Dieselskandal bis E-Auto-Desaster: Der Niedergang eines deutschen Industriegiganten gefährdet eine ganze Stadt.

DWN
Politik
Politik Ukraine kann laut Trump nun doch wieder auf US-Geheimdienstinformationen hoffen
10.03.2025

Nach einem vorübergehenden Stopp von US-Militärhilfen, kann die Ukraine im Verteidigungskrieg gegen Russland nun wieder darauf hoffen,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mittelstand gibt auf: Negativrekord an Insolvenzen und kurzfristiger Betriebsschließungen
10.03.2025

So viele mittelständische Betriebe wie noch nie gehen pleite oder erwägen eine Geschäftsaufgabe: Laut einer KfW-Studie stehen mehr als...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Warnstreiks an 13 deutschen Flughäfen legen Flugverkehr lahm
10.03.2025

Tausende Flugreisende müssen tapfer sein: Wegen eines Warnstreiks der Gewerkschaft Verdi fallen an diesem Montag viele Flüge aus....

DWN
Politik
Politik Trudeau-Nachfolger: Mark Carney soll Kanada führen
10.03.2025

Der ehemalige Zentralbankchef Mark Carney wird neuer Vorsitzender der Liberalen Partei in Kanada. Das ergab eine Abstimmung unter...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Schuldenbremse Wählerbetrug: 500 Milliarden Sonderschulden mit alten Bundestag - Das Ergebnis von CDU und SPD
10.03.2025

Die Wirtschaft sieht für die CDU einen klaren Auftrag für Umsetzung dringende Wirtschaftsreformen. Doch die SPD und auch die Grünen und...