Politik

Berlin: Rechte verlesen Böhmermann-Gedicht auf Demonstration

Auf einer Kundgebung von „Pro Deutschland“ in Berlin wurde das „Schmähgedicht“ in Verbindung mit Pophymnen verlesen. Die Teilnehmer der Kundgebung verlangten den Rücktritt von Kanzlerin Angela Merkel. Zu einer Gegen-Demo kamen 7.500 Teilnehmer.
08.05.2016 01:16
Lesezeit: 1 min

Tausende Demonstranten haben in der Berliner Innenstadt gegen einen Aufzug rechter Gruppen protestiert. Nach Schätzungen der Polizei schlossen sich rund 7500 Menschen zwei Gegenkundgebungen an, um ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus zu setzen. Dem Marsch der Rechten unter dem Motto „Merkel muss weg“ folgten rund 1000 Menschen, angemeldet hatten die Veranstalter 5000 Teilnehmer.

Die Polizei war mit 1700 Beamten aus mehreren Bundesländern im Einsatz. Es gab einen Angriff auf einen Berliner Linken-Politiker, fünf vorläufige Festnahmen und vereinzelte Flaschenwürfe. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) dankte allen, die friedlich gegen den Rechten-Aufmarsch protestierten.

Insgesamt seien die Demonstrationen weitgehend störungsfrei verlaufen, sagte Polizeisprecher Wilfried Wenzel am Abend. So friedlich wie am Anfang seien sie aber nicht geblieben. So habe ein Teilnehmer der Rechtspopulisten-Demo den flüchtlingspolitischen Sprecher der Linken im Berliner Abgeordnetenhaus, Hakan Taş, in einem Supermarkt den Ellenbogen in die Bauchgegend gestoßen. Taş erstattete Anzeige. Zudem seien Flaschen aus den Reihen der Gegendemonstranten geflogen, die versuchten, Polizeiabsperrungen in Richtung des Rechten-Aufzugs zu überwinden. Kurze Zeit sei die Stimmung dabei sehr aggressiv gewesen.

Der Demonstration „Für ein solidarisches Berlin“ des „Bündnis Nazifrei“ schlossen sich nach Polizeiangaben rund 4500 Menschen an. Die Veranstalter sprachen von bis zu 12 000 Teilnehmern. Das Bündnis zog mit Plakaten wie „Flüchtlinge willkommen“, „Gegen Rassismus und rechte Gewalt“ und „Wir sind viele. Berlin gegen Nazis“ durch die östliche Innenstadt. Am „Spaziergang für Weltoffenheit und Toleranz“ der evangelischen Kirche zum Gendarmenmarkt nahmen weitere rund 3000 Menschen teil. Die östliche Innenstadt blieb am Samstag weiträumig abgesperrt.

Müller sagte, den Berlinern sei es gelungen, ein sichtbares Zeichen gegen Intoleranz und Ausgrenzung zu setzen, das weit über die Stadt hinaus strahle. „Viele Menschen wollten dem rechten Mob und den Spaltern der Stadt in keinem Fall die Straße überlassen.“

Die Demonstration unter dem Motto „Merkel muss weg“ hatte das Bündnis „Wir für Berlin & Wir für Deutschland“ angemeldet, das mit rechten Bewegungen wie etwa „Pro Deutschland“ zusammenarbeitet. Aus dem Aufzug ertönten Rufe wie „Heimat“, „Freiheit“ und „Lügenpresse“. Auf dem Plakat einer älteren Frau stand: „Der Islam gehört zu Merkel, aber nicht zu Deutschland.“ Die Demonstranten sprachen sich untereinander als „Patrioten“ an, verlasen das Böhmermann-Schmähgedicht und schwenkten Deutschland-Fahnen.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Nato-Gipfel: Den Haag wird zur Festung - Sorge vor digitaler Sabotage
24.06.2025

Die Niederlande erwarten die Staats- und Regierungschefs der Nato-Staaten – auch US-Präsident Donald Trump. Wegen der hochkarätigen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Sondervermögen Infrastruktur: Wo gehen die 500 Milliarden Euro hin?
24.06.2025

Deutschland hat Infrastrukturprobleme. Das geplante Sondervermögen Infrastruktur in Höhe von 500 Mrd. Euro soll in den nächsten zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Misserfolg bei Putins Wirtschaftsforum in St. Petersburg: Die marode Kriegswirtschaft interessiert kaum jemanden
23.06.2025

Das Wirtschaftsforum in St. Petersburg sollte Russlands wirtschaftliche Stärke demonstrieren. Stattdessen offenbarte es die dramatische...

DWN
Politik
Politik Zwangslizenzen: EU hebelt den Patentschutz im Namen der Sicherheit aus
23.06.2025

Die EU will künftig zentral über die Vergabe von Zwangslizenzen entscheiden – ein tiefer Eingriff in das Patentrecht, der die...

DWN
Technologie
Technologie Umfrage: Zwei Drittel für europäischen Atom-Schutzschirm
23.06.2025

Eine Forsa-Umfrage zeigt, dass eine deutliche Mehrheit der Deutschen den Aufbau eines europäischen nuklearen Schutzschildes befürworten....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Internationale Anleger kehren der Wall Street den Rücken
23.06.2025

Ölpreise steigen, geopolitische Risiken nehmen zu – und Europas Aktienmärkte wirken plötzlich attraktiv. Während die US-Börsen ins...

DWN
Politik
Politik Personalmangel im öffentlichen Dienst - DGB fordert mehr Personal
23.06.2025

Milliardeninvestitionen sollen in Deutschland die Konjunktur ankurbeln. Doch Personalmangel in Behörden könnte den ehrgeizigen Plänen...

DWN
Politik
Politik Iran-Israel-Krieg: Internet überflutet mit Desinformation
23.06.2025

Falsche Videos, manipulierte Bilder, inszenierte Explosionen: Der Konflikt zwischen Iran und Israel spielt sich längst auch im Netz ab –...