Politik

Linke: Migranten werden Versuchskaninchen für massive Überwachung

Lesezeit: 1 min
09.05.2016 09:23
Die biometrische Erfassung von Migranten und die Einspeisung der Daten in eine EU-Datenbanken dienen nach Einschätzung der Linkspartei dazu, eine umfassende Überwachung für alle Europäer aufzubauen.
Linke: Migranten werden Versuchskaninchen für massive Überwachung

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Andrej Hunko von der Linkspartei weist in einer Aussendung drauf hin, dass die grenzpolizeiliche Erfassung von Mogranten der Anfang eines umfassenden Überwachungsprogramms sein dürfte:

"Abermals wird die grenzpolizeiliche Datenbank EURODAC für die Einführung neuer Kriminaltechnik benutzt. Die Europäische Kommission schlägt vor, das System um biometrische Gesichtsbilder und Software zur Gesichtserkennung zu ergänzen. Migrant/innen werden zu Versuchskaninchen für mehr Überwachung", kritisiert der europapolitische Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, Andrej Hunko.

Mit Fingerabdrücken und Personendaten in EURODAC sollen Mehrfachanträge von Asylsuchenden aufgespürt werden. Auch gespeichert werden irregulär Eingereiste, die an EU-Außengrenzen oder im Schengen-Raum aufgegriffen werden. Die Abnahme der Fingerabdrücke erfolgt bei Verweigerung auch bei Minderjährigen unter Zwang. Derzeit bevorratet EURODAC rund 4,5 Millionen Fingerabdruckblätter. Ein Drittel der Zulieferungen und Abfragen kommen aus Deutschland. Nun wird die Verarbeitung von Gesichtsbildern eingeführt. Dies beträfe nach gegenwärtigem Vorschlag auch sechsjährige Kinder.

Andrej Hunko weiter:

"Bereits 2013 wurde die Nutzergemeinde von EURODAC auf die Kriminalpolizei ausgeweitet, vorhandene Fingerabdrücke werden seitdem zur Strafverfolgung durchsucht. Wir kritisierten dies als Stigmatisierung von Migrant/innen. Die Gesichtsbilder würden nach Vorschlag der Kommission ebenfalls von Polizeien der Mitgliedstaaten sowie den Agenturen EUROPOL und FRONTEX für diese Zwecke genutzt.

Die erprobten Verfahren zur Verarbeitung von Gesichtsbildern werden später in andere Datenbanken übernommen, darunter das bestehende Visa-Informationssystem und das geplante Register aller Ein- und Ausreisen an den EU-Außengrenzen. Sämtliche biometriebasierten Datenbanken sollen dann nach Willen des Bundesinnenministeriums zu einem ,Kernsystem' verschmelzen.

Diese Superdatenbank mit Fingerabdrücken und Gesichtsbildern wäre der Albtraum für die europäischen Bürgerrechte. Zunächst beträfe dies sämtliche EU-Ausländer/innen, es existieren jedoch Pläne zur Erweiterung auf Angehörige aller Mitgliedstaaten der Europäischen Union.

Biometriebasierte Datenbanken sind eine Gefahr für den Datenschutz und das Prinzip der Datensparsamkeit. Sie ermöglichen die Einführung neuer, automatisierter Kontrollsysteme. So könnten etwa Personen aus der Videoüberwachung im öffentlichen Raum mit Porträts in den Datenbanken abgeglichen werden. Die Bundesregierung muss sich deshalb gegen die Ausweitung der digitalen Überwachung positionieren."


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Nachlassende Nachfrage: Deutsche Industrie verzeichnet erneut weniger Aufträge
07.05.2024

Trotz einer vielversprechenden Entwicklung im März kämpfen Deutschlands Exporteure nach wie vor mit erheblichen Schwierigkeiten.

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: US-Arbeitsmarktdaten lassen erneut Zinssenkungsfantasie aufkommen
07.05.2024

Die internationalen Finanz- und Rohstoffmärkte verbleiben im Spannungsfeld wechselnder Indikatoren hinsichtlich des zukünftigen Zinspfads...

DWN
Politik
Politik Israels Armee nähert sich dem Grenzübergang von Rafah
07.05.2024

Israels Regierung bleibt bei der geplanten umfangreichen Offensive gegen Rafah bestehen, während die Hamas einer Waffenruhe zustimmt -...

DWN
Immobilien
Immobilien Gesundheitsimmobilien: Investmentmarkt stolpert – wie sieht die Pipeline weiter aus?
07.05.2024

Nach robustem Transaktionsvolumen in den vergangenen Jahren herrschte auf dem Investmentmarkt für Pflegeheime, Seniorenimmobilien und...

DWN
Politik
Politik Erbschaftssteuer: Droht durch Klage Bayerns ein Wettbewerb der Länder beim Steuersatz?
07.05.2024

In Karlsruhe wird es diesen Sommer mal wieder um den Dauerbrenner Erbschaftssteuer gehen. Schon zweimal hat das Verfassungsgericht von der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Menge sichergestellten Kokains im Hamburger Hafen verdreifacht
06.05.2024

Im Hamburger Hafen werden alle nur erdenklichen Waren umgeschlagen - auch Drogen. Immer mehr Kokain findet durch das Tor zur Welt seinen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Der internationale Handel und Kriege im Fokus bei Xi-Besuch in Frankreich
06.05.2024

Auf gute Stimmung machen in Europa: Chinas Staatspräsident Xi besucht seit fünf Jahren mal wieder Frankreich und lächelt, als ihn...

DWN
Politik
Politik Neues Gesicht in der CDU: Helmut Kohl-Enkel will in Bundesvorstand gewählt werden
06.05.2024

Die Kinder von Helmut Kohl haben auf eine Karriere in der Politik verzichtet. Jetzt versucht der Enkel des früheren Bundeskanzlers,...