Mario Montis Abgang wurde von der italienischen Wirtschaft mit einer vernichtenden Kritik begleitet: Die Wirtschaftszeitung Il Sole 24 Hore schrieb, Monti hinterlasse keine Spuren. Seine Amtszeit sei Stückwerk gewesen, hunderte hektisch beschlossene Verordnungen hätten mehr Konfusion als Regeln gebracht – alles sei „ohne Geist und Richtung“ gewesen. Er habe ohne Parlament regiert, weil sich die gewählten Mandatare während der vergangenen Monate ausschließlich mit ihrem eigenen, nun bevorstehenden Wahlkampf beschäftigt hätten.
Monti selbst will am Sonntag erklären, ob er sich von Ferrari-Chef Luca di Montezemolo für eine Kandidatur sponsern lassen will. Es sei noch nichts entschieden, sagen Leute, die ihn zu kennen behaupten. Die Tatsache, dass er am Sonntag vor die Presse treten will, deutet eher darauf hin, dass Monti seine Mission noch nicht als beendet ansieht. Er wurde von der EU und Angela Merkel bedrängt, wieder anzutreten und Italien auf Kurs zu bringen.
Wenn Monti antritt, dürfte die EU eine entscheidende Rolle im Wahlkampf spielen: Berlusconi und Beppe Grillo sind gegen die EU, Monti und die Sozialdemokraten unter Pier Luigi Bersani sind für die EU. Allerdings ist auch innerhalb der EU-freundlichen Allianz ein Konflikt vorprogrammiert: Monti soll im Auftrag der EU sparen, der ehemalige Kommunist Bersani wird sein Hauptaugenmerk auf die rasche Vergemeinschaftung der Schulden legen. Die Gewerkschaften mussten bisher noch nicht in Aktion treten, weil Monti tatsächlich außer Ankündigungen und Marketing keinerlei gravierende Reformerfolge vorweisen kann.
Silvio Berlusconi ist nach einer kurzfristigen Umarmung Montis wieder zu seinerm ursprünglichen Konfrontationskurs zurückgekehrt: Er bezeichnete den Goldman Banker Monti als einen „Lakaien der Banken“ im Dienst der deutschen Hegemonie in Europa.