Der Schweizer Spezialchemiekonzern Lonza rüstet sich für die größte Übernahme seiner Unternehmensgeschichte. Lonza sei mit einer Kaufofferte an den US-Pharmazulieferer Catalent herangetreten, sagten drei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Mit einer Marktkapitalisierung von 3,7 Milliarden Dollar ist Catalent an der Börse knapp halb so viel wert wie Lonza. Bislang hätten sich die beiden Unternehmen nicht auf einen Preis verständigen können und es gebe keine Gewissheit, dass die Gespräche weitergeführt würden, erklärten die Insider. Lonza sei aber grundsätzlich an Übernahmen interessiert und könnte auch andere Firmen ins Visier nehmen, erklärte eine der Personen. Lonza wollte sich am Donnerstag nicht dazu äußern, Catalent war nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Wenn die Schweizer die Catalent-Transaktion über die Ziellinie brächten, würde das Unternehmen sein Geschäft mit Kunden aus der Pharma- und Biotech-Branche mehr als verdoppeln. Lonza produziert Medikamente für Roche oder Bristol-Myers Squibb. Das zweite Standbein des Basler Konzerns sind industrielle Spezialchemieprodukte wie Desinfektions- und Konservierungsmittel oder Holzschutzprodukte. Michael Nawrath, Analyst der Zürcher Kantonalbank, erachtet einen Ausbau des Arzneimittelgeschäfts als sinnvoll. Denkbar sei, dass sich Lonza über die Zeit ganz auf diesen Bereich spezialisieren könnte. Catalent kommt auf einen Umsatz von über 1,8 Milliarden Dollar
Ein anderer Analyst sagte, die Akquisition von Catalent wäre für Lonza ein Kraftakt. Angesichts der Schulden aus der Übernahmen von Arch Chemicals für 1,4 Milliarden Dollar im Jahr 2011 müsste Lonza das Kapital um rund 3,5 Milliarden Franken erhöhen, schätzt der Experte. An der Börse notierten Lonza unverändert, Catalent waren am Vorabend nach dem Reuters-Bericht auf den höchsten Stand seit sieben Monaten geklettert.
Die Firma aus dem Bundesstaat New Jersey wurde 2007 von Blackstone für 3,3 Milliarden Dollar geschluckt. Nach dem Börsengang 2014 hält der Finanzinvestor immer noch rund ein Fünftel an der Gesellschaft.