Politik

Monti tritt ab, italienische Wirtschaft: „Er hinterlässt keine Spuren“

In Italien ist die Ära Monti I zu Ende gegangen. Die italienische Wirtschaft fällt ein hartes Urteil über seine Amtszeit. Sollte Monti am Sonntag seine Kandidatur bekanntgeben, könnte er in der zersplitterten Parteienlandschaft nahtlos vom Übergangspremier in die Ära Monti II gleiten.
22.12.2012 02:43
Lesezeit: 1 min

Mario Montis Abgang wurde von der italienischen Wirtschaft mit einer vernichtenden Kritik begleitet: Die Wirtschaftszeitung Il Sole 24 Hore schrieb, Monti hinterlasse keine Spuren. Seine Amtszeit sei Stückwerk gewesen, hunderte hektisch beschlossene Verordnungen hätten mehr Konfusion als Regeln gebracht – alles sei „ohne Geist und Richtung“ gewesen. Er habe ohne Parlament regiert, weil sich die gewählten Mandatare während der vergangenen Monate ausschließlich mit ihrem eigenen, nun bevorstehenden Wahlkampf beschäftigt hätten.

Monti selbst will am Sonntag erklären, ob er sich von Ferrari-Chef Luca di Montezemolo für eine Kandidatur sponsern lassen will. Es sei noch nichts entschieden, sagen Leute, die ihn zu kennen behaupten. Die Tatsache, dass er am Sonntag vor die Presse treten will, deutet eher darauf hin, dass Monti seine Mission noch nicht als beendet ansieht. Er wurde von der EU und Angela Merkel bedrängt, wieder anzutreten und Italien auf Kurs zu bringen.

Wenn Monti antritt, dürfte die EU eine entscheidende Rolle im Wahlkampf spielen: Berlusconi und Beppe Grillo sind gegen die EU, Monti und die Sozialdemokraten unter Pier Luigi Bersani sind für die EU. Allerdings ist auch innerhalb der EU-freundlichen Allianz ein Konflikt vorprogrammiert: Monti soll im Auftrag der EU sparen, der ehemalige Kommunist Bersani wird sein Hauptaugenmerk auf die rasche Vergemeinschaftung der Schulden legen. Die Gewerkschaften mussten bisher noch nicht in Aktion treten, weil Monti tatsächlich außer Ankündigungen und Marketing keinerlei gravierende Reformerfolge vorweisen kann.

Silvio Berlusconi ist nach einer kurzfristigen Umarmung Montis wieder zu seinerm ursprünglichen Konfrontationskurs zurückgekehrt: Er bezeichnete den Goldman Banker Monti als einen „Lakaien der Banken“ im Dienst der deutschen Hegemonie in Europa.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...