Politik

Merkel will Rente nicht als Thema im Wahlkampf haben

Angela Merkel will keine Renten-Diskussion vor der Bundestagswahl. Ihre Sorge ist begründet: Im anhaltenden Zinsumfeld schrumpfen die Sparguthaben. Die Lebensversicherer kämpfen ums Überleben, womit die hochgelobte private Vorsorge unter Druck gerät. Das sind keine schönen Themen für eine Wahl-Auseinandersetzung.
19.04.2016 02:02
Lesezeit: 2 min

Bundeskanzlerin Angela Merkel will die Rente aus dem nächsten Bundestagswahlkampf heraushalten. Im CDU-Vorstand kündigte sie nach einem Bericht der Zeitungen der Funke Mediengruppe an, erst auf die CSU und danach auf die SPD zuzugehen, «damit wir im Wahlkampf nicht darüber streiten müssen». Das Ziel sei ein neuer Rentenkonsens, so der Bericht. Allerdings gehen die Meinungen stark auseinander, was getan werden soll.

So geht es darum, die Rente mit Renteneintritt der geburtenstarken Jahrgänge bezahlbar zu halten - und gleichzeitig Altersarmut von Niedrigverdienern zu verhindern. Wirtschafts- und Finanzpolitiker der CDU hatten zuletzt vor neuen teuren «Rentengeschenken» gewarnt - etwa einer Erhöhung des Rentenniveaus. SPD-Chef Sigmar Gabriel will das Rentenniveau anheben. CSU-Chef Horst Seehofer sieht die staatlich geförderte Eigenvorsorge per Riester-Vertrag als gescheitert an.

Das Problem: Die Lage der Lebensversicherer ist wegen der niedrigen Zinsen, einer falschen Deregulierung und einer misslungenen Regulierung prekär. Politische Geschenke können zwar kurzfristig Abhilfe bei den Rentnern bringen. Für die Zukunft hat Deutschland jedoch nicht vorgesorgt.

Deutschland befindet sich außerdem in einer misslichen Situation, was die internationale Steuerung der Vorsorge anlangt: Der IWF und die Fed setzten wegen der US-Wahlen auf niedrige Zinsen, um zu verhindern, dass die Aktienmärkte einbrechen. Die meisten US-Pensionen basieren auf Aktien. Das aber schadet direkt den Renten in Deutschland, weil die Renten in Europa auf festverzinslichen Papieren oder gar Garantiezinsen beruhen. Merkel muss befürchten, dass sich die Zentralbanken eher nach den USA orientieren und daher auf deutsche Befindlichkeiten keine Rücksicht nehmen werden.

Die CDU setzt trotzdem unverdrossen auf die Riester-Rente. Auch angesichts der Phase niedriger Zinsen gelte es, immer wieder neu nachzudenken, sagte CDU-Generalsekretär Peter Tauber in Berlin. Die CDU wolle unterschiedliche Formen der Vorsorge stärken und die Bürger weiter ermutigen, privat vorzusorgen. Mehr als zwölf Millionen Deutsche hätten Riester-Verträge, darunter viele mit niedrigem Einkommen.

Merkel räumte im CDU-Vorstand dem Zeitungsbericht zufolge ein, sie kenne noch kein Konzept für eine umfassende Rentenreform. Der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Armin Laschet warnte davor, die Rente zum Wahlkampfthema 2017 zu machen. «Ein Rentenwahlkampf würde nur zur Verunsicherung von Millionen Menschen führen», sagte er der «Rhein-Neckar-Zeitung» und der «Passauer Neuen Presse» (Montag).

Linke-Chef Bernd Riexinger sagte, man werde es der Koalition nicht durchgehen lassen, die Rente aus dem Wahlkampf herauszuhalten. Das Rentenniveau müsse sofort angehoben werden, die Riester-Rente müsse in die gesetzliche Rente überführt werden.

Der Chef der CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung, Carsten Linnemann, forderte in der «Rheinischen Post» einen Freibetrag von 100 Euro pro Monat und Person bei der Anrechnung der privaten Altersvorsorge auf die Grundsicherung im Alter.

Auch die Arbeitgebervereinigung BDA verteidigte die Riester-Rente als «wichtig».

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Strafzölle: Wie die deutsche Wirtschaftsleistung massiv bedroht wird
05.02.2025

US-Strafzölle auf Importe aus Kanada, Mexiko und China könnten gravierende Folgen für die deutsche Wirtschaft haben. Experten des...

DWN
Panorama
Panorama Russischer Geheimdienst hinter Auto-Sabotagen vermutet
05.02.2025

Eine Serie von Sabotageakten gegen Autos sorgt für Unruhe in Deutschland. Die Polizei vermutet dahinter einen russischen Geheimdienst, der...

DWN
Technologie
Technologie Shein und Temu im Visier der EU-Kommission
05.02.2025

Die EU-Kommission will gegen den massenhaften Import billiger Produkte von Plattformen wie Shein und Temu vorgehen. Im Fokus stehen...

DWN
Panorama
Panorama Elf Tote in Schweden: Was ist passiert?
05.02.2025

Nach einer Schießerei an einer Erwachsenenbildungseinrichtung in Schweden bleiben viele Fragen offen. Mindestens elf Menschen starben,...

DWN
Politik
Politik Mehrheit bei Migrationsvotum durch AfD: Für mehr als die Hälfte der Deutschen kein Problem
05.02.2025

Bei den Demonstrationen gegen Merz und die AfD war viel Empörung zu spüren. Doch diese Proteste spiegeln nur die Meinung einer – wenn...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rüstungskonzern KNDS übernimmt Alstom-Werk in Görlitz und sichert Arbeitsplätze
05.02.2025

Der Rüstungskonzern KNDS übernimmt das Alstom-Werk in Görlitz. In einer feierlichen Zeremonie unterzeichneten die Unternehmen eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Investments 2025: „Gold ist der beste Maßstab für den Wert von Bitcoin, den wir haben“
05.02.2025

Bitcoin-ETFs, politische Entscheidungen und die Goldkorrelation bestimmen die Spielregeln für Bitcoin 2025. Was das für Anleger bedeutet,...

DWN
Immobilien
Immobilien Mehr KfW-Fördermilliarden - auch durch Heizungsgesetz
05.02.2025

Bei der politisch umstrittenen Förderung klimafreundlicher Heizungen verzeichnet die staatliche KfW seit Jahresende 2024 einen merklichen...