Politik

Kurios: In Indien boomt Hitler als Lifestyle-Marke

Weil er das britische Empire zum Wanken gebracht hat und Indien dadurch seine Unabhängigkeit erlangt hat, genießt Adolf Hitler in Indien Kultstatus. Modegeschäfte und Cafés werben mit seinem Namen. Nicht einmal die jüdische Gemeinde hat ein Problem damit.
14.12.2012 13:45
Lesezeit: 2 min

Aktuell:

Krise: Die Deutschen kaufen erstmals weniger Autos

Im indischen Ahmedabad entfernten die Behörden eine riesige Leuchtreklame, die nur aus dem einen Wort „Hitler“ bestand, das ein Hakenkreuz als i-Punkt trug. Die Reklame hatte über einem Modeladen gehangen, der nach dem früheren deutschen Führer Adolf Hitler benannt war, berichtet die Business Week. Die Behörden begründeten ihr Eingreifen mit einem „Mangel an kultureller Sensibilität“ auf Seiten des Modeladens.

Rajesh Shah, ein Mitbesitzer des Ladens ist verblüfft: „Wir sind beliebt wegen des Namens“, zitiert ihn Business Week. Seine Kunden hätten überhaupt kein Problem mit dem Namen, sie wollten, dass der Name bleibt. „Die Einwohner von Ahmedabad mögen den Namen, da sie wissen, dass Hitler Indien nicht Schlimmes angetan hat“, sagte Shah. Die einzigen, die sich beschwert hätten, seien Ausländer gewesen. Shah geht nun gerichtlich gegen die Entfernung des Namens vor. „Wir werden für den Namen ‚Hitler’ kämpfen“, zitiert ihn Business Week. Die ganze Aufregung ist auf jeden Fall gut für das Geschäft.

Die Marke Hitler gewinnt in Indien an Stärke, Hitlers Buch „Mein Kampf“ ist ein Bestseller und durchsetzungsfähige Menschen werden im Fernsehen und im Kino oft mit dem Spitznamen Hitler versehen. Letztes Jahr kamen zum Beispiel die Filme „Held Hitler verliebt“, eine Komödie über einen cholerischen Mann, und der Film „Gandhi an Hitler“, ein wohlwollendes Portrait über die letzten Tage des Diktators, heraus, so Business Week. Über Jahre trug ein Café in Mumbai den Namen „Hitlers Kreuz“.

In anderen Teilen der Welt ist Hitler vor allem bei Rechtsradikalen beliebt, doch in Indien hat die Popularität des Deutschen nichts mit Anti-Semitismus zu tun, zitiert Business Week Navras Jaat Aafreedi, Professor für Sozialwissenschaften an der Gautam Buddha Universität in Neu Delhi. Indische Kinder lernten in der Schule, dass Hitler das Britische Empire schwächte und dass die Briten dadurch gezwungen wurden, Indien zu verlassen. Deshalb bewunderten die jungen Menschen den ehemaligen deutschen Führer. Vom Massenmord an den Europäischen Juden, den Sinti und Roma oder den Homosexuellen und anderen "Randgruppen" erfahren sie offenbar nichts.

Und auch die jüdische Gemeinde in Indien ist auffallend gelassen. Die Gemeinde in Indien mit etwa 5.300 Mitgliedern ist weltweit eine der wenigen, die niemals von ihren Landsleuten verfolgt wurde, sagt Professor Aafreedi. „Wir wurden niemals von irgendeiner Kaste oder irgendeinem Glauben verfolgt. Nicht einmal von den Moslems“, sagt Solomon Sopher, der Präsident der jüdischen Gemeinde in Mumbai. Inder neigten einfach zur Heldenverehrung für starke Armeeführer, erklärt Sopher.

Weitere Artikel

Thorium statt Uran: Norwegen erfindet die Kernenergie neu

EU-Weihnachtsfeier: Für die Staatsdiener beginnen heute die Ferien

Zentralbanken ändern Kurs und wollen höhere Inflation zulassen

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Trump öffnet Chip-Schleusen für China: Sicherheit nur noch zweitrangig
13.08.2025

Trotz jahrelanger Warnungen vor Pekings Militärambitionen gibt Trump den Verkauf modernster US-Chips an China frei – und stellt Profit...

DWN
Politik
Politik Bedrohung durch Russland? Estland weist russischen Diplomaten aus
13.08.2025

Die Beziehungen zwischen Russland und Estland sind seit Jahren konfliktgeladen und angespannt. Nun weist das EU- und Nato-Land einen...

DWN
Finanzen
Finanzen Wegen EU-Sanktionen: China verhängt Sanktionen gegen zwei EU-Banken
13.08.2025

Im Konflikt um Russland-Sanktionen setzt Peking zwei europäische Geldhäuser auf seine Sanktionsliste. Es handelt sich um eine...

DWN
Politik
Politik 100 Tage schwarz-rote Koalition: SPD kritisiert Union
13.08.2025

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Matthias Miersch fordert 100 Tage nach dem Start der schwarz-roten Koalition, Probleme in der Zusammenarbeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Perplexity AI will Chrome übernehmen: KI-Suchmaschine bietet Milliarden
13.08.2025

Ein KI-Start-up wagt den Angriff auf Google: Perplexity AI will mit seiner KI-Suchmaschine den Chrome-Browser für Milliarden übernehmen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Steuerfreie Arbeitgeberzuschüsse: Attraktive Benefits als Alternative zur Gehaltserhöhung
13.08.2025

Smartphone, Kita-Gebühr, Rad oder Deutschlandticket: Mit diesen zehn Gehaltsextras können Beschäftigte Steuern und Abgaben sparen. Wie...

DWN
Politik
Politik Ukraine vor strategischem Kipp-Punkt: Russlands Vorstoß könnte Verhandlungsmasse für Putin werden
13.08.2025

Während die Front im Donbass unter schwerem Druck steht, dringt Russland kurz vor dem Trump-Putin-Gipfel tief in ukrainisches Gebiet vor...

DWN
Finanzen
Finanzen Renk-Aktie legt kräftig zu: Starke Auftragslage beflügelt Anleger
13.08.2025

Die Renk-Aktie überrascht Anleger mit starken Quartalszahlen und einem klaren Aufwärtstrend. Doch wie nachhaltig ist der Erfolg des...