Politik

Wütende Zuschauer-Proteste gegen Politisierung des ESC

Lesezeit: 1 min
15.05.2016 03:32
Das Publikum reagierte wütend auf die völlig unerwartete Politisierung des ESC. Der Vorwurf an die öffentlich-rechtlichen Sender: Ein Musik-Contest werde für politische Agitation missbraucht.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Hunderte Kommentare beschwerten sich auf Facebook und Twitter nach dem Sieg der Ukraine beim Eurovision Song Contest über die unerwartete Politisierung des ESC durch die öffentlich-rechtlichen Sender. Die Kritik kam aus praktisch allen Ländern Europas: Aus Schweden, Italien, Frankreich, Polen, Großbritannien und Deutschland wurde angemerkt, dass das Siegerlied so politisch angelegt war, dass ein schwerwiegender Verdacht nicht auszuräumen sei: Die Jurys, die im Auftrag der Sender erstmals eingesetzt wurden, hätten kein künstlerisches, sondern ein politisches Urteil gefällt. Die Kommentare auf Facebook waren authentisch, so dass es den Sendern schwerfallen dürfte, Putin-Trolle hinter der Kritik zu vermuten.

Einhelliges Urteil der Kommentare: Es sei bisher guter Usus gewesen, politische Texte vom Wettbewerb auszuschließen. Man habe sich am ESC wegen der Musik und wegen der Lyrik erfreut und den Contest als einen Ort angesehen, bei dem die Politik außen vor bleibe. Nun aber sei der ESC mitten in den Streit zwischen der Ukraine und Russland gezogen worden – unter anderem auf Kosten der musikalischen Qualität. Dies könne dem Geist des ESC in Zukunft vergiften.

Auch diplomatisch könnte die Neuausrichtung beim nächsten ESC zu Komplikationen führen: Denn die Siegerin trug ein Lied über ihre Vorfahren vor, die als Tartaren auf der Krim gelebt hätten. Ein ukrainischer politischer Beamter hatte im Vorfeld bereits angekündigt, dass der ESC 2017 von der Ukraine auf der Krim ausgerichtet werde. Der staatliche russische Sender RT konterte, dass dies ein Problem sei – weil die Krim in einer Volksabstimmung für den Beitritt zu Russland gestimmt habe und eine Ausrichtung auf der Krim folglich nur möglich gewesen wäre, wenn der russische Kandidat gewonnen hätte.

Die ARD verschwieg auf ihrer Eurovisions-Website die Tatsache, dass der russische Sänger das Votum des Publikums gewonnen hatte. Die ARD schreibt: „In Stockholm gab es ein neues, zweiteiliges Abstimmverfahren, das bis zum Schluss für Spannung sorgte: Zunächst wurden die Punkte der Jurys verteilt. Demnach hätte Australien vor der Ukraine und Frankreich gewonnen. Die sich anschließende Wertung des Publikums wirbelte das Ergebnis noch einmal durcheinander und brachte Jamala an die Spitzenposition.“ Diese Formulierung ist hochgradig manipulativ, weil sie den Eindruck erweckt, als hätte die Jamala die Publikumswertung gewonnen.

Im übrigen betonte die ARD, dass dem ESC die „Völkerverständigungs-Idee“ zugrunde liege. Wenn man sich die aufgebrachten Reaktionen der Zuseher ansieht, die wegen der Politisierung auch aufeinander losgingen, muss man konstatieren, dass diese Idee beim ESC 2016 eindeutig Schaden genommen hat.

+++Aktuell: Ein Nato-Hardliner und seine Deutung des ESC-Erfolgs der Ukraine+++


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Von Dividenden leben? So erzielen Sie ein passives Einkommen an der Börse
21.11.2024

Dividenden-ETFs schütten jedes Jahr drei bis vier Prozent der angelegten Summe aus. Wäre das auch was für Ihre Anlagestrategie?...

DWN
Politik
Politik Weltstrafgericht erlässt auch Haftbefehle gegen Netanjahu und Galant - wegen Kriegsverbrechen im Gaza-Streifen
21.11.2024

Der Internationale Strafgerichtshof hat Haftbefehle gegen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, den früheren...

DWN
Politik
Politik US-Staatsapparat: Tech-Milliardär Elon Musk setzt auf Technologie statt Personal - Unterstützung bekommt er von Trump
21.11.2024

Elon Musk soll dem künftigen US-Präsidenten Trump dabei helfen, Behördenausgaben zu kürzen und Bürokratie abzubauen. Er gibt einen...

DWN
Politik
Politik Neue EU-Kommission: Nach heftigen Streit auf „umstrittenes“ Personal geeinigt
21.11.2024

Nach erbittertem Streit haben sich die Fraktionen im EU-Parlament auf die künftige Besetzung der Europäischen Kommission geeinigt. Warum...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit neuem Rekordhoch - geht es jetzt Richtung 100.000 US-Dollar?
21.11.2024

Neues Bitcoin-Rekordhoch am Mittwoch - und am Donnerstag legt die wichtigste Kryptowährung direkt nach. Seit dem Sieg von Donald Trump bei...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wirecard-Zivilprozess: Ein Musterkläger für 8500 Aktionäre - Kommt eine Entschädigung für Aktionäre?
21.11.2024

Holen sich Wirecard-Aktionäre jetzt eine Milliarden-Entschädigung von EY? Viereinhalb Jahre nach der Wirecard-Pleite geht es vor dem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ifo-Umfrage: Industrie bewertet Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit miserabel
21.11.2024

Seit 1994 hat die Industrie ihre Lage nicht mehr so schlecht eingeschätzt, sagt das ifo Institut. Im EU-Vergleich stehen deutsche...